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FC Schalke 04: Simon Terodde zur WM? S04-Stürmer über Aufstieg, WM-Teilnahme & Karriereende

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FC Schalke 04: Simon Terodde zur WM? S04-Stürmer über Aufstieg, WM-Teilnahme & Karriereende

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Terodde zur WM? „Wäre bereit!“

Schalkes Aufstiegsheld Simon Terodde erklärt im SPORT1-Interview seine Tränen und spricht über eine mögliche WM-Teilnahme.
Nach dem geschafften Aufstieg der Schalker zeigt sich Simon Terodde gelassen und glücklich. Nach dem ersten gemeinsamen Training erzählt er von der langen Nacht und die Emotionen nach dem Pauli-Sieg.
Patrick Berger
Schalkes Aufstiegsheld Simon Terodde erklärt im SPORT1-Interview seine Tränen und spricht über eine mögliche WM-Teilnahme.

Simon Terodde ist müde.

Der Partymarathon hat deutliche Spuren beim Schalker Aufstiegshelden hinterlassen. Der Stürmer, der mit seinen 30 Treffern maßgeblich zur Bundesliga-Rückkehr beigetragen hat, erscheint allerdings glücklich und zufrieden zum Interview.

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Der 34 Jahre alte Angreifer spricht exklusiv mit SPORT1 über die verrückte S04-Saison, die Chancen auf die WM in Katar und er erklärt, warum er noch lange nicht an ein Karriereende denkt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

SPORT1: Wie kräftezehrend war für Sie der Partymarathon?

Simon Terodde: Schon sehr. Ich brauche erst einmal Urlaub, die letzten Tage waren wirklich sehr intensiv.

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Aufstiegs-Party auf Schalke: „Das war unfassbar!“

SPORT1: Am Montag haben Sie vor 20.000 Fans den Bundesliga-Aufstieg gefeiert. Was gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie die blau-weiße Menge gesehen haben?

Terodde: Das war unfassbar! Es war Regen und Gewitter angesagt und wir haben uns im Vorfeld noch gefragt, wie viele Fans am Ende wirklich kommen. Und dann stehen da auf einmal Tausende. Wir waren regelrecht erschrocken. Das ist einfach unglaublich. Das war ein wunderschöner Tag.

SPORT1: Haben Sie an diesem Tag erst realisiert, was Sie mit Schalke erreicht haben?

Terodde: Um das zu realisieren, brauche ich den Urlaub. Wir waren jetzt dauerhaft zusammen, haben ein paar Bier getrunken und uns vor Freude in den Armen gelegen. Es werden noch ein paar Tage nötig sein, bis wir diese verrückte Saison verarbeitet haben. Was wir in den letzten neun Wochen abgerufen haben, das ist einzigartig. Ich bin einfach froh, dass wir jetzt ein wenig durchschnaufen können. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

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SPORT1: Sie haben in der Aufstiegsnacht nach dem St. Pauli-Spiel die Party gerettet, indem Sie um viertel vor zwei die Box aus der Kabine geholt haben. Erst dann kam richtig Stimmung auf. Es hieß, dass Sie den, der die Box letztendlich geholt hat, mit Ihrem Aufstiegstrikot belohnt haben.

Terodde: Gut, dass wir mit diesem Gerücht aufräumen können. (lacht) Es stimmt, dass ich sehr empört darüber war, dass die Box nicht in der Partylocation war. Das hatten wir intern anders kommuniziert. Das war eigentlich ein Skandal. Daraufhin habe ich unserem Zeugwart, Enno, gesagt, dass wir unbedingt die Anlage holen müssen. Er hat gerufen: ‚Wer die Box holt, kriegt ein unterschriebenes Terodde-Trikot.‘ Der Sohn eines Ordners ist dann losgeflitzt. Das Aufstiegstrikot? Bei aller Liebe, aber das gebe ich nicht ab. Das habe ich waschen lassen und die ganze Mannschaft hat darauf unterschrieben. Ich habe alle verewigen lassen, nur Peter Knäbel fehlt noch, dessen Unterschrift muss ich mir noch besorgen. Das ist ein Riesenandenken und es kriegt einen ganz besonderen Platz bei mir Zuhause.

„Es ist ein wahnsinniger Druck von mir abgefallen“

SPORT1: Nach dem Schlusspfiff gegen St. Pauli haben Sie hemmungslos geweint. Wieso?

Terodde: Es ist ein wahnsinniger Druck von mir abgefallen. Du trägst als Spieler von Schalke 04 eine große Verantwortung, in dich werden die Hoffnungen einer ganzen Region gesetzt, die Leute erwarten Tore von dir. Schalke lebt man 24 Stunden. Ich ziehe ganz viel Energie aus solchen Traditionsvereinen. Gegen St. Pauli lagen wir zur Pause 0:2 zurück und ich alleine habe drei Chancen verballert, von denen ich eigentlich sage: Die mache ich rein! Ich war in der Halbzeitpause deshalb von mir selbst genervt. Die Jungs haben mich in der Kabine aufgebaut. Domme, Danny und Buyo haben eine extrem emotionale Ansprache gehalten. Sie haben gesagt, dass es heute keine Alternative gibt, als vor 60.000 Fans aufzusteigen. Das Siegtor später von Rodrigo Zalazar war unglaublich, so einen Tor-Knall habe ich noch nie gehört und erlebt, das Dach ist förmlich weggeflogen. Ich kriege beim Gedanken daran Gänsehaut (zeigt auf seine Arme). Die Dankbarkeit der Leute zu spüren, das hat gutgetan und mich letztlich zum Weinen gebracht.

SPORT1: Mike Büskens hatte das Amt von Dimitrios Grammozis übernommen und acht von neun Spiele gewonnen. Wie groß ist sein Anteil am Aufstieg?

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Terodde: Der ist enorm. Er hat uns den Glauben gegeben. Buyo hat nach dem Spiel in Sandhausen vor versammelter Mannschaft gesagt: „Jungs, Ihr wisst gar nicht, was euch erwartet, wenn wir aufsteigen.“ Und der Mann hat Mailand miterlebt. Da ist es jedem Spieler eiskalt den Rücken runtergelaufen. Er hat uns wirklich nicht zu viel versprochen. Diese Emotionen, die erleben wir nicht noch einmal. Ich weiß nicht, wie man sowas noch toppen kann. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

„Vor neun Wochen hat niemand mehr an uns geglaubt“

SPORT1: Sie haben es zuvor schon mit Stuttgart und Köln in die Bundesliga geschafft. War der Schalke-Aufstieg der schönste?

Terodde: Es war auf jeden Fall der schwierigste. In Köln hatten wir Spieler wie Modeste, Cordoba, Hector oder Risse, da war der Aufstieg Pflicht. Wir hatten hier auf Schalke eine komplett neue Mannschaft. Die Saison verlief wellenförmig, wir waren mal Vierter, mal Fünfter, mit Köln waren wir damals immer Erster oder Zweiter. Vor neun Wochen hat niemand mehr an uns geglaubt. Nach der 3:4-Heimpleite gegen Rostock sind die Zweifel gestiegen. Dass wir am Ende so zurückgekommen sind, das spricht für uns. Das 3:4 hat einen unglaublichen Spirit entwickelt.

SPORT1: Es gab immer wieder den Vorwurf, dass Schalke zu eindimensional gespielt hat: Flanke Ouwejan, Tor Terodde. War die Kritik berechtigt?

Terodde: Die Diskussion habe ich natürlich mitbekommen und die Kritik war teilweise auch berechtigt. Wir haben in der Hinrunde und ausgerechnet in den Heimspielen keinen überzeugenden Fußball gespielt. Übers ganze Jahr hinweg haben wir es nicht hinbekommen, dominant zu sein. Das sah bei Bremen oder dem HSV anders aus. Wenn wir in der nächsten Saison allerdings wieder 72 Tore schießen, dann hat man am Ende doch nicht so viel falsch gemacht. (lacht)

SPORT1: Zum vierten Mal haben Sie die Torjägerkrone der 2. Liga geholt. Ist Ihre Frau besonders froh darüber? Schließlich hat Sie Ihnen in der Vergangenheit immer eine Kanone basteln müssen.

Terodde: Sie war total glücklich, weil sie diesmal nicht basteln musste. Endlich gibt es auch für die 2. Liga eine Kanone. Ich habe jetzt drei selbstgebastelte Trophäen Zuhause und eine originale.

FC Schalke 04: Das ist Teroddes Tor-Geheimnis

SPORT1: Wissen Sie eigentlich, von wo aus Sie die Mehrheit Ihrer 30 Tore erzielt haben?

Terodde: Alle im Sechszehner und die meisten zwischen dem Fünfer und dem Elferpunkt. Stimmt das?

SPORT1: Genau. 15 Tore haben Sie zentral vor dem Fünfmeterraum erzielt und drei sogar von drin. Für Sie muss der Begriff „Strafraumstürmer“ erfunden worden sein.

Terodde: Ich habe nie woanders gespielt. Seit der E-Jugend bin ich Mittelstürmer. Ich habe die Abläufe einfach drin. Ich habe die Situation zigmal erlebt, wenn ein Außenverteidiger zur Flanke ansetzt oder der Mittelfeldspieler eine Halbfeldflanke schlägt. Es geht dabei auch viel um Antizipation. Gerade im Strafraum hast du nicht viel Zeit, du musst richtig stehen und im entscheidenden Moment da sein. Manchmal muss es aber eben auch ein unschönes Kicktipp-Tor sein, wie in Sandhausen. Ich bin dafür da, um die Bälle über die Linie zu drücken.

SPORT1: 172 Tore in der zweiten Liga, zehn in der ersten – haben Sie ein persönliches Ranking? Welches war das schönste Tor?

Terodde: Ich finde alle meine Tore auf ihre eigene Art schön. Einen Fallrückzieher habe ich aber noch nicht gemacht. Ich mache keine Tore für die Galerie, aber sie sind oft wichtig. Das Tor mit Schalke in Sandhausen war nicht schön, es war vielleicht sogar hässlich, aber es war total wichtig. Ich habe vielmehr den Jubel nach bestimmten Toren in Erinnerung. In meinem internen Ranking ist deshalb Sandhausen ganz oben.

SPORT1: Auf was freuen Sie sich in der Bundesliga am meisten?

Terodde: Bremen geht hoch, wir sind oben, vielleicht kommt der HSV noch nach. Alle meine Ex-Vereine, für die ich in der 1. oder 2. Liga gespielt habe, sind oben. Ich spiele erstmals wieder in Stuttgart, das wird ganz besonders, weil ich dort noch viele Mitarbeiter kenne.

Terodde drückt HSV die Daumen

SPORT1: Der HSV spielt in der Relegation gegen Hertha. Drücken Sie die Daumen?

Terodde: Klar! Bei unserem Spiel gegen Nürnberg habe ich immer wieder hochgeschaut auf die Tafel. Ich drücke die Daumen, dass das in der Relegation klappt. Letztes Jahr habe ich den Aufstieg mit dem HSV leider nicht geschafft. Ich gönne es jedem einzelnen dort.

SPORT1: Zurück zu Schalke: Hat Ihr Team schon Erstligaformat?

Terodde: Wir haben die Basis gelegt, aber natürlich brauchen wir dazu nun noch weitere Qualität. Wir gehen sicher nicht mit träumenden Augen in diese Liga. Wir nehmen jeden auf, der uns helfen kann. Wir können auf jeder Position Verstärkung gebrauchen, das ist definitiv so. Wir wollen schließlich auch im nächsten Jahr in der Bundesliga spielen.

Was sich Terodde für die Bundesliga vornimmt

SPORT1: Ihre Bestmarke in der Bundesliga liegt bei sieben Treffern aus der Saison 2017/2018. Knacken Sie diese?

Terodde: Ich habe mir in der 2. Liga nie eine Marke gesetzt und das werde ich auch diesmal nicht tun. Wobei ich ehrlich bin: Als ich der 30er-Marke näherkam, wollte ich sie unbedingt knacken.

SPORT1: Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie endlich auch in der Bundesliga Ihre Qualitäten unter Beweis stellen können?

Terodde: Ich will auch nächste Saison mit meiner Art Gas geben und meinen Stempel aufdrücken. Es hängt immer auch von deinen Mitspielern ab, ich habe in dieser Saison enorm von den Jungs profitiert. Ich freue mich, dass Rouven und Peter keinen Urlaub machen werden und eine gute Mannschaft zusammenstellen.

SPORT1: Wie lautet das Team-Ziel?

Terodde: Der ganze Verein ist demütiger geworden, hier träumt keiner von internationalen Spielen. Wir wollen die Klasse halten.

Terodde zur WM? „Nationalmannschaft ein großer Traum“

SPORT1: Sie haben in den letzten beiden Saisons 54 Treffer erzielt und sind damit bester deutscher Stürmer. Viele Experten wollen Sie bei der WM in Katar im Trikot der deutschen Nationalmannschaft sehen. Für wie realistisch halten Sie das?

Terodde: Natürlich ist die Nationalmannschaft ein großer Traum. Für welchen Fußballer nicht? Ich bin aber total demütig und gebe weiter Gas. Wenn Hansi Flick am Ende wirklich zur Entscheidung kommen sollte, dass er einen Stürmer für Katar braucht, der vorne drin steht und Tore macht, und er dann auch noch an mich denken sollte, dann stehe ich natürlich bereit. Doch aktuell mache ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken.

SPORT1: Seit dem Rücktritt von Miroslav Klose vor acht Jahren gibt es im DFB-Team keinen klassischen Mittelstürmer mehr. Eine Fehlentwicklung?

Terodde: Ich finde schon, dass uns in Deutschland die Mittelstürmer fehlen. Wenn ich selbst vor dem TV sitze, schaue ich lieber Teams zu, die einen echten Stürmer haben. Wenn Flanken kommen, brennt es mit einem großen Stürmer immer. Und die anderen Spieler haben dadurch wieder mehr Platz, weil sich die Innenverteidiger mehr auf den Stürmer konzentrieren. Mit einer falschen Neun oder einem Zehner, der vielleicht kleiner und quirliger ist, kannst du keine Flanken schlagen, beziehungsweise hast keinen Abnehmer dafür. Das ist in meinen Augen ein Handicap. Ich glaube aber, dass man dieses Problem erkannt hat und der Mittelstürmer wieder mehr Beachtung gefunden hat. Ich bin klarer Befürworter des Mittelstürmers.

„Von Lewandowski gucke ich mir enorm viel ab“

SPORT1: Wer ist für Sie momentan der beste Stürmer in der Bundesliga?

Terodde: Von Robert Lewandowski gucke ich mir enorm viel ab, weil er einfach alles hat. Ich hoffe, dass er in der Liga bleibt. Nils Petersen schaue ich mir aber auch gerne an. In der 2. Liga habe ich mich mal mit ihm duelliert, er war damals in Freiburg und ich in Bochum. Er leistet Großes in der Bundesliga.

SPORT1: Herr Terodde, Sie sind jetzt 34. Ihr Vertrag bei Schalke wurde bis 2023 verlängert. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Terodde: Noch ganz, ganz lange. Ich komme jetzt ins beste Stürmeralter. Das merke ich gerade. Stürmer und Torhüter profitieren enorm von ihrer Erfahrung. Ich fühle mich fit, trainiere viel und lebe total bewusst. Dass ich tatsächlich topfit bin, habe ich in dieser Saison gezeigt.

SPORT1: Ein Karriereende ist also nicht in Sicht?

Terodde: Nein! Wenn Sie mir nicht ständig erzählen, wie alt ich angeblich bin, dann bin ich es auch nicht. (schmunzelt) Das hat viel mit dem Mindset zu tun. Ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich irgendwann mal aufhören.

Fängt Terodde noch Pizarro ab?

SPORT1: Um Claudio Pizarro als ältesten Torschützen der Bundesliga abzulösen, müssten Sie noch mindestens sechs Jahre auf dem Niveau spielen.

Terodde: Warum soll das nicht passieren? Ich fühle mich gut. Das Karriereende ist aktuell weit entfernt.

SPORT1: Wo verbringen Sie Ihren Sommerurlaub?

Terodde: Ich bin erstmal ein paar Tage mit der Familie in Köln. Wir werden den Grill sicher anschmeißen, das Wetter soll ja gut werden. Wohin es dann geht, werden wir spontan schauen. Wir sind nicht ganz so unter Zeitdruck in diesem Jahr, weil die Bundesliga ein bisschen später anfängt (grinst).

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