Nach den hässlichen Zwischenfällen beim Dortmunder Heimspiel gegen RB Leipzig am vergangenen Spieltag ist der deutsche Fußball am Sonntag beim Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden erneut von geschmacklosen Äußerungen von Fans erschüttert worden.
Üble Plakate bei St. Pauli - Dresden
Nicht von ungefähr bei der Partie St. Pauli gegen Dynamo, die nicht nur sportlich ein brisantes Duell ist. Auch das Aufeinandertreffen der sehr unterschiedlichen Fan-Szenen birgt stets Zündstoff, bei St. Pauli wirken sehr linke, bei Dresden sehr rechte Anhänger prägend mit.
Bei dem Spiel am Millerntor (2:0 für St. Pauli) war der Kontrast einmal mehr zu besichtigen, in beiden Fan-Reihen wurden üble Transparente hochgehalten.
Während im Dresdner Block eine sehr plumpe Beleidigung skandiert wurde, gab es von den Kiez-Fans politische Bösartigkeiten, darunter eine sehr finstere Weltkriegsanspielung.
Dresdens Weltkriegs-Tote verunglimpft
"Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt. Gegen den doitschen Opfermythos!", war auf einem der Plakate zu lesen.
Es thematisiert die alliierten Bombenangriffe auf Dresden während des Zweiten Weltkriegs, die zehntausende Todesopfer forderten.
Das Plakat soll eine Kritik an der Art und Weise sein, wie die Luftangriffe in der rechten Szene instrumentalisiert werden um die deutsche Schuld zu relativieren (das "doitsch" ist eine vor allem in rechten Kreisen verbreitete Umschreibung des vermeintlich wahren Deutschtums).
Das darauf anspielende Plakat überschreitet mit seiner Verhöhnung der Toten aber auch selbst mehr klar alle Grenzen.
St. Pauli entschuldigt sich
St. Pauli entschuldigte sich noch am Abend.
In einem Statement heißt es: "Auch wenn der FC St. Pauli sich von der These des Opfermythos, der in der Vergangenheit speziell von Nationalisten und Rechtspopulisten propagiert wurde, klar distanziert und einen kritischen Umgang mit der deutschen Geschichte ausdrücklich begrüßt und fordert, ist mit den Worten auf dem Spruchband eine Grenze überschritten worden, werden dort doch die Toten der Luftangriffe auf Dresden verhöhnt."
Und weiter: "Für das Verhalten seiner Anhänger möchte sich der FC St. Pauli bei Dynamo Dresden, seinen Fans und allen Angehörigen der Opfer der Angriffe vor 72 Jahren entschuldigen."