In den vergangenen Jahren wurde das Thema Sexismus immer häufiger in den Medien aufgegriffen, ein Skandal knüpfte an den nächsten an. Es folgten Hashtag-Kampagnen wie #Aufschrei oder #metoo, die dabei helfen sollten auf die herrschenden Missstände hinzuweisen. Auch in der Videospiel-Industrie und der eSports-Szene haben Frauen noch immer mit Vorurteilen und Benachteiligungen zu kämpfen.
Sexismus-Probleme bei Riot Games
In einem Bericht des US-amerikanischen Videospielmagazins Kotaku wurde nun über die Sexismus-Kultur bei Riot Games, Entwickler von League of Legends, berichtet. Der Artikel prangert die Probleme und Anfeindungen an, welchen sich die weiblichen Angestellten des US-Konzerns ausgesetzt sehen.
Die Recherche für den Bericht begann im vergangenen Dezember, als Kotaku ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von Riot Games in Bezug auf die Benachteiligung von Frauen zu interviewte. Während einige sich anonym zu dem Thema äußerten, gab es auch Mitarbeiter/innen, die offen darüber sprachen. Dabei wurden einige traurige Erkenntnisse wie Erlebnisse zu Tage gefördert, was grundsätzlich auf die bei Riot Games herrschende "bro culture" zurückzuführen ist.
Studentenverbindung am Arbeitsplatz
Laut der offiziellen Webseite möchte Riot Games insbesondere Core Gamer als Angestellte haben. Menschen, die für das Thema Videospiele brennen, seien die besten Mitarbeiter. Wie einige Frauen Kotaku jedoch berichteten, werden diese aufgrund ihres Geschlechts nicht wirklich ernst genommen, wenn es um das Thema Games geht. So habe ein Interviewer das gesamte Gespräch über versucht, zu beweisen, warum die Bewerberin keine richtige Gamerin sei.
Doch selbst wenn eine Frau bei Riot Games angestellt wurde, hörte der Sexismus nicht auf, wie Meagan Mary in einem privaten Blogpost berichtet. Sie habe 2014 sechs Monate für Riot Games gearbeitet und wurde im Zuge dessen immer wieder Opfer von Sexismus.
Bereits in ihrer ersten Woche traf sie auf Arbeitskollegen, die während einer Partie von League of Legends sich gegenseitig sexistische Schimpfwörter über die Tische zuriefen. Für Mary fühlte es sich mit der Zeit mehr wie eine Studentenverbindung als ein Arbeitsplatz an.
Im Zuge eines firmeninternen AMA (Ask me anything) mit den Studiogründern, stellte sie offen die Frage, warum es keine diversen Frauentypen im Spiel gäbe, während männliche Champions in allen Größen und Gewichtsklassen daherkommen. Ehe sie im Anschluss auch nur ansatzweise zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehren konnte, wurde sie bereits von dem ersten männlichen Kollegen darauf angesprochen.
Laut ihm "wollen Frauen keine unattraktiven Champions" spielen. In den folgenden Monaten sollte es noch schlimmer werden und schlussendlich zu ihrer Kündigung führen.
Männer-Ideen bevorzugt
Auch andere Mitarbeiterinnen berichteten im Zuge der Enthüllungen von Kotaku über ähnliche Erlebnisse. So sprach Ex-Riot-Mitarbeiterin Lucy* über ein Meeting, in dessen Verlauf sie eine neue und spannende Idee präsentieren wollte, diese aber relativ schnell von den anwesenden Angestellten kleingeredet und abgelehnt wurde. Daraufhin bat Lucy einen männlichen Kollegen, ihre Idee in der kommenden Woche als seine auszugeben.
Trotz Skepsis tat er dies und wurde für "seine" Idee bejubelt.
Doch nicht nur bei Ideen drängen sich männliche Mitarbeiter immer wieder in den Vordergrund. So berichteten drei der von Kotaku befragten Riot-Games-Mitarbeiterinnen von Ungerechtigkeit in Bezug auf den Job selbst. Die Frauen haben über einen längeren Zeitraum Jobs und Aufgaben übernommen, die weit über ihrer Jobbezeichnung und Gehaltsstufe lagen, nur um plötzlich einen anderen Mann vor die Nase gesetzt zu bekommen, anstatt selbst befördert zu werden.
Riot Games will Missstände beseitigen
Nachdem der Artikel von Kotaku publik wurde, erhielt ESPN auf Nachfrage von Riot Corporate Communications Lead Joe Hixson ein Statement zugeschickt. In diesem geht er auf die einzelnen Aspekte des Artikels ein und verspricht Besserung.
"Dieser Artikel wirft ein Licht auf Bereiche, in denen wir unseren eigenen Werten nicht gerecht geworden sind, die für Riot stehen. Wir haben Maßnahmen gegen viele der spezifischen Fälle in diesem Artikel ergriffen, und haben uns dazu verpflichtet, tief einzutauchen und die zugrunde liegenden Ursachen zu beheben", sagte Hixson.
SPORT1 eSports sprach indes mit Riot-Games-Mitarbeiterin Anna (Name geändert), die im Gegensatz zu dem Artikel von Kotaku nicht mit Sexismus konfrontiert wurde: ""Ich persönlich habe nicht wirklich irgendwas an Diskriminierung erlebt. Wenn ich die Beförderung oder die Stelle nicht bekommen hab, war es verdient."
Andere Mitarbeiterinnen sprachen auf Twitter ebenfalls von gegensätzlichen Erfahrungen. Das ganze Unternehmen könne man dafür nicht verantwortlich machen, aber sehr wohl auf die Misstände hinweisen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Enthüllungen helfen bei Verbesserung
Das Thema Sexismus ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig und noch immer sind Frauen gegenüber Männern im Nachteil. Gerade in der Gaming Branche ist dies noch ein weiter verbreitetes Problem.
Artikel und Berichte wie der Beitrag von Kotaku helfen jedoch dabei, die herrschende Ungerechtigkeit aufzudecken und den betreffenden Personen eine Plattform zu bieten oder zumindest dabei zu helfen, ein harmonischeres Klima für alle zu schaffen.