Zwei Platzverweise, ein aberkanntes Tor, ein verweigerter Strafstoß - und ganz viel Emotionen im Nordderby der 2. Fußball-Bundesliga:
Hitzige Debatte nach irrem Nord-Derby
Der Hamburger SV hat in einem turbulenten Spiel bei Werder Bremen mit 2:0 (2:0) die Oberhand behalten und ist damit in der Tabelle am Bundesliga-Absteiger vorbeigezogen.
2. Bundesliga: HSV gewinnt Nord-Derby gegen Werder
Die Gäste haben mit zwölf Punkten aus sieben Spielen einen Zähler mehr als der SV Werder, der bereits seine zweite Heimniederlage kassierte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
Robert Glatzel hatte die Hamburger im Weserstadion per Kopfball früh in Führung gebracht (2.), Moritz Heyer legte ebenfalls per Kopf kurz vor dem Pausenpfiff nach (45.+1).
Schon zuvor hatte das Duell mächtig elektrisiert: Bremens Kapitän Christian Groß sah in der 32. Spielminute Gelb-Rot, doch auch HSV-Mannschaftsführer Bastian Schonlau verließ den Rasen nach einer Ampelkarte vorzeitig (52.).
Für große Aufregung sorgte im ersten Durchgang auch eine Szene um ein traumhaftes Freistoß-Tor der Gastgeber:
Marvin Ducksch hatte den Standard zwar verwandelt, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann gab den Treffer nicht.
Regel-Wirrwarr nach Duckschs Freistoß-Tor
Mit Recht, denn bevor Ducksch anlief, rannte plötzlich Mitchell Weiser in die HSV-Mauer und hielt damit weniger Abstand als den vorgeschriebenem einen Meter. Ein Umstand, der laut Regelwerk seit 2019 nicht mehr erlaubt ist. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
„Wenn ich ehrlich bin, nicht, nein“, antwortete Weiser auf die Frage von SPORT1, ob er die Regel gekannt habe. „Ich habe im letzten Jahr auch wenig gespielt und ich kenne die Regel nicht. Es ist scheiße, wie es gelaufen ist. Ich stand auch nicht die ganze Zeit da, aber ich weiß nicht, wie die Auslegung ist. Es tut mir einfach leid für die Mannschaft. Ich muss die Regel kennen und ich habe uns dadurch ein sehr wichtiges Tor genommen.“
„Manchmal gibt es solche Tage, wo der Ball einfach nicht reingeht“, haderte Ducksch hinterher bei SPORT1. Auch wenn er die Regel konnte, meinte Werders Torjäger weiter: „Ich habe nicht gesehen, dass der Torwart behindert wurde.“
Selbstkritischer gab sich SVW-Coach Markus Anfang: „Es gibt diese Regel, und dann ist das auch regelkonform. Da haben wir uns falsch verhalten und uns selbst das Tor geklaut. Man kann diskutieren, ob es sinnvoll ist oder nicht, aber die Regel ist so.“
Erstes Norrderby in der 2. Liga
Auch ein nicht gegebener Strafstoß stieß Ducksch auf: „Für mich ist das ganz klar. Er hält mich, weswegen ich nicht mehr an den Ball komme. Letzte Woche habe ich auch schon einen Elfmeter nicht bekommen, weil es hieß, es reicht nicht. Langsam weiß ich es nicht mehr, muss man einen von hinten in die Bein grätschen, damit man einen Elfmeter bekommt?“
Ducksch war zuvor von Schonlau im Sechszehner zu Fall gebracht worden. (36.).
Der Vergleich der beiden Traditionsvereine ging zum 155. Mal über die Bühne, allerdings erstmals in der Zweiten Liga. Zuletzt waren die Hanseaten 2018 an gleicher Stelle aufeinander getroffen, wenige Monate später musste der HSV absteigen. Drei Jahre später folgten ihm die Grün-Weißen in die Zweitklassigkeit.
Nun legte der HSV von Trainer Tim Walter mit Toren zum richtigen Zeitpunkt schon in der ersten Halbzeit den Grundstein zum verdienten Sieg dank Glatzel und Heyer.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Gastgeber bereits personell dezimiert. Groß' Platzverweis war eine rüde Attacke gegen HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandez vorausgegangen.
Platzverweis für Werder- und HSV-Kapitän
Nach dem Seitenwechsel und den Wirbel um das verweigerte Freistoßtor von Ducksch schöpften die 21.000 Zuschauer wieder Hoffnung, weil auch Hamburgs Kapitän Schonlau von Bord musste.
„Er ist ein Schlüsselspieler. Es war, glaube ich, eine Konzessionsentscheidung. Ich glaube nicht, dass man die Gelb-Rote Karte geben muss“, meinte Walter bei SPORT1.
Doch Bremen konnte daraus kein Kapital schlagen, zu stabil war die Defensive des HSV.
Bei einem Konter hätte in der 61. Minute bereits die endgültige Entscheidung fallen können, aber Bakery Jatta scheiterte am Bremer Torhüter Michael Zetterer.
Für Werder vergab der gerade eingewechselte Niclas Füllkrug die beste Einschussmöglichkeit (74.).
Zuvor hatte Bremens Joker Roger Assalé noch für eine kuriose Szene gesorgt, als er vom Referee bei seiner Einwechslung wieder vom Feld geschickt wurde (67.).
Der Grund: Assalé hatte unter seiner weißen Hose eine schwarze Radlerhose, doch das ist nicht erlaubt. Solche Unterhosen müssen die gleiche Farbe wie die Trikot-Hose haben.
Assalé kehrte schließlich mit korrekter Ausrüstung wieder zurück auf den Rasen - und sah gleich für sein erstes Tackling Gelb.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)