Mit Vollgas zurück in die Bundesliga?
Wird Jatta zum X-Faktor beim HSV?
Das wird sich beim Hamburger SV erst noch zeigen müssen - aktuell sind sie zumindest Spitzenreiter und offenbar auch nicht mehr so extrem von Stürmer Simon Terodde abhängig.
So traf der Toptorjäger der 2. Bundesliga (16 Treffer nach 16 Spieltage) nicht ein einziges Mal beim 5:0-Kantersieg des HSV am Montagabend gegen den VfL Osnabrück. (Tabelle der 2. Bundesliga)
Das war auch nicht nötig, denn die Hamburger hatten schließlich Flügelflitzer Bakery Jatta, der zwei Tore erzielte. "Er ist heute der Simon Terodde gewesen", schwärmte sein Trainer Daniel Thioune nach der Partie.
Jatta und Vagnoman nicht zu stoppen
Dieser hatte vor dem Spiel eine taktische Änderung vorgenommen und Jatta mit Sonny Kittel die Seiten tauschen lassen. Davon profitierten augenscheinlich beide, denn sowohl Jatta als auch Kittel zeigten eine glänzende Leistung.
Vor allem der Gambier bildete mit Rechtsverteidiger Josha Vagnoman ein pfeilschnelles Gespann, was ihre Gegenspieler heillos überforderte und zur Auswechslung beider Spieler auf Osnabrücks linker Seite führte.
Zusammen war das HSV-Duo an vier der fünf Treffer beteiligt. Drei Treffer erzielten sie selbst, den Führungstreffer durch Kittel leitete der 20-jährige Vagnoman zudem ein. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Der überglückliche Jatta gab danach bei Sky sogar sein erstes Live-TV-Interview auf Deutsch: "Wir haben eine gute Leistung gezeigt, sehr gut gespielt. Heute ist ein guter Tag, der erste Doppelpack meiner Karriere. Der war auch für den Trainer."
Die Highlights der Freitagsspiele ab 22.30 Uhr in Sky Sport News - Die 2. Bundesliga im TV auf SPORT1
HSV-Trainer Thioune baut auf Jatta
Thioune und Jatta verbindet ein gutes Verhältnis. Der HSV-Trainer spricht auch während Partien häufig mit seinem Flügelflitzer. "Wir führen immer wieder kleine kurze Gespräche, um ihn auf Dinge hinzuweisen", sagte Thioune.
Das zahlt sich aus. Der 22-Jährige befindet sich aktuell in einer überragenden Form und hatte bereits in Karlsruhe kurz vor Weihnachten und gegen Regensburg Anfang des Jahres getroffen, das macht vier Treffer in vier Spielen. Zum Vergleich: Super-Torjäger Terodde kommt im gleichen Zeitraum lediglich auf drei Tore.
Jattas Leistungsexplosion freut auch die Mitspieler wie Kapitän Tim Leibold. Für diesen ist Jatta "ein feiner Kerl, der sich mit Toren belohnt. Für den Jungen einfach schön, dass er spielen kann, dass er Tore schießen kann, dass er Spaß am Fußball hat. Und das ist das Einzige, was zählt."
Leibold deutete mit seiner Aussage bereits an, dass Jatta es in den vergangenen anderthalb Jahren nicht immer einfach hatte, seinen Spaß am Fußball zu bewahren. (Spielplan und Ergebnisse der 2. Bundesliga)
Der Fall Jatta nimmt kein Ende
Erst vor dem Osnabrück-Spiel hatte es neuerlichen Wirbel um Jattas Identität gegeben. Demnach lässt die Hamburger Staatsanwaltschaft derzeit ein zweites Gutachten erstellen, um der Frage nachzugehen, ob der HSV-Profi tatsächlich Jatta oder womöglich doch Bakary Daffeh ist.
Mit welchem Aufwand versucht wird zu beweisen, dass bei Jatta ein Identitätsdiebstahl vorliegt, wird inzwischen sogar zum Politikum. "Wir finden, dass die Staatsanwaltschaft übereifrig ist und unverhältnismäßig vorgeht", sagte Deniz Celik, Abgeordneter der Linksfraktion der Hamburgischen Bürgerschaft, dem NDR.
Gemeinsam mit Parteikollegin Cansu Özdemir hat er sogar eine "Kleine Anfrage" an den Hamburger Senat gestellt, weil er die Verhältnismäßigkeit des Verfahrens anzweifelt.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte zuletzt ein Bewegungsgutachten in Auftrag gegeben, bei dem Daffeh-Aufnahmen aus 2012 mit aktuellen Jatta-Videos verglichen werden sollen. Celik dazu: "In der Regel kommen solche Gutachten bei Schwerstverbrechen zur Anwendung. Wir finden das total überzogen."
Jatta nach Leistungsloch in Topform
Jatta und seine Mitspieler hoffen, dass dieses Kapitel bald abgeschlossen ist und bei der Bewertung seiner Person in Zukunft allein der Fußball im Vordergrund steht.
Nach einigen schwierigen Monaten, in denen sich Jatta in einem Leistungsloch befand, hat er es nun zumindest trotz des Wirbels um seine Person geschafft, Top-Leistungen auf den Platz abzurufen.
Er steht damit sinnbildlich für die positive Entwicklung bei den Hanseaten im neuen Jahr - und für den HSV wäre es im Aufstiegskampf wichtig, wenn Jatta seine Topform halten könnte.
Denn wenn beim Traditionsklub neben Terodde regelmäßig noch ein zweiter brandgefährlicher Spieler in der Offensive aufläuft, sollte es dieses Mal tatsächlich mit dem Bundesliga-Aufstieg klappen.