Ein degradierter Weltmeister, ein polternder Klubchef, ein zürnender Vater - und nun gar ein öffentlicher Aufschrei der nationalen Fußball-Prominenz: Die Posse um die Ausbootung von Ron-Robert Zieler bei Hannover 96 zieht immer größere Kreise. Zielscheibe der Kritik ist Martin Kind.
Die Degradierung eines WM-Torwarts
Kind, der Zieler bei einer Veranstaltung der "Neuen Presse" heftig angegangen hatte ("Wir hätten ihn gar nicht verpflichten dürfen damals"), habe Zieler "ohne ein Mindestmaß an Anstand, Respekt und Professionalität" öffentlich "diskreditiert".
Kind rudert nach Zieler-Aussagen zurück
Anschließend hatte Kind ein wenig zurückgerudert. "Ich hätte es sensibler formulieren können, aber es bleibt bei der gleichen und ehrlichen Aussage", erklärte er bei SPORT1. "Jetzt dem Jungen wieder Hoffnungen zu machen, wäre falsch. Ich kenne die Meinung der sportlichen Leitung und deshalb kann ich Zieler das nur empfehlen. Das ist eher gut gemeint als böse."
Der Hannover-Boss rechtfertigte seine Aussagen auch damit, dass er erklärte: "Wenn Spieler uns verlassen, sagen sie uns das auch nicht besonders feinfühlig."
Zieler sei "Profi" und müsse "damit umgehen", meinte Kind: "Wir stellen die Gehaltszahlung jetzt nicht ein, er kann aber ablösefrei wechseln. Das ist doch selbstverständlich. Mein Interesse ist, dass wir Frieden und Ruhe haben und dass er eine ordentliche Perspektive hat. Ich habe nichts gegen Zieler. Es tut mir leid für den Jungen."
Spielerbündnis mit vernichtendem Urteil
Die Stellungnahme des Bündnisses, das im Juni mit Spielern wie Mats Hummels, Neven Subotic und Sven Bender an den Start ging, fällt trotzdem vernichtend aus. In ihr heißt es: "Polemik und Respektlosigkeit gehören nicht zum Fußball."
Der Umgang zwischen Verein und Spieler "sollte auch bei sportlichen Differenzen immer respektvoll und wertschätzend sein. Natürlich kann sich ein Funktionär zu sportlichen Einschätzungen äußern. Sachlich und intern. Aber nicht respektlos über die Medien."
Keine Zukunft für Zieler bei Hannover 96
Fest stand schon vor den harschen Worten von 96-Geschäftsführer Kind: Zieler hat in Hannover keine sportliche Zukunft mehr.
Trainer Kenan Kocak setzt trotz eines bis 2023 laufenden Vertrags in der kommenden Saison nicht mehr auf den Torhüter, der 2014 in Brasilien zum deutschen Weltmeister-Kader gehört hatte, und holte stattdessen Michael Esser als neue Nummer eins zurück zu den Niedersachsen.
Jenen Esser, der erst vor einem halben Jahr als Ersatzkeeper von 96 zur TSG Hoffenheim "geflüchtet" war.
Zieler wisse "schon seit Saisonende, dass er nicht mehr die Nummer 1 sein wird", erklärte Kind. "Und das ist ausschließlich eine Entscheidung der sportlichen Leitung. Er kann doch nicht auf der Bank sitzen. Ich habe lediglich gesagt und dabei bleibe ich, dass ich ihm empfehle, er möge sich bemühen, woanders einen Verein zu finden, bei dem er die Nummer 1 sein kann. Sonst würde das nur Unruhe bringen und bei ihm Unzufriedenheit ohne Ende. Das kann man ihm gar nicht zumuten."
Vater Zieler meldet sich zu Wort
Die Reaktion aus dem Hause Zieler ließ nicht lange auf sich warten. Aber nicht der 31-Jährige selbst, sondern sein Vater Raimunt meldete sich via Kölner Stadt-Anzeiger zu Wort.
"Hier zeigt sich der Versuch, einen verdienten, stets loyalen Profi mit fragwürdigen Methoden aus dem Verein zu ekeln", polterte Zieler senior: "Das widert mich an. Das ist ein schäbiger Vorgang, den Ron-Robert absolut nicht verdient hat."
Vollends zum Schmierenstück wurde die Degradierung des sechsmaligen Nationalspielers, der schon von 2011 bis 2016 für Hannover auflief, dann durch die Kritik Kinds.
Ein Schmierenstück, das mit den deutlichen Aussagen des Spielerbündnisses einen vorläufig neuen Höhepunkt erreicht hat.