Frank Schmidt ist der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball.
15 Jahre Coach - wie machen Sie das?
Vor zwei Wochen feierte er sein 15-Jähriges als Cheftrainer des 1. FC Heidenheim. Damit übertrifft der 48-Jährige sogar Christian Streich vom SC Freiburg, der seit Januar 2012 im Amt ist. Schmidt ist inzwischen auch schon länger Heidenheim-Coach als einst die legendären Dauerbrenner Otto Rehhagel und Thomas Schaaf (je 14 Jahre).
Im vergangenen Jahr verlängerte Schmidt seinen Vertrag vorzeitig bis 2027. Einen Fünfjahresvertrag in den obersten deutschen Spielklassen bekam in den vergangenen Jahren sonst nur Julian Nagelsmann beim FC Bayern. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Vor dem heutigen TV-Spiel beim FC St. Pauli spricht Schmidt im SPORT1-Interview über den FCH, Streich und seinen besonderen Stellenwert an der Brenz. (2. Bundesliga: FC St. Pauli - 1. FC Heidenheim - ab 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVETICKER)
SPORT1: Herr Schmidt, herzliche Glückwünsche nachträglich zum Jubiläum. Wieviel bedeutet Ihnen das?
Frank Schmidt: Natürlich freue ich mich, dass wir hier beim 1. FC Heidenheim gemeinsam schon über 15 Jahre erfolgreich arbeiten. Daran haben viele Personen ihren Anteil. Wer mich aber kennt, weiß, dass ich ein Wettkampf-Typ bin und für mich in erster Linie die Gegenwart und damit unser Spiel am Samstag beim FC St. Pauli zählt. Da spielt es keine Rolle, wie lange ich schon Trainer beim FCH bin. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
SPORT1: Sie haben zuletzt gesagt: „Du unterschreibst einen Vertrag und weißt, du erlebst das Ende nicht“ - sehen Sie das bei Ihnen auch so nach 15 Jahren?
Schmidt: Diese Aussage stammt ursprünglich von Steffen Baumgart, den ich bei Sky90 im Zusammenhang mit der Schnelllebigkeit des Profifußballs zitiert habe. Was er damit ausdrückt ist der normale Fall bei Trainern, so ist das Geschäft eben. Wir in Heidenheim haben im Profifußball unseren eigenen Weg gefunden, das ist aber nicht der normale Fall und lässt sich natürlich nicht automatisch auf andere Vereine übertragen.
SPORT1: Wer Sie kennt, der weiß wie dankbar Sie in Heidenheim sind. Sie sind länger im Amt als Christian Streich in Freiburg. Wie stolz macht Sie das?
Schmidt: Mit solchen Statistiken können sich Außenstehende gerne beschäftigen. Für mich war und ist es nie ein Ziel gewesen, irgendwelche Rekorde zu brechen. Mich interessiert das Hier und Jetzt.
SPORT1: Was imponiert Ihnen an Streich?
Schmidt: Christian Streich ist mit dem SC Freiburg einst in die 2. Bundesliga abgestiegen, anschließend wieder aufgestiegen und hat in den vergangenen Jahren eine besondere Erfolgsgeschichte geschrieben - auf seine eigene, authentische und ehrliche Art und Weise. Ich schätze ihn sehr.
SPORT1: Was braucht es, um so lange im Amt zu sein?
Schmidt: Das Entscheidende als Trainer ist, dass du jedes Jahr aufs Neue erfolgreich bist und wenn es mal nicht läuft, du weiter den Rückhalt der Verantwortlichen hast.
SPORT1: Sie wirken immer sehr gefasst, bodenständig und in sich ruhend. Woher haben Sie das - Erziehung durch Ihre Eltern?
Schmidt: In der Tat bin ich sehr bodenständig aufgewachsen. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar.
SPORT1: Wieviel Schmidt ist der 1. FC Heidenheim wirklich?
Schmidt: Unsere Spielphilosophie, die ich als Trainer vorgebe, passt zu den Werten, für die der 1. FC Heidenheim steht. Insofern verkörpern wir als Mannschaft auf dem Platz natürlich den FCH. Außerdem steht bei uns, neben dem größtmöglichen Erfolg, auch stets der Mensch im Mittelpunkt. Das lebe ich als Trainer jeden Tag vor.
SPORT1: Nervt es Sie, wenn Ihr Name mehr im Vordergrund steht als der Ihres Klubs?
Schmidt: Nein, es nervt mich nicht und ich kann es nicht beeinflussen. Ich bin mir aber bewusst, dass der 1. FC Heidenheim ein über die Jahre gewachsenes Gemeinschaftswerk vieler daran beteiligter Menschen ist - allen voran mit unserem Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald als Visionär an der Spitze.
SPORT1: Sie spielen erneut eine starke Saison, was sind die Gründe?
Schmidt: Der personelle Umbruch im Sommer - mit den Abgängen unserer drei Leistungsträger Tobias Mohr, Robert Leipertz und Oliver Hüsing - ist uns gut gelungen. Wir haben junge, entwicklungsfähige Spieler verpflichtet und vom Beginn der Saison an regelmäßig gepunktet. Dabei stehen wir stabil in der Defensive und haben sowohl auswärts als auch zu Hause überzeugen können. Daran wollen wir jetzt weiter anknüpfen. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)
SPORT1: Nun geht es nach St. Pauli. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Schmidt: Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften sind zu Hause in dieser Saison bislang noch ungeschlagen. Dementsprechend groß wird die Herausforderung für uns am Millerntor sein. Nach zuletzt vier Niederlagen in Folge gegen den FC St. Pauli wollen wir diese Partie für uns entscheiden.
SPORT1: Was lieben Sie am meisten am FCH?
Schmidt: Den Zusammenhalt - hier wird nicht nur miteinander, sondern auch füreinander gesprochen. Das zeichnet den FCH aus.
SPORT1: Ein Trainer braucht auch eine gewisse Führungsqualität. Was ist Ihnen da wichtig im Umgang mit Ihren Spielern?
Schmidt: Im Umgang mit meinen Spielern und meiner Mannschaft stehen Ehrlichkeit, Vertrauen und Verlässlichkeit für mich an erster Stelle.
SPORT1: Wie kriegen Sie es hin, den idealen Mix zwischen Autorität und Kumpel zu schaffen?
Schmidt: Ich verstelle mich nicht, bin authentisch und gebe eine klare Linie vor.
SPORT1: Planen Sie mal einen Tapetenwechsel? Gab es schon konkrete Angebote anderer Vereine?
Schmidt: Ich bin keiner, der über Angebote oder Anfragen spricht. Die Frage nach einem Tapetenwechsel stellt sich für mich nicht.