Marcel Hartel spielt zurzeit seine wohl beste Saison für den FC St. Pauli.
Der Kilometer-Meister der Liga
Mit drei Toren und vier Vorlagen ist er der 26 Jahre alte Mittelfeldmann Topscorer der Kiezkicker - und zudem nicht nur in seinem Team, sondern in der ganzen Liga der Spieler mit den meisten Laufkilometern.
Vor dem Zweitliga-Topspiel bei seinem früheren Klub Arminia Bielefeld (heute 20:30 Uhr LIVE im TV und Stream auf SPORT1) spricht der gebürtige Kölner im SPORT1-Interview über eine turbulente St.-Pauli-Woche, seine starke Saison, einen wichtigen Derbysieg und seine Zukunft auf St. Pauli.
SPORT1: Herr Hartel, Ihr Team hat eine bittere Niederlage im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg in den Knochen: Kann man so ein Spiel überhaupt schnell abhaken?
Hartel: Ja, natürlich kann man das. Es wäre anders gewesen, hätten wir ein schlechtes Spiel gemacht und keine Chance gehabt. So haben wir gesehen, dass wir gegen einen sehr guten Bundesligisten standhalten können. Dass wir da auch Nadelstiche nach vorne dagegensetzen können. Im Spielverlauf ist es dann am Ende natürlich auch unglücklich für uns.
SPORT1: Wie ist die Stimmung danach gewesen?
Hartel: Direkt nach dem Spiel war die Stimmung natürlich ein bisschen bedrückter. Aber der Trainer hat gute Worte gefunden, dass wir aus dem Spiel das Positive mitnehmen können. Heute sah es auf jeden Fall wieder gut aus.
SPORT1: Wie schafft man es, sich auf Bielefeld zu fokussieren?
Hartel: Das ist relativ einfach. Wir wissen, das Spiel ist vorbei. Das DFB-Pokal-Spiel ist abgehakt. Wir haben es heute nochmal kurz analysiert. Jetzt ist aber voller Fokus auf Bielefeld (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga).
Topscorer dank Extra-Schichten
SPORT1: Drei Tore und vier Vorlagen, Sie sind Topscorer beim FC St. Pauli: Ist es Ihre Erfolgreichste Saison bis dato?
Hartel: Das weiß ich nicht. Natürlich ist es eine sehr gute Saison von mir persönlich aber wir müssen mannschaftlich jede Woche so wie gegen den HSV auftreten. Wie meine Scorer-Werte am Ende sind, ist relativ unabhängig davon. Hauptsache, wir spielen erfolgreich Fußball.
SPORT1: Drei Tore sind persönlicher Rekord, haben Sie sich eine Marke gesetzt für diese Saison?
Hartel: Nein, eine Marke habe ich mir nicht gesetzt. Das ist bei mir ein bisschen schwierig mit dem Tore schießen. Aber es ist auf jeden Fall schon ein positiver Trend zu sehen, dass ich so früh in der Saison schon drei Tore habe.
SPORT1: Machen Sie Extra-Schichten, um an Ihrem Abschluss zu arbeiten?
Hartel: Ja, definitiv. Wir gehen nach dem Training zusammen mit ein paar Spielern und machen da in der Regel nochmal 15 Abschlüsse. Mittlerweile machen wir das auch viel im Training im Mannschaftsverbund, dass wir da viel dran arbeiten.
SPORT1: Was hat höheren Stellenwert. Tore oder Vorlagen?
Hartel: Der Stellenwert ist mir persönlich egal. Hauptsache wir sind als Mannschaft erfolgreich. Ob ich dazu ein Tor beitrage oder einen Assist, oder gar keine Torbeteiligung. Hauptsache wir sind erfolgreich.
Derbysieg als Befreiungsschlag für St. Pauli
SPORT1: Sie haben das Derby gegen den HSV gewonnen: Wie besonderes war dieses Spiel?
Hartel: Es war sehr wichtig für die ganze Mannschaft, dass wir dort ein positives Erlebnis mitnehmen. Dass es dann so gut funktioniert, ist natürlich überragend. Direkt nach dem Spiel hat man schon gemerkt: Das ganze Stadion war euphorisiert. Wir im Team waren alle einfach happy, dass wir es gegen einen starken HSV geschafft haben (HSV kassiert Klatsche im Derby beim FC St. Pauli - Auswärtsserie nach acht Siegen beendet).
SPORT1: War genug Zeit zum Feiern? Und wie haben Sie die Stimmung im Derby aufgesogen?
Hartel: Die Stimmung war überragend, das Stadion war sehr laut. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Nach dem Training haben wir es uns dann in der Kabine noch ein bisschen gut gehen lassen und mit Musik gefeiert. Wir hatten aber nicht so viel Zeit zum Feiern wegen Freiburg.
SPORT1: Sie haben die größte Laufleistung der 2. Liga, 143,9 Kilometer in 12 Spielen, 12,11 pro Partie. Merken Sie das?
Hartel: Ja, natürlich. Ich hatte heute schon Behandlung. Meine Beine sind müde, meine Muskeln sind müde. Wir haben jetzt aber auch Regenerationstage. Es gehört zu meinem Spiel, viel zu laufen. Samstag habe ich dann auch noch den ganzen Tag, um 20:30 denke ich dann, dass ich fit sein werde.
SPORT1: Könnte der Derby-Sieg gegen HSV als Brustlöser dienen?
Hartel: Zu 100%, das haben wir uns vorgenommen. Auch gegen Freiburg hat es sehr gut funktioniert. Die Schritte gegen den HSV und Freiburg, zwei super Mannschaft, die müssen wir gegen die anderen auch umsetzen.
Ex-Armine vor Rückkehr auf die Alm - und vor Vertragsverlängerung?
SPORT1: Nachdem es früher die Raute war, spielen Sie jetzt im 5-3-2-System. Fühlen Sie sich wohl im neuen System?
Hartel: Wir hatten nur kurze Zeit nur zum Trainieren, aber jeder hatte ein positives Gefühl dabei. Gegen HSV und Freiburg hat es funktioniert, es ist ein gutes System, was uns momentan sehr gut passt.
SPORT1: Ist das kommende Spiel gegen Bielefeld besonders für Sie?
Hartel: Ja, natürlich. Ich habe dort sehr schöne Jahre gehabt. Ich bin mit Bielefeld aufgestiegen. Ich freue mich auf die Alm. Es ist natürlich noch Sympathie da. Mit einigen Spielern bin ich noch regelmäßig in Kontakt. Ich hoffe das ich in den Jahren dort einen guten Eindruck hinterlassen habe und dass ich gut empfangen werde.
Ich wünsche den Jungs alles Gute, ich wünsche dem Verein alles Gute. Ich hoffe, dass sie da unten rauskommen. Vielleicht nicht am Samstag, aber die Woche darauf können sie gerne wieder drei Punkte holen (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga).
SPORT1: Jackson Irvine hat kürzlich bei St. Pauli verlängert. Auch wenn ihr Vertrag wohl noch ein bisschen läuft. Könnten Sie sich eine Verlängerung vorstellen? Fühlen Sie sich wohl?
Hartel: Zu 100 Prozent. Ich fühle mich sehr wohl hier.