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2. Bundesliga: Ailton und Nelson Valdez rechnen mit Werder Bremen ab

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2. Bundesliga: Ailton und Nelson Valdez rechnen mit Werder Bremen ab

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Bremer Idole rechnen mit Werder ab

Werder Bremen ist nach zwei bitteren Rückschlägen in der Krise angekommen. Bei SPORT1 reden die Vereinsikonen Ailton und Nelson Valdez Klartext.
Werder Bremen erleidet nach dem Pokal-Aus den nächsten Rückschlag. Beim 1:4 gegen Paderborn kam Werder mit einem desolaten Auftritt unter die Räder.
Werder Bremen ist nach zwei bitteren Rückschlägen in der Krise angekommen. Bei SPORT1 reden die Vereinsikonen Ailton und Nelson Valdez Klartext.

Eigentlich sollte alles besser werden. Zumindest hatte man bei Werder Bremen auf einen Neuanfang in der 2. Bundesliga gehofft. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

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Doch nach dem Pokal-Aus in Osnabrück und dem bitteren 1:4 zu Hause gegen den SC Paderborn steckt der Verein wieder im Schlamassel. Für viele Fans ist Geschäftsführer Frank Baumann der Sündenbock.

Vor dem Spiel der Grün-Weißen beim Karlsruher SC (2. Bundesliga: Karlsruher SC - Werder Bremen am Samstag ab 13.30 Uhr im SPORT1-LIVETICKER) rechnen die beiden Klub-Legenden Nelson Valdez und Ailton im SPORT1-Interview schonungslos mit ihrem Herzensverein ab.

SPORT1: Herr Valdez und Ailton, Sie sehen so aus, als könnten Sie noch spielen.

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Nelson Valdez: Ich habe ja auch erst aufgehört. Und Ailton ist fitter als damals zu seiner aktiven Zeit. (lacht laut)

Ailton: Ich habe das 1:4 gegen Paderborn im Stadion gesehen und zu meiner Frau gesagt, dass ich noch eine gute Chance hätte, bei Werder zu spielen.

SPORT1: Haben Sie beide den Abstieg gut verarbeitet?

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Valdez: Der Abstieg war für mich kein Schock wie bei anderen Fans, weil das hat sich in den zurückliegenden Jahren abgezeichnet. Der Trend war klar negativ und man musste immer zittern, dass man absteigt. In der vergangenen Saison war Werder lange noch gut, erst in der Rückrunde ging es dann abwärts. Und ich war am Samstag auch im Weserstadion und konnte nicht glauben, was ich da gesehen habe. Früher spielten hier große Klubs und plötzlich verliert Werder gegen durchschnittliche Zweitligisten. Das tut schon weh. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Ailton: Das Spiel gegen Paderborn war eine große Katastrophe. Das war nicht Werder, wie wir es kennen von früher. Auch mir tut es weh, meinen Herzensklub so schlecht Fußball spielen zu sehen. Keine Emotionen, kein Herz auf dem Platz - das ist nicht Werder Bremen. Nelson und ich haben lange bei Werder gespielt. Natürlich ist das heute eine andere Zeit, die jungen Fußballer haben eine ganz andere Mentalität und ich weiß nicht, was in deren Kopf vorgeht. Für viele von den jungen Kerlen ist Fußball doch nur ein Hobby, Spaß und ein bisschen Geld verdienen - mehr nicht. Das ist sehr schade.

SPORT1: Sie haben Werder auch nach Ihrer Zeit in Bremen immer verfolgt?

Valdez: Natürlich. Wir beide wohnen wieder in Bremen. Ich habe meine Frau hier kennengelernt, kam als kleiner Junge zu Werder, wurde hier Profi und Nationalspieler und habe Champions League mit dem Verein gespielt. Also alle Träume, die man sich erhofft, habe ich bei Werder erreicht. Im Dezember des vergangenen Jahres habe ich mit meiner Karriere aufgehört und dachte, dass ich ab da Werder-Spiele im Stadion genießen kann. Und dann kommt es ganz anders, das macht mich auch traurig. Ailton verbindet man automatisch mit Werder. Jetzt im Stadion zu sein und mitzuerleben, wie die Mannschaft nach 40 Minuten 0:3 hinten liegt, ist verdammt bitter. Es ist enttäuschend für den Klub, die Stadt und die Fans.

SPORT1: Ailton, wie sehen Sie es? Der direkte Wiederaufstieg ist sehr schwer, das sieht man seit drei Jahren am Hamburger SV.

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Ailton: Das wird verdammt schwer. Werder wurde viermal Deutscher Meister, fünfmal Pokalsieger und hat international viele Jahre eine gute Rolle gespielt. Ich habe noch nicht akzeptiert, dass Werder in der 2. Liga spielt. Es ist wie der HSV und Schalke ein großer Traditionsverein. Aber auch vor zwei Jahren war es nicht gut, da hat Werder eigentlich schon einen Neustart und ein ganz neues Konzept gebraucht. Aber es wurde immer alles schön geredet. Und so wurde dann von Jahr zu Jahr ahnungslos weitergearbeitet. Jetzt heißt die bittere Realität 2. Liga. Gegen Paderborn wurde mir bewusst, dass es eine ganz schwere Saison für die Mannschaft wird. Die Jungs müssen lernen zu kämpfen und nicht nur alles spielerisch lösen wollen. Aber nach dem Paderborn-Spiel sehe ich schwarz.

SPORT1: Hat man in den vergangenen Jahren den Blick für die Realität verloren? War das ein Fehler von Geschäftsführer Frank Baumann?

Valdez: Nicht nur von ihm, sondern von allen Verantwortlichen war das ein Fehler. Auch andere Personen in der Chefetage waren am Absturz beteiligt. Den Fans wurde vorgegaukelt, dass der Verein noch mal den Angriff auf Europa starten wolle, aber dafür hatte man gar nicht das Personal. Die Enttäuschung wurde immer größer. Und der Abstieg war dann ein Schock für die Anhänger. Die Fans wurden jahrelang verarscht. Inzwischen haben sie es akzeptiert, denn die Stimmung war trotz 50 Prozent Auslastung fantastisch. Aber mit einer Einstellung wie gegen Paderborn wird Werder durchgereicht. Der Gegner kennt sich in der Liga aus und das haben sie Werder gezeigt. Werder braucht dringend eine Veränderung - egal, ob eine mentale oder personell im Vorstand. Der Trainer könnte gut arbeiten mit den nötigen Spielern, aber die hat er nicht. Und es fehlt an der Überzeugung bei den Leuten, die mit ihm zusammenarbeiten. Die Fans haben die Schnauze voll vom aktuellen Vorstand.

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SPORT1: Hätte Baumann im Sommer auch seinen Platz räumen sollen?

Valdez: Ja - und diese Meinung vertreten tausende von Werder-Fans. Aber er klebt an seinem Stuhl. Komisch. Wenige glauben noch an ihn. Im Stadion hat man am Sonntag laut gehört: “Baumann raus”. Vielleicht sollte er erkennen, dass es mit ihm nicht mehr klappen kann. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

SPORT1: Ist der Kader nicht konkurrenzfähig?

Valdez: Das Schlimme daran ist, dass noch mehr gute Spieler gehen werden. man kassierte bisher aus Spieler-Verkäufen schon fast 30 Millionen Euro, aber viele neue Spieler sind nicht gekommen. Deshalb kann man dem Trainer (Markus Anfang, Anm. d. Red.) nach dem 3. Spieltag auch keinen großen Vorwurf machen. Er weiß selbst nicht, mit welchen Spielern es weitergeht und welches System er spielen kann. Die Stürmer können einem nur leid tun. Für einen Top-Verein in der 2. Liga ist das echt mau. Mit dieser Offensive wird es sehr schwer. Werder braucht dringend neue Spieler.

SPORT1: Thomas Schaaf ist eine Trainer-Legende bei Werder. Im Sommer wäre er gerne geblieben, aber sein Vertrag wurde nicht verlängert. Es war eine traurige Trennung. Wie haben Sie das gesehen?

Ailton: Wir beide hatten mit Thomas eine sehr gute Zeit in Bremen. Er ist ein Riesentyp und ein großartiger Trainer. Und er hat ein großes Herz. Er war genau der richtige Trainer für uns und für Werder. Bevor Thomas Trainer in Bremen war, hatte ich es schwer mit Felix Magath. Ich habe nicht viel gespielt und fühlte mich lange nicht gut. Ich hatte keine Lust mehr, in Deutschland Fußball zu spielen, wollte nach Brasilien zurück. Doch dann kam Thomas und hat an mich geglaubt. Er hat mir neue Motivation gegeben. Das hat geholfen. Der Trainer war genau die richtige Person für meine damalige Situation. Nelson kam dann von der 2. Mannschaft hoch und alles war gut. Was im Sommer passiert ist, ist schade. Eine Person wie Thomas hätte dem Verein in der 2. Liga gut getan. Werder braucht jetzt eine erfahrene Person wie ihn. Die Fans lieben Thomas Schaaf immer noch.

Valdez: Es war eine Schande für den Verein, wie man mit Thomas Schaaf umgegangen ist. Das sehen auch die Fans so und viele denken wie ich. Werder Bremen, das ist Thomas Schaaf, Otto Rehhagel und Ailton. Mit Schaaf so umzugehen, war unfair. Er kann am wenigsten für den Absturz des Klubs. Ganz ehrlich? Ich habe Angst, dass Werder in der nächsten Saison in der 3. Liga spielt. Wenn Schaaf das Team schon früher übernommen hätte, wären wir nicht abgestiegen. Er hätte die Kurve gekriegt. Das Traurige ist, dass in den vergangenen Jahren kein guter Spieler mehr aus dem U-Bereich hochkommt.

SPORT1: Wer ist für Sie der Hauptschuldige an der ganzen Misere?

Valdez: Ich schaue mir oft das Training an, bin bei fast jedem Spiel im Stadion. Aber ehemalige Spieler wie Torsten Frings oder wir beide werden gar nicht um unsere Meinung gefragt, obwohl wir dem Verein helfen wollen. Wir können nicht alle Probleme lösen, aber wir sind hilfsbereit, wohnen in Bremen und es ist schade, dass man da unsere Hilfsbereitschaft gar nicht in Anspruch nehmen will. Wir lieben Werder Bremen. Ich habe mich beworben bei “Baumi” (Frank Baumann, Anm. d. Red.), habe ihm gesagt, dass ich noch relativ fit bin, ich gerne in der 2. Liga helfen kann und so ehrgeizig bin, dass ich im Training die Jungs mitreißen kann. Ich war nie der Torjäger wie Ailton, aber als Spieler hatte ich genug Eier. Das fehlt Werder. Ich würde den Spielern sagen können, was es bedeutet, für Werder zu spielen. Und ich könnte die Jungs motivieren. Viele von den aktuellen Spielern wissen das nicht. Ich würde auch umsonst spielen, aber der Kader ist wohl zu groß und ich bettele nicht um einen Job.

Ailton: Ich verstehe das nicht. Nelson ist erst 37, hatte nie große Verletzungen und hat bis Dezember noch für Paraguay gespielt. Okay, er ist kein Stürmer wie Claudio Pizarro, aber er wäre perfekt für die letzten 20 Minuten. Claudio Pizarro war 41, als er für Werder spielte. Nelson und ich haben Werder im Herzen und ich kann mich seinen Worten nur anschließen. Aber Baumann und die Bosse müssen sich entscheiden, was wirklich gut ist für den Verein. Momentan versteht man gar nicht, was da oben gemacht wird. Die Hilfe von uns ehemaligen Spielern würde Werder sicher gut tun. Auch ein Johan Micoud könnte helfen. Aber die Bosse machen weiter Fehler und bemerken es nicht.

SPORT1: Was raten Sie Baumann?

Valdez: Er muss eine Entscheidung treffen. Die ganze Stadt spürt, dass er nicht mehr der Richtige ist. Man vertraut Baumann nicht mehr. Oder der Vorstand muss handeln.

SPORT1: “Operation am offenen Herzen”, nannte der kicker den Versuch der Bosse, Werder mitten in der wichtigen ersten Saisonphase finanziell zu gesunden. Doch das Team krankt sportlich weiter. Wie gefährlich ist diese OP?

Valdez: Ziemlich gefährlich. Der Verein hat schon rund 30 Millionen aus Spielerverkäufen kassiert. Doch was das Thema Schulden betrifft, ist man immer noch nicht auf einem guten Weg. Und da sieht man, wie viele Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden. Der Schuldenberg ist nicht von heute auf morgen entstanden.

SPORT1: Werder muss am Samstag zum Karlsruher SC reisen. Wie schwer wird das?

Ailton: Das wird verdammt schwer, da muss ein Sieg her. Aber alle Spiele in der 2. Liga sind schwer. Danach kommen Hansa Rostock und der HSV ins Weserstadion. Dazwischen muss man nach Ingolstadt. Nicht auszudenken, wenn diese Spiele verloren werden.

Valdez: Werder muss schleunigst Spiele gewinnen. Alles andere macht die Situation nur noch bedrohlicher.