Der 1. FC Kaiserslautern befindet sich in der schlimmsten Krise der Vereinsgeschichte.
Stadion-Schock überschattet Strasser-Debüt
Zwar gelang mit dem 3:0-Heimsieg gegen Greuther Fürth ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch auch beim neuen Trainer Jeff Strasser wollte noch nicht die große Euphorie aufkommen.
"Wir werden jetzt keine Freudentänze machen. Wir haben einen kleinen Schritt nach vorne gemacht", sagte Strasser bei Sky und warnte: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns."
Der Sieg verschafft erst einmal etwas Erleichterung. Denn auch Strasser weiß, dass das Horrorszenario Abstieg auch weiter über dem Betzenberg schweben wird - und damit angeblich auch der Verlust eines Heiligtums.
Laut SWR überlegt ein Teil des Kaiserslauterer Stadtrats, im Falle eines FCK-Abstiegs das Fritz-Walter Stadion abreißen zu lassen. Eine Schock-Nachricht für die ganze Pfalz. Kaiserslautern ohne das Stadion auf dem Betzenberg wäre wie Köln ohne Dom.
Vereinslegende Hans-Peter Briegel kann sich nicht vorstellen, dass es so weit kommt. "Für mich ist der Betze ein Denkmal und Denkmäler reißt man vielleicht im Irak ab. Ich würde sagen, das ist weit aus der Luft gegriffen und der Betze bleibt bestehen", sagte Briegel bei Sky.
Hoffnungsträger Strasser
Strasser soll dazu beitragen, dass es nicht dazu kommt. Am Mittwoch wurde der 42-Jährige, der als Profi von 1999 bis 2002 für den FCK spielte und zuletzt den luxemburgischen Klub CS Fola Esch trainierte, als Nachfolger des entlassenen Trainers Norbert Meier vorgestellt.
Während seiner Karriere absolvierte Strasser insgesamt 106 Pflichtspiele für die Roten Teufel. Er kennt den Klub und das Umfeld also. Und er brennt auf die neue Aufgabe.
"Jeff hat in den ersten zwei Tagen das bestätigt, was wir auch in ihm gesehen haben. Er arbeitet sehr akribisch, ist sehr Detail verliebt und hat unheimlich viel Zeit investiert, Gespräche geführt und Video-Analysen gemacht", sagt FCK-Sportdirektor Boris Notzon im Gespräch mit SPORT1. "Er hat sich mit seiner Energie maximal eingebracht, freut sich sehr auf das Spiel und strahlt das auch aus."
Sforza als Kandidat ausgestochen
Auch der frühere Kapitän der FCK-Meistermannschaft von 1998, Ciriaco Sforza, war auf der Kandidatenliste der Pfälzer, am Ende aber bekam Strasser den Job. "Es ging nicht darum Jeff oder Trainer X oder Y, das Gesamt-Packet Jeff Strasser hat uns überzeugt", erklärt Notzon.
Zumal Sforza einer von sehr vielen Kandidaten gewesen sei. "Wir hatten trotz der schwierigen Situation mehr als 50 Trainer-Bewerbungen auf dem Tisch. Viele haben sich initiativ gemeldet, andere wurden empfohlen." Keine Frage, in Kaiserslautern ist Strasser der neue Hoffnungsträger.
"Jeff hat 2016 seinen Fußballlehrer gemacht, zusammen mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco und hat sein Praktikum beim FCK absolviert", erklärt Notzon. "Dass Jeff ein sehr interessanter Trainer ist, hat man damals schon erkannt."
"Ein interessanter Trainer"
Etwas überraschend: Zuletzt sagte Notzon, dass er keine Experimente auf der Trainerposition wolle. Nun holte er Strasser, für viele ein unbeschriebenes Blatt als Coach.
"Ich habe gesagt, dass wir keine großen Experimente machen wollten und das sagte ich auf die Frage, wie viel Trainer sich beworben haben. Es gab auch Anfragen von Trainern, die insbesondere was das Thema Kommunikation betrifft, nicht in Frage kamen. Denn für uns war es wichtig, dass der neue Cheftrainer deutsch spricht."
Auch der Sportchef spürt natürlich Druck, der Kader wurde zum Großteil von ihm zusammengestellt: "Wenn ein Klub wie der FCK nach acht Spielen zwei Punkte hat, dann sind alle unzufrieden. Natürlich stelle ich mich der Verantwortung und ich bin überzeugt, dass der Kader gut genug ist für die 2. Liga", betont Notzon.
Notzon rechtfertigt Kaderplanung
"Wir können bei allen Transfers einen schlüssigen Grund nachweisen, warum wir uns so entschieden haben. Dass es bisher nicht zum Erfolg führte, ist ärgerlich", sagt Notzon.
In der Pfalz setze man nun auf das neue Wir-Gefühl, welches Strasser verkörpern will: "Wenn wir die Betze-DNA vom Spieler Jeff Strasser mit Einsatz, Kampfgeist und Leidenschaft auf die Mannschaft übertragen können, dann sind wir auf einem richtigen Weg, dann werden wir für die Gegner wieder unbequem sein."
Gibt es dennoch einen Plan B im Falle des Abstiegs? Daran will Notzon nicht denken. "Wir werden bis zum letzten Spieltag kämpfen. Ich schaue positiv in die Zukunft."
Strasser sei jedenfalls bereit für die Herkulesaufgabe. "Er ist sich der enormen Verantwortung dieser Aufgabe bewusst", sagt Notzon. "Aber er wollte das unbedingt machen und sagte, Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden."