Von Maximilian Eichgrün und Danny Singer
S04-FIFA-Profi: "Werde oft erkannt"
Eigentlich heißt er Tim Schwartmann. In der eSports-Szene kennen ihn allerdings alle als Tim Latka. Der 19-Jährige aus Gladbeck ist FIFA-Profi beim FC Schalke 04, ein Senkrechtstarter, der sich in kurzer Zeit zu einem der besten Spieler Deutschlands entwickelt hat.
Im SPORT1-Interview spricht er über seinen Verein, das Profidasein und seine persönlichen Ziele für 2018.
SPORT1: Tim, wie bist du eigentlich Profi geworden?
Tim Latka: Ich habe das nicht geplant. Ich war einfach besser als meine Freunde und habe mich dann bei der ESL angemeldet, weil ich auch mal gegen stärkere Spieler antreten wollte. Irgendwann habe ich gesehen, dass Schalke ein FIFA-Team aufgemacht hat, kannte auch einen der Spieler und dachte mir: "Viel schlechter bist du eigentlich nicht, so weit ist das gar nicht hergeholt." Ich hatte das Glück, dass Schalke ein Scouting-Turnier veranstaltet hat. Sie haben einen jungen Spieler aus der Gegend gesucht. Da ich seit jeher Schalke-Fan und in der Nähe von Gelsenkirchen aufgewachsen bin, war das für mich praktisch perfekt. Ich habe das Turnier gewonnen und bin seitdem Schalke-Profi.
SPORT1: Hast du auch Kontakte zu den Fußballprofis?
Tim Latka: Ich war im Juli des letzten Jahres bei Schalkes Asien-Reise in China dabei. Da habe ich eigentlich fast jeden kennengelernt. Um zwei Spieler zu nennen: Weston McKenny und Breel Embolo spielen selbst richtig gerne FIFA. Ich spiele hin und wieder mal gegen sie, man sieht sich auch bei anderen Terminen auf Schalke. Es ist ein Geben und ein Nehmen, sie bekommen meistens ein paar Tipps von mir.
SPORT1: Wer von den Schalkern ist der beste FIFA-Spieler?
Tim Latka: Wenn man die Jungs das fragt, sagen sie: "Ich, wer denn sonst?" Niemand gibt zu, dass ein anderer der Beste ist. Ich habe auch noch nicht gegen so viele gespielt, aber Max Meyer soll wohl relativ gut sein. Ich fand Weston auch ziemlich gut. Da merkt man: Der ist erst 19 und hat in seinen jungen Jahren sehr viel FIFA gespielt.
SPORT1: Bringt es Vorteile im Hinblick auf den eSports mit sich, für eine Organisation wie Schalke zu spielen?
Tim Latka: Ja, definitiv. Mir wird immer geholfen, wenn ich irgendwelche Probleme habe. Sei es bei ganz simplen Sachen wie zum Beispiel: Meine Xbox fällt aus am Sonntag und ich muss noch meine FUT Champions-Spiele spielen. Aber auch jetzt in Barcelona war es gut, weil wir einen Tag früher anreisen konnten. Ohne Schalke wäre das für mich nicht machbar.
SPORT1: Wie fühlt es sich an, die Spieler privat kennenzulernen und vom Verein so unterstützt zu werden?
Tim Latka: Das ist schon ziemlich cool, muss ich sagen, gerade weil ich schon so lange Schalke-Fan bin. Jetzt bin ich ein Teil des Vereins und lerne die Profis auf einer ganz anderen Ebene kennen als alle anderen. Ich finde es richtig interessant, wenn man die Spieler mal privater sieht, zum Beispiel beim FIFA zocken. Da merkt man dann, dass es auch nur Menschen sind.
SPORT1: Wie sieht denn so dein Alltag als Profi aus?
Tim Latka: Im Durchschnitt spielen wir vier bis fünf Stunden am Tag FIFA und in der anderen Zeit kommt gerade bei mir noch das Repräsentieren von Schalke hinzu oder auch meine eigenen Sachen wie Social Media, YouTube oder Interviews. Dadurch ist es mittlerweile auch ein ganz normaler Vollzeitjob geworden.
SPORT1: Du hast mittlerweile über 150.000 YouTube-Abonnenten, die Leute kennen dich. Wie gehst du damit um und wie ist das Feedback aus der Community?
Tim Latka: Das Feedback ist überragend. Ich werde jedes Mal aufs Neue von meiner Community überrascht und damit, was man so auf die Beine stellen kann. Bei mir ging es ja extrem schnell von 0 auf 100. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, aber es macht auch super viel Spaß. Jeder, der meine Videos schaut, trägt dazu bei, dass ich das als Beruf ausüben kann, was mir Spaß macht. Deshalb bin ich dafür auch sehr dankbar. Ich werde schon relativ häufig auf der Straße - oder wo auch immer - erkannt. Das ist aber mittlerweile relativ normal für mich geworden.
SPORT1: Was sind deine Ziele für 2018?
Tim Latka: Ich möchte auf jeden Fall zum FIFA eWorld Cup. Letztes Jahr bin ich zweimal knapp davor gescheitert und ich weiß auf jeden Fall, dass ich das Potenzial dazu habe. Wenn das nicht klappen sollte, ist es kein Beinbruch, aber ich möchte es unbedingt erreichen.
SPORT1: Passt man als Profi seine Spielweise an den Gegner an oder zieht man einfach seinen Stil durch?
Tim Latka: Das kommt ganz darauf an, wie man sich fühlt. Wenn man sich gut fühlt und sich sagt: "Ich kann heute jedem Spieler mein Spiel aufdrücken", dann spielt man halt sein favorisiertes System. Dann gibt es wieder Tage, an denen man lieber ein bisschen defensiver und abwartender spielen möchte. FIFA ist taktisch schon sehr weit und die Taktik ist extrem wichtig im Spiel. Man weiß auch, wie die meisten Pros spielen und kann zum Beispiel sagen: Deto spielt langsam und auf Ballbesitz, Gorilla spielt extrem schnell nach vorne mit vielen Tricks und ist dafür vielleicht hinten nicht so gut. Man weiß oft, was einen erwartet - und darauf kann man sich dann einstellen.
SPORT1: Die deutsche Szene ist ja extrem stark besetzt. Welchen Stellenwert hat Deutschland als FIFA-Nation?
Tim Latka: Deutschland ist die stärkste FIFA-Nation. Ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Deutscher mal einen großen Titel gewinnt in FIFA. Wenn man so oft mit zwei bis drei Leuten im Halbfinale ist, muss man auch irgendwann gewinnen.