Die Welt schaut dieser Tage mit bangen Blicken auf die Ukraine.
S04 wegen Gazprom unter Druck
Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete am späten Montagabend die Entsendung von Truppen in die selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten des Landes an. Unklar war, wann die Soldaten entsendet werden sollen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Schalke-Fan Raphael Brinkert, ein anerkannter Marketing-Spezialist, dessen Meinung im Umfeld der Königsblauen auf reichlich Gehör trifft, nahm die neusten Entwicklungen im Ukraine-Konflikt zum Anlass, eine unmissverständliche Forderung an die Schalker Klubführung zu stellen.
„Spätestens seit heute Nacht ist klar: Die Zusammenarbeit mit dem russischen Staatsunternehmen Gazprom war, ist und bleibt ein Fehler, der dem FC Schalke 04 seit 2007 singulär Mehreinnahmen beim Hauptsponsoring aber ganzheitlich Mindereinnahmen in fast jedem anderen Bereich (Merch, Hospitality, Sponsoring, PR) gebracht hat“, schrieb Brinkert bei Twitter.
Brinkert fordert Aufkündigung des Gazprom-Sponsorings
Der FC Schalke wird seit Jahren von Gazprom Germania, einer Tochter des Hauptkonzerns, gesponsert - das weltweit größte Erdgasförderungsunternehmen befindet sich mehrheitlich im Besitz des russischen Staates.
Für Brinkert - sowie diverse andere Fans, die sich in den Sozialen Medien äußern - gibt es daher nur eine logische Konsequenz: „Wenn Russland in der Ukraine einmarschiert, muss der Verein qua Leitbild und Eigeninteresse unmittelbar handeln, die Sponsorings kündigen uns sich vom Aufsichtsrat Matthias Warnig distanzieren.“
Warnig ist ein enger Vertrauter Putins und Vorsitzender der Nord Stream AG, die die Pipeline für den Transport von Erdgas von Russland nach Deutschland betreibt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
Schalkes Vertrag mit Gazprom ist noch bis 2025 gültig. Pro Jahr bekommen die Schalker in der zweiten Liga Berichten zufolge neun Millionen Euro von ihrem Partner, dessen Logo unter anderem prominent auf den Trikots der Spieler zu sehen ist.
In einem offiziellen Statement der Vereinsführung äußerte sich Schalke am Dienstag zur Situation in Osteuropa.
Das sagt Schalke zur aktuellen Lage in der Ukraine
„Mit großer Sorge verfolgt auch der FC Schalke 04 die jüngsten Entwicklungen in Osteuropa. Der Verein ist sich in diesem Kontext seiner besonderen Rolle unter den deutschen Sportvereinen bewusst: Mit Gazprom Germania, einer deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens Gazprom, hat der S04 seit nunmehr 15 Jahren einen zuverlässigen Partner und einen relevanten Gaslieferanten der Bundesrepublik Deutschland an seiner Seite.“
Weiter heißt es in der Mitteilung: „Die Verantwortlichen des Vereins stehen im ständigen Dialog mit dem langjährigen Hauptsponsor. Für den FC Schalke04 steht außer Frage, dass sich der Verein für Frieden und ein friedliches Miteinander einsetzt, die Mitglieder haben die Gewaltfreiheit im Leitbild (§8) festgeschrieben: ‚Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus.‘“
Man habe diese Haltung auch in Gesprächen mit Gazprom Germania geäußert: „Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren –zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen.“
Schalke finanziell schwer unter Druck
Ein Ausstieg aus dem Gazprom-Vertrag, wie von Brinkert gewünscht, wäre wohl auch bei einem russischen Einzug in die Ukraine aus rechtlicher Sicht nicht ohne Weiteres möglich.
Ende März 2021 war der Deal mit dem Erdgas-Giganten zuletzt verlängert worden. Der finanziell angeschlagene Klub aus dem Ruhrpott kann die Gelder aus Russland gut gebrauchen. Im Juni 2021 wurden Verbindlichkeiten in Höhe von fast 217 Millionen Euro angegeben. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)
Brinkert, der unter anderem Nationalspieler Leon Goretzka in PR-Fragen berät, sähe in einem Austritt aus dem Gazprom-Vertrag eine Chance auf einen „umfassenden Neuanfang“.
Neuer Sponsor, neue Einnahmen?
Vor allem dann, wenn man einen Partner fände, der den Vertrag übernehmen würde: „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es sogar ein PR-Coup für alle Seiten. Auch ein kurzfristiger Support von Land oder Bund ist denkbar, um den temporären Ausfall zeitlich limitiert zu kompensieren.“
Etwaige Mindereinnahmen bei der Partnerschaft mit einem weniger zahlungskräftigen Sponsor könne man zudem mit Mehreinnahmen im Merchandising ausgleichen.
„Als Fan wäre es für mich seit langer Zeit das erste Mal, dass ich mir und meinem Sohn ein aktuelles Trikot kaufen würde. Und ich bin sicher, ich bin nicht der Einzige.“