Bei den Olympischen Spielen 2012 in London "blutete sein Herz", denn Deutschlands bester Taekwondo-Kämpfer Levent Tuncat konnte die Wettkämpfe verletzungsbedingt nur vor dem Fernseher verfolgen.
Taekwondo-Messi peilt Medaille an
Vier Jahre zuvor war er als Favorit auf die Goldmedaille nach Peking gefahren, dort jedoch in der Vorrunde ausgeschieden.
Und trotzdem oder gerade deswegen sind die Erinnerungen an seine Olympiateilnahme für ihn täglicher Ansporn: "Der Moment auf der Matte, wenn die Beine durch die Schreie tausender Menschen zu zittern beginnen, motiviert mich weiterzumachen, jahrelang hart zu arbeiten, um meinem Traum von einer olympischen Medaille täglich ein Stück weit näher zu kommen."
Baku vor der Brust, Rio im Blick
Die Europaspiele in Baku (täglich LIVE im TV auf SPORT1) sind auf dem Weg nach Rio ein bedeutender Zwischenstopp.
"Ich erhoffe mir eine aufregende Erstausgabe der Europaspiele mit erfolgreichem Ausgang", sagt der 26-Jährige vor den Wettkämpfen.
Als dreifacher Europameister ist Levent Tuncat zweifellos ein Top-Anwärter auf eine Medaille. "Darüber hinaus geht es um wichtige Weltranglistenpunkte." Denn die "Top 6" qualifizieren sich am Ende des Qualifikationszeitraums direkt für Rio.
Aktuell befindet sich der türkischstämmige Deutsche auf Platz 3 der Weltrangliste, nachdem er nach dreijähriger Verletzungspause auf Platz 70 abgerutscht war.
Harter Weg zurück
"Der Weg zurück war aber alles andere als einfach", blickt der Ausnahmeathlet, von seinem Heimtrainer aufgrund seiner guten Technik schon mal als "Lionel Messi des Taekwondo" bezeichnet, auf harte Jahre zurück.
Neben dem Sport absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann, wurde anschließend übernommen und arbeitet seitdem bei ThyssenKrupp.
Nach einem harten Wettkampf irgendwo auf dem Globus ging es somit jeweils immer direkt im Anschluss zurück ins Büro. An zwei Trainingseinheiten am Tag war zu dieser Zeit nicht zu denken, auch für seine Familie blieb nicht viel Zeit übrig.
Zum 1. April 2015 wurde Levent Tuncat jedoch in die ElitePlus-Förderung der Deutschen Sporthilfe aufgenommen, wodurch er bis zu den Spielen in Rio mit 1.500 Euro pro Monat unterstützt wird.
"Dank der Sporthilfe und dem Förderprogramm der Sportstiftung NRW kann ich mich seitdem voll und ganz auf meinen Sport konzentrieren, mein Arbeitgeber stellt mich für die kommenden 18 Monate frei," zeigt sich der Duisburger erleichtert. "Jetzt kann ich zweimal am Tag trainieren und habe trotz Trainings die Möglichkeit, auch Zeit mit meiner Familie zu verbringen."
Steckbrief Levent Tuncat
Sportart: Taekwondo (bis 58kg - Fliegengewicht)
Geburtstag: 29. Juli 1988
Beruf: Industriekaufmann
Größte Erfolge: Olympia-Achter 2008, 3-facher Europameister