Trainer Hannes Drews und seine Spieler wirkten im ohrenbetäubenden Darmstädter Jubelsturm völlig deplatziert, statt geteilter Freude über den Klassenerhalt herrschten bei Erzgebirge Aue nur Frust, Enttäuschung - und Wut auf den Schiedsrichter.
Relegation: Aue wittert Bestechung
Den Sachsen droht nach einem skandalumwitterten Saisonfinale in der 2. Bundesliga der dritte Abstieg in die Drittklassigkeit nach 2008 und 2015.
Aue-Präsident wittert Verschwörung
"Das ist eine bodenlose Sauerei und Frechheit", schmipfte Klub-Präsident Helge Leonhardt bei Sky. "Wir wurden verschaukelt, warum auch immer. Ich weiß nicht, ob es fahrlässig oder vorsätzlich war. Es wird eine Mammutaufgabe, diesen Nackenschlag wegzustecken."
Später setzte Leonhardt noch einen drauf und erhob gar subtile Bestechungsvorwürfe: "Vielleicht sollte man mal die Konten der Schiedsrichter überprüfen, ob die was kriegen. Ich weiß es nicht, aber es riecht ja hier. So ein klares Tor in einem so wichtigen Spiel nicht zu geben, das ist schon eine bodenlose Frechheit."
Am 34. und letzten Spieltag war Aue durch ein 0:1 (0:0) beim Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 auf den 16. Platz abgerutscht. Nur ein Erfolg in den beiden Relegations-Partien gegen den Drittliga-Dritten Karlsruher SC am 18. und 22. Mai (jeweils um 18.15 Uhr im LIVETICKER) kann den Abstieg noch verhindern. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Weiß nicht, was wir den Schiedsrichtern getan haben"
Drews beklagte einen in der Anfangsphase zu Unrecht nicht anerkannten Treffer. "Ich weiß nicht, was wir den Schiedsrichtern getan haben", sagte Aues Trainer. Es sei innerhalb von vier Wochen "die dritte klare Fehlentscheidung gegen uns" gewesen: "Wenn wir 1:0 in Führung gehen, muss Darmstadt mehr machen und wir bekommen mehr Räume."
Torjäger Pascal Köpke äußerte sich angesichts der mangelnden Chancenverwertung selbstkritisch. "Wir können nicht alles auf den Schiedsrichter schieben", sagte er bei Sky. (Tabelle der 2. Bundesliga)
Die um drei Treffer schlechtere Tordifferenz im Vergleich zur punktgleichen SpVgg Greuther Fürth auf Platz 15 machte am Ende den Unterschied zwischen Klassenerhalt und der nervenaufreibenden Fortsetzung des Abstiegskampfes.
Am Sonntag hätte Aue letztlich ein Tor für den Verbleib in der 2. Liga genügt, doch den späten Schock durch den Treffer von Tobias Kempe (86.) steckten die Gäste nicht mehr weg.
Schiedsrichter gibt klares Tor nicht
Dabei hatte Aue in der ersten Halbzeit deutlich mehr für den Ligaverbleib getan, aus der Überlegenheit aber auch aufgrund einer Fehlentscheidung kein Kapital geschlagen.
Einen von Marvin Mehlem abgefälschten Schuss klärte Darmstadts Romain Bregerie erst hinter der Linie (4.) - Schiedsrichter Sören Storks gab den Treffer jedoch nicht. Glück hatte Darmstadt auch, als Felix Platte den Ball elfmeterwürdig im Strafraum mit dem Arm berührte (31.).
In der Defensive stand Aue, das wegen Sperren auf das erfahrene Duo Dennis Kempe und Fabian Kalig verzichten musste, sicher. Darmstadt wirkte dagegen teils fahrig und nervös.
Abseits-Tor von Köpke
In der zweiten Halbzeit hatte Aue gegen stabilisierte und immer defensivere Darmstädter deutlich mehr Mühe. Ein Treffer von Köpke wurde wegen Abseits nicht anerkannt (68.). In der Folge drängte Aue auf die erlösende Führung, diese erzielte dann aber Kempe für Darmstadt.
Die Erleichterung beim Team von Trainer Dirk Schuster war grenzenlos. Die Spieler lagen sich in den Armen, auf den Tribünen des Stadions am Böllenfalltor fiel der Jubel der Fans lautstark aus.
Darmstadt verhinderte den freien Fall in die Drittklassigkeit vor allem dank einer beeindruckenden Serie in der zweiten Saisonhälfte: Beim Sieg gegen Aue blieb Darmstadt zum elften Mal nacheinander ungeschlagen.
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