“Wieder alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff”, skandierte die Nordkurve im Weserstadion hämisch - Werder Bremen erlebte da gerade die Schlusszüge eines echten Debakels.
Werder erlebt Debakel
Der Bundesliga-Absteiger kassierte beim 1:4 (0:3) gegen den SC Paderborn die erste Saisonniederlage in der 2. Bundesliga und musste damit den zweiten großen Rückschlag nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal beim Drittligisten VfL Osnabrück vor einer Woche hinnehmen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
Der letzte Heimsieg der Grün-Weißen datiert vom 26. Februar dieses Jahres. In dieser Verfassung müssen die Bremer keinen Gedanken an einen sofortigen Wiederaufstieg verschwenden - und das ist auch den Fans klar.
Neben dem Refrain des Liedes von Jürgen Drews (Wieder alles im Griff) fielen die Anhänger im Stadion auch immer wieder mit lautstarken “Baumann raus”-Rufen auf. Frank Baumann, Geschäftsführer Sport von Werder, sah sich schon in der Abstiegs-Saison großer Kritik ausgesetzt. Nun werfen ihm die Fans vor allem vor, für zahlreicher Abgänge keinen adäquaten Ersatz gefunden zu haben.
Werder-Coach Anfang wird deutlich
“Das ist augenscheinlich gewesen, dass Paderborn nicht viel brauchte”, wurde unterdessen Werder-Coach Markus Anfang bei Sky bezüglich der sportlichen Leistung seines Teams deutlich: “Wir waren einfach nicht an den Leuten dran und wenn wir dran waren, dann haben wir die Zweikämpfe verloren. Wir haben heute so viele Fehler gemacht, wir haben glaube ich einen Rekord bei individuellen Fehlern gebrochen. Wir brauchen die Schuld nicht bei anderen suchen. Das war nicht erste und auch nicht zweite Liga.”
Besonders in der ersten Halbzeit wurden die Norddeutschen nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Felix Platte legte mit zwei Toren in der 9. und 17. Minute den Grundstein zum ersten Saisonsieg der Gäste. Sven Michel (36.) gelang der dritte Treffer, ebenfalls unter Mithilfe der komplett indisponierten Bremer Hintermannschaft. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)
Nach dem Seitenwechsel keimte bei den 21.000 Zuschauern im Weserstadion kurzfristig Hoffnung aus, als Niklas Schmidt in der 52. Minute traf. Doch nur drei Minuten später stellte Ron Schallenberg den alten Abstand wieder her. Erst nach einer Stunde kam der SV Werder besser in die Partie, ohne der Begegnung noch eine Wende geben zu können.
Pfeifkonzert im Weserstadion
Das Team von Anfang war schon nach 45 Minuten mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet worden, auch lautstarke Forderungen nach einer Trennung von Sport-Geschäftsführer Frank Baumann waren unüberhörbar. Die 300 mitgereisten Paderborn-Fans hingegen hatten Oberwasser und sangen: “Einer geht noch, einer geht noch rein.” (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Die frühe Auswechslung von Kapitän Ömer Toprak schwächte die Platzherren zusätzlich. Der Abwehrchef musste wegen einer Nackenverletzung den Platz schon in der 26. Minute verlassen. Zudem fehlten die verletzten Bundesliga-Routiniers Leonardo Bittencourt und Kevin Möhwald.
Bereits vor der Partie hatten die Bremer einen weiteren Leistungsträger ziehen lassen müssen. Der schwedische Nationalspieler Ludwig Augustinsson wechselt mit sofortiger Wirkung zum FC Sevilla nach Spanien.
Befreiungsschlag für Darmstadt
Darmstadt 98 hat in einem furiosen Zweitligaspiel den ersten Saisonsieg gefeiert und Aufsteiger FC Ingolstadt in eine Mini-Krise gestürzt. Die Lilien setzten sich am dritten Spieltag gegen den FCI mit 6:1 (4:0) durch. Während die Hessen damit nach zwei Niederlagen ohne eigenen Treffer erstmals punkteten, verweilen die Ingolstädter nach der dritten Pleite in Folge in der Abstiegszone. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Phillip Tietz (29.) per Kopf, Luca Pfeiffer (39.) mit einem Traumtor in den Winkel sowie Fabian Schnellhardt (45.+2) per Freistoß und erneut Tietz (45.+4) sorgten bereits kurz vor der Pause für die Vorentscheidung zugunsten der Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht. Im zweiten Durchgang verkürzte Stefan Kutschke (50.) für die Gäste, nachdem Schiedsrichter Michael Bacher einen Foulelfmeter für das Team von Coach Roberto Pätzold nach Ansicht der Videobilder wieder zurückgenommen hatte (49.).
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Vor 4506 Zuschauern im Stadion am Böllenfalltor kontrollierte Darmstadt weiter das Geschehen, ehe Pfeiffer mit einem schönen Lupfer ebenfalls wie Stürmerkollege Tietz einen Doppelpack (66.) schnürte. Braydon Manu (90.+4.) setzte den Schlusspunkt für die Gastgeber.
Keine Pokalrevanche von Heidenheim gegen Rostock
Die Hoffnungen von Zweitligist 1. FC Heidenheim auf eine Pokalrevanche gegen Hansa Rostock haben sich nicht erfüllt. Nur eine Woche nach dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal beim Aufsteiger an der Ostsee (2:3 n.V.) kam die Mannschaft von Heidenheims Trainer Frank Schmidt beim Wiedersehen mit den Mecklenburgern auf eigenem Platz nicht über ein 1:1 0:0) in der 2. Bundesliga hinaus.
Allerdings blieb Heidenheim durch das Remis auch im drittem Punktspiel der Saison ungeschlagen und Rostock auch schon zum zweiten Mal nacheinander unbesiegt.
Die Führung durch Rückkehrer Tim Kleindienst (68.) reichte den Hausherren nicht zum zweiten Saisonsieg. Ausgerechnet Ridge Munsy (82.) rettete den Gästen durch sein Ausgleichstor einen Zähler, nachdem der 32-Jährige schon im Pokal das Hansa-Siegtor (119.) erzielt hatte.
Die Gastgeber stellten in der Anfangsphase ihren Willen zur Wiedergutmachung für den Pokal-K.o. trotz hochsommerlicher 30 Grad durch Einsatzwillen nachdrücklich unter Beweis. Jedoch machte Heidenheim aus seinem hohen Ballbesitzanteil zunächst zu wenig. Ihre beste Chance hatte die Schmidt-Elf denn auch durch eine Standardsituation, als Jan Schöppner nach einem Eckstoß von Tobias Mohr per Kopf die Unterkante des Hansa-Tores traf (18.).
Auf der Gegenseite bot sich den Gästen nach nur vereinzelten Vorstößen durch Streli Mamba die Möglichkeit zum Ausgleich, doch der flinke Stürmer scheiterte freistehend an FCH-Torhüter Kevin Müller.
Nach dem Seitenwechsel blieben die Heidenheimer weiter bemüht. Zwingende Möglichkeiten erspielten sich die Hausherren bis zu Kleindiensts insgesamt überraschenden Treffer per Kopf praktisch keine.
Rostock drängte nach dem Rückstand stärker als zuvor nach vorne. Lohn für den Kampfgeist war Munsys Tor zum 1:1.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)