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Als Egon Coordes nach dem Spiel Hamburger SV gegen Karlsruher SC Job und Nerven verlor

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Als Egon Coordes nach dem Spiel Hamburger SV gegen Karlsruher SC Job und Nerven verlor

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Als Coordes Job und Nerven verlor

Am Samstag trifft der Hamburger SV im Topspiel live auf SPORT1 auf den Karlsruher SC. Der HSV ging schon einmal tief in der Krise steckend in dieses Duell - damals waren die Probleme aber persönlich.
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Udo Muras
Udo Muras
Am Samstag trifft der Hamburger SV im Topspiel live auf SPORT1 auf den Karlsruher SC. Der HSV ging schon einmal tief in der Krise steckend in dieses Duell - damals waren die Probleme aber persönlich.

Im Spätsommer 1992 hatte der HSV eine Krise, die er jetzt liebend gerne hätte. Er stand zwar sieglos auf dem vorletzten Platz, aber eben in der Bundesliga.

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Im Gegensatz zu heute war er allerdings schon denkbar früh aus dem Pokal ausgeschieden und das auch noch gegen Nordrivale Werder Bremen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

Es herrschte also dicke Luft an der Elbe und natürlich rückte vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC, das heute Abend eine weitere Neuauflage im Topspiel der 2. Liga erlebt, der Trainer in den Focus.

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Präsident Jürgen Hunke hielt noch an Egon Coordes fest, schließlich hatte der erst im März verpflichtete knorrige Bremerhavener den Abstieg verhindert. Aber Hunke kündigte auch an: „Es gibt einen Runden Tisch, wenn wir gegen den KSC verlieren sollten.“

HSV-Spieler sprachen sich gegen Coordes aus

Wie das interne Klima war, wurde schon vor dieser Freitagabendpartie des 18. September 1992 publik. Eine Boulevardzeitung erfuhr von einer Abstimmung im Spielerkreis, die mit 14:3 gegen Coordes ausging.

Die Mannschaft hatte den oft übellaunigen Schleifertypen schon nach sechs Monaten satt, der Kicker kommentierte: „Egon führt ein hartes Regiment, was nicht unbedingt eine gesteigerte Zuneigung seiner Profis zur Folge hat.“ (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

So konnte kein Beobachter auf die Idee kommen, dass die von ihm ins Rennen geschickte Elf gegen den KSC für ihren Trainer spielen würde.

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Auch vom Gegner gab es nicht gerade Komplimente: „Egon kann mich nicht überraschen“, stichelte Kollege Winfried Schäfer, der sich sogar erdreistete am Freitagmorgen beim HSV-Training zu spionieren.

HSV-Fans buhten schon während des Spiels

Für die Partie im Volkspark interessierten sich nur 15.450 Zuschauer, obwohl es noch keine Liveübertragung gab. Es waren triste Tage an der Elbe und sie setzten sich fort.

Nach torloser Hälfte blühte die kurz die Hoffnung auf den ersten Saisonsieg auf, der Bulgare Yordan Letchkov brachte den HSV in Führung (52.). Die hielt aber nur zwei Minuten, dann glich ausgerechnet Wolfgang Rolff, 1983 mit dem HSV Europacupsieger, an alter Wirkungsstätte aus.

Coordes reagierte – und provozierte damit Reaktionen: er nahm seinen besten Mann raus. Kapitän Thomas von Heesen sei verletzt gewesen, das habe er in der Halbzeit kundgetan. Von Heesen dementierte das: „Ich habe mich behandeln lassen, aber gesagt dass es geht.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Ausdruck eines gestörten Binnenverhältnisses. Das Publikum jedenfalls buhte und bekam dafür noch mehr Anlass: in der 88. Minute schlug Rolff erneut zu, nach einer Flanke von Sergej Kirjakow.

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Mehr geschah nicht, der HSV verlor sein drittes Saisonspiel und klebte mit vier Punkten auf dem 17. Platz fest.

Coordes forderte Rauswurf von Spielern

Wie lange würde Coordes noch an seinem Stuhl kleben? Nun, er beschleunigte die Angelegenheit.

Noch im Stadion rannte Coordes zu Präsident Hunke und forderte den Rauswurf der Spieler Rohde, Kober, von Heesen, Spörl und Bode – „wenn nicht, bitte ich um die Auflösung meines Vertrags!“

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Was hatten die Fünf verbrochen? Im Interview mit dem Kicker wurde er deutlicher: „Zwei Tage vor der Begegnung gegen Nürnberg haben die bis morgens um fünf Uhr gesoffen. So etwas habe ich noch nie erlebt, das ist Betrug an Zuschauern und Mitspielern.“

Ganz aus der Luft gegriffen war es nicht, aber laut Carsten Kober doch anders in Timmendorf: „Wir haben gefeiert, mit Frauen und Kindern. Wir haben uns keineswegs mit Alkohol zugeschüttet. Ich war der letzte und bin um zwei Uhr gegangen.“

Cordes: Es gibt „einen Judas in der Mannschaft“

Coordes bremste das nicht, er wurde noch wilder. Für die durchgestochenen Ergebnisse der Abstimmung gegen ihn machte er „einen Judas in der Mannschaft, der entweder Rohde oder Kober heißt“, verantwortlich.

Überhaupt Frank „Wuschi“ Rohde. Ihm unterstellte Coordes schlicht Sabotage, als er sagte: „Ich bin sicher, dass Frank Rohde den Fehler vor dem 1:2 absichtlich gemacht hat, damit wir das Spiel verlieren.“ Auch habe sein Lieblingsfeind „im Trainingslager wiederholt über den Zapfen gehauen, und ich habe geschwiegen.“ Das war das Einzige, was er sich vorwarf.

Rohde schaltete umgehend einen Anwalt ein, Coordes konterte mit der Androhung weiterer Enthüllungen im TV, doch zum Glück für ihn hatte auch er da schon einen Anwalt. Der bremste ihn aus und der wütende Egon ruderte zurück: „Ich unterstelle keinem Absicht.“

Da war er schon Ex-Trainer, denn auch der letzte im Vorstand hatte begriffen dass das Verhältnis Trainer/Team irreparabel gestört war. Am Montag, den 21. September endete die Karriere des Bundesligatrainers Egon Coordes und die seines Assistenten Benno Möhlmann begann, dessen Verhältnis zum Chef auch nicht das Beste war. Auf eine entsprechende Frage antwortete er nur dass er „darauf keine Antwort geben will“.

Spieler wurden für Feier ermahnt

Ganz ungeschoren kamen die Spieler nicht davon, die fünf Feierprofis wurden von Jung-Manager Heribert Bruchhagen streng ermahnt, aber nicht, wie voreilig vermeldet, abgemahnt.

Coordes versuchte drei Jahre später sein Glück noch mal bei Zweitligist Hannover 96 und ging dort sogar gegen die komplette Mannschaft juristisch vor um zu ermitteln, wer ihn denn bitte in „Egon Alzheimer“ umgetauft hätte.

Auch hier war ein Ende mit Schrecken die beste Lösung aus Vereinssicht. Als Chefanalytiker und Co-Trainer von Jupp Heynckes erlebte er später immerhin noch ein paar schönere Tage in der zweiten Reihe eines Bundesligisten.

Und Benno Möhlmann? Hatte eine für HSV-Verhältnisse lange Dienstzeit von stolzen drei Jahren.

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