Am kommenden Sonntag um 18:00 Uhr ist es soweit: Das Finale der besten deutschsprachigen League-of-Legends-Liga zwischen GamerLegion und Eintracht Spandau steht an. Wer wird BIG als Split-Champion ablösen?
Prime League Finale: Head-to-Head
Wirklich gerechnet hat mit dieser Finalpaarung vor dem Split keiner. Zwar wurde bei den Predictions vor der Saison zumindest GamerLegion von Spielern und Experten im oberen Drittel verortet, aber Eintracht Spandau in ihrer Permieren-Saison direkt den Finaleinzug zutrauen? Daran glaubte keiner so wirklich. (Ausgenommen vielleicht Spandau-Präsident Maximilian Knabe.)
Am Ende landeten beide Teams nicht nur im Finale, sondern machten die ersten beiden Tabellenplätze (GL auf Eins, Spandau auf Zwei) der regulären Saison auch unter sich aus. Dennoch hätte der Weg ins große Finale für die beiden Teilnehmer nicht unterschiedlicher laufen können.
GL mit Rekord, Spandau mit Anlaufschwierigkeiten
Während Eintracht Spandau zwar mit maximalem Hype, aber bis zum fünften Spiel mit absolut gar keinem Erfolgserlebnis in die Saison gestartet ist, lief es bei GamerLegion von Anfang an wie am Schnürchen: Elf Spiele. Elf Siege. Rekord!
Doch je länger die Saison andauerte, desto mehr wendetet sich das Bild.
Während GL nach Aufstellen des Rekords gerade so noch zwei Siege aus den nächsten sieben Spielen mitnehmen konnte, wurde Spandau nach ihrem katastrophalen 0:4-Start immer stärker. Der Newcomer verlor nur noch zwei der folgenden 14 (!) Spiele und steht damit zurecht mit GamerLegion ganz oben in der Tabelle.
Damit stehen sich also die beiden besten Teams der regulären Saison im Finale gegenüber. Doch wer hat die Nase vorne? SPORT1 wagt den Blick in die Kristallkugel im großen Head-to-Head-Vergleich.
GamerLegion vs. Eintracht Spandau - Spieler im Head-to-Head Vergleich
Theoretisch könnte man es sich einfach machen: Schließlich hat die Eintracht ihren Finalgegner im sogenannten Juggernaut-Match vor knapp zwei Wochen schon einmal mit einem klaren 3:0 clean aus der Kluft gesweeped. Nicht wenige (auch der Autor bekennt sich schuldig) dachten, dass es damit aufgrund der offensichtlichen Formkrise GamerLegions auf ein Finale zwischen den Unicorns of Love Sexy Edition, die im Halbfinale warteten, und Eintracht Spandau hinauslaufen würde.
Wie wir inzwischen wissen, kam es anders. Die Einhörnern durften die erste Partie der Serie noch mitmachen, danach schaltete GamerLegion auf ein ganz anderes Level und spielte quasi alleine. Man kann also davon ausgehen, dass das Rekordteam zwar im letzten Moment, aber dadurch um so eindrucksvoller wieder zur alter Stärke gefunden hat. Was wiederum einen Vergleich der Final-Teams auf Augenhöhe möglich macht.
Fangen wir oben an.
Top-Lane: Sacre vs. Pride
Über die Saison gesehen war GamerLegions Toni „Sacre“ Sabalic mit Abstand der beste Top-Laner der Prime League. Der LEC-erfahrene, kroatische Veteran ist mit einer KDA (Kill/Deaths/Assists) von 6.4 nicht nur der Beste in der Liste der Top-Laner, sondern führt die Liga in dieser Kategorie - zusammen mit Teamkollege Ronan „jinjo“ Swingler - sogar an! Erst am siebten Spieltag ist Sacre überhaupt das erste Mal gestorben. Insgesamt blieb er über die Saison gesehen bei gerade einmal 25 Deaths.
Zum Vergleich: Eintracht Spandaus Mahdi „Pride“ Nasserzadeh starb in der gleichen Zeit 47-mal und ist damit im Vergleich mit allen Prime-League-Top-Laner immer noch auf Platz drei von zehn. Dennoch lieferte der Schweizer auf keinen Fall einen schlechten Split ab - im Gegenteil! Aber gegenüber Sacre hatte jeder das Nachsehen. Einzig in den Solokills, jeweils elf, war Pride ebenbürtig.
Fazit: Punkt für Sacre - 1:0 GamerLegion
Jungle: D4nKa vs. Obsess
Das deutsch-deutsche Duell zwischen Daniel „D4nKa“ Golzmann und Patrick „Obsess“ Engelmann ist schneller abgehandelt, als man meinen mag. Und zwar auch hier wieder zugunsten des GamerLegion-Spielers.
Denn während man bei Obsess zwar die Uhr danach stellen kann, dass sobald Drachen im Rift spawnen, diese auch schon direkt angegangen werden, spielt D4nKa noch mehr um sein Team herum und ist einer der Hauptgründe, wieso die einzelnen Lanes einen Lead erspielen können. Seine überragenden Werte in der Kategorie Assists pro Spiel (9.3) und eine Gesamt Killbeteiligung von 72.1 % sprechen eine deutliche Sprache. Verglichen mit den anderen Junglern der Liga sind das absolute Spitzenwerte.
Fazit: Punkt für D4nKa - 2:0 GamerLegion
Mid-Lane: Escik vs. Special
Joran „Special“ Scheffler gegen Tomasz „Escik“ Skwarczynski, das erste wirklich enge Duell.
Special brilliert vor allem im Farm, wo er regelmäßig die Lane dominiert. 9.1 Creeps pro Minute (Platz zwei Mid-Lane-übergreifend) lasthittet der Niederländer im Schnitt. Dieser Spitzenwert schlägt sich vor allem im Goldunterschied zum Gegner bis Minute 15 nieder, wo er im Schnitt 315 Plus hat.
Escik kommt hierbei auf 8.2 Creeps pro Minute (Platz sechs) und hat damit durchschnittliche 22 Gold mehr in Minute 15 erspielt als sein direkter Gegenspieler. Die Stärken des Polen liegen woanders. Mit einer KDA von 5.5 befindet sich Escik in der Top-Gruppe dieser Theorie. Special hingegen steht mit einer KDA von 2.5 weit im unteren Tabellendrittel.
Fazit: Unentschieden! 3:1 für GamerLegion
AD-Carry: jinjo vs. Kynetic
Auf der Position des AD-Carries zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie schon auf der Top-Lane. Eintrachts Leander „Kynetic“ Sydekum spielt eine gute Saison, wird aber in so gut wie jeder Kategorie von einem überragend spielenden Ronan „jinjo“ Swingler teilweise deutlich übertroffen:
KDA (6.4 zu 5.3), Creeps pro Minute (9.6 zu 8.7), Schaden pro Minute (617 zu 460) - jinjo ist GamerLegions Main-Carry und nebenbei auch heißer Anwärter auf den MVP, sollte GamerLegion tatsächlich den Titel holen.
Kynetic ist ein Guter. Im Vergleich zu seinem australischen Pendant mehr aber (noch) nicht. Der Punkt geht an GL.
Fazit: Punkt für jinjo - 4:1 GamerLegion
Support: Visdom vs. Prime
Das Duell der Schattenmänner. Sowohl Benjamin „Visdom“ Ruberg Larsen als auch Olivier „Prime“ Payet stehen selten im Rampenlicht und sind doch so immens wichtig für den Teamerfolg. Beide sind immer auf der Suche nach dem passenden Play und sorgen dafür, dass ihre Mitspieler gut aussehen. Zur Not auch auf Kosten der eigenen KDA.
Doch auch hier gibt es - zumindest auf harten Zahlen basierend - ein eindeutiges Ergebnis.
Mit einer durchschnittlichen Assist-Zahl von überragenden 11.4 pro Spiel führt Veteran Visdom das gesamte Feld an. Zwar ist das sicherlich auch zum Teil auf die gute Leistung von Bot-Kollege jinjo zurückzuführen, dennoch ein absoluter Spitzenwert. Prime kann da bei weitem nicht mithalten und befindet sich mit einem Wert von 8.1 sogar ganz unten auf dem vorletzten Platz unter allen Supportern wieder.
Überhaupt kann der Franzose in Diensten der Eintracht so wirklich nur im Vision Score mit Visdoms Werten mithalten. Dort hat Prime die Nase mit 2.81 gegenüber 2.69 leicht vorne. Alle anderen relevanten Kategorien gehen klar an Visdom.
Dafür ist Prime nur einer von vier Supportern, denen diese Saison ein Solokill gelang. Für einen Punkt reicht es trotzdem nicht.
Fazit: Punkt für Visdom - 5:1 für GamerLegion
Ein überraschendes Ergebnis...oder?
5:1 für GamerLegion.
Nicht unbedingt das Ergebnis, das man erwartet hätte. Dennoch zeigt es, was für eine überragende Saison das Team gespielt hat und zu was es - auch im Finale - in der Lage ist, wenn die richtige Form da ist.
Natürlich muss man beachten, dass die herangezogenen Statistiken (gol.gg) sich nur auf die reguläre Saison beziehen und die Eintracht aus Spandau nach einem grandiosen Endspurt in den Playoffs gefühlt noch einmal einen Gang zugelegt hat.
Zusätzlich dazu können auch in einem Finale die Tagesform der einzelnen Spieler, die Draft-Entscheidungen der Coaches und natürlich auch das kleine Quäntchen Glück am Ende entscheidend sein.
So oder so können sich die Fans auf ein spannendes Finale der Strauss Prime League freuen, das mit Sicherheit knapper wird, als es ein 5:1 im direkten Head-to-Head darstellen könnte.