Und täglich grüßt das Murmeltier. Im Viertelfinale der Eishockey-WM trifft die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstag auf die Schweiz (ab 16.20 Uhr bei SPORT1 im LIVETICKER) - schon wieder auf die Schweiz, könnte man sagen.
„Die Schweiz wählt das deutsche Gift“
Bereits bei der WM 2023, bei der WM 2021 und bei der WM 2010 kam es zu diesem Duell im Viertelfinale, bei Olympia 2018 war es in der Viertelfinal-Qualifikation. Aus allen vier K.o-Duellen ging dasselbe Team siegreich hervor: Deutschland.
Ist es also das Lieblingsviertelfinale der Deutschen, das am Donnerstag im tschechischen Ostrava bevorsteht? Blickt man in die Schweizer Medienlandschaft, so wird zumindest deutlich, dass auch bei den Eidgenossen die Niederlagen der vergangenen Jahre nicht vergessen sind.
So titelte die Schweizer Tageszeitung Blick nach den jüngsten Erfolgen des Nachbarn: „Angstgegner Deutschland hat wieder Fahrt aufgenommen“. In dem Text heißt es, die 1:3-Niederlage aus der vergangenen WM „steckt uns noch heute in den Knochen“. Für die „Nati“ gelte deshalb vor allem eine Maßgabe: „Das brisante Prestige-Duell wird vor allem zwischen den Ohren entschieden.“
Deutschland - Schweiz „wird zwischen den Ohren entschieden“
Ähnlich urteilt das Schweizer Nachrichtenportal nau.ch: „Die teils frustrierenden Pleiten stecken noch in den Köpfen der Schweizer.“ Noch dramatischer titelte die Berner Zeitung mit der Schlagzeile: „Die Schweiz wählt das deutsche Gift“. Mit dem 3:1 der Schweizer über Finnland, war zuvor besiegelt worden, dass die Eidgenossen auf Deutschland treffen würden. Hätten sie verloren, würden sie im Viertelfinale auf die Star-Auswahl der USA treffen.
In einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) heißt es: „Manch einem mag darüber (das Spiel gegen Deutschland, d. Red.) das Herz schneller zu klopfen beginnen. Denn in der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren so etwas wie ein Trauma bezüglich des nördlichen Nachbarn und liebsten Rivalen breitgemacht.“
Wenngleich die DEB-Cracks weit entfernt davon sind, vor dem Duell mit Psychospielchen zu beginnen, so nutzen sie doch die Drucksituation ihrer Kontrahenten. Der deutsche NHL-Star John-Jason „J. J.“ Peterka, der bislang zu den auffälligsten Akteuren gehört, sagte im Vorfeld der Partie im Interview mit der dpa: „Es macht immer Spaß, gegen sie zu spielen. Sie haben vielleicht etwas Angst vor uns, wenn man die letzten Jahre anschaut.“
Peterka: „Sie haben vielleicht etwas Angst vor uns“
Moritz Müller pflichtete seinem Teamkollegen bei: „Die Geschichten der letzten Jahre kann man ja nicht wegmachen“, sagte der deutsche Kapitän: „Das ist ja auch das Öl im Feuer.“
Nach den vier Knockouts der vergangenen Jahre bei Weltmeisterschaften und Olympia, erwarten die Schweizer Fans, dass es dieses Mal anders kommt. Das gilt insbesondere deshalb, weil ihr Team in diesem Jahr als klarer Favorit in das Spiel geht.
Die Schweizer, die sich gelegentlich auch „Eisgenossen“ nennen, zeigten bislang ein souveränes Turnier. Sie haben nur eine Niederlage gegen den Turnier-Favoriten Kanada einstecken müssen, haben ansonsten alle Spiele gewonnen. Mit nur zwölf Gegentoren stellen sie eine der robustesten Defensiven aller Teams (Deutschland kassierte bereits 24 Treffer).
Das deutsche Nachbarland hat zudem sieben NHL-Profis (Deutschland vier) in seinen Reihen, die bei dem Turnier für eine besondere spielerische Qualität sorgen. Der Kader wird von Experten nicht umsonst als stärkster Kader der Schweizer seit langer Zeit angesehen.
Schweiz erwartet Sieg gegen DEB-Team
Der Schweizer Flügelstürmer Kevin Fiala, der zu eben jenen NHL-Stars gehört, zeigte sich deshalb kampfeslustig vor dem Duell: „Wir haben eine Rechnung offen, das weiß jeder“, wird der Profi der Los Angeles Kings im Blick zitiert.
Auch Roman Josi, der 2020 als bester Verteidiger der NHL ausgezeichnet wurde und bei der Schweiz als einer der Erfolgsgaranten gilt, signalisierte, dass man aus der Vergangenheit gelernt habe: „Die Deutschen sind immer physisch und kampfstark. Doch wir sind bereit“, sagte er der NZZ.
Auf dem Nachrichtenportal watson.ch hieß es nach dem Schweizer Sieg gegen Finnland: „Wir sind Favorit gegen Deutschland.“ In Anspielung auf das starbesetzte Team war dort eine klare Erwartungshaltung zu lesen: „Wenn wir die Deutschen am Donnerstag nicht besiegen – wann dann?“
Die Schweiz als klarer Favorit? „Wenn die das so sehen, nehme ich die Rolle gerne an“, kommentierte der deutsche Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis schmunzelnd.
Harold Kreis: „Wir haben keinen Jesus“
Auch eine andere Pressemeldung nahm er mit Humor auf. „Josi schreitet übers Eis wie einst Jesus übers Wasser“, war in einem Artikel, ebenso bei watson, zu lesen. Angesprochen darauf, schaute sich Harold Kreis suchend um: „Jesus? Wir haben keinen Jesus“, sagte der 65-Jährige lachend: „Wir haben eine ehrliche, hart arbeitende Mannschaft.“
Trotz der Rolle als Underdog muss sich das DEB-Team gegen die Schweiz nicht verstecken. Die beiden 1:6-Klatschen gegen die Mitfavoriten Schweden und USA hat das Team erstaunlich gut verdaut. In den Partien danach zeigte es sich stark verbessert.
Obendrein ist Deutschland die Mannschaft mit der besten Effizienz bei Überzahl: in 16 Powerplays gelangen sechs Tore (37,5 Prozent). Kreis‘ Mannschaft ist zudem enorm offensivstark. Bereits 34 Treffer (Schweiz: 29) stehen nach der Vorrunde zu Buche - DEB-Allzeitrekord!
Ob Deutschland seine Serie gegen die Schweizer fortsetzen kann, zeigt sich am Donnerstag. Bei zwei der vier K.o.-Siege - bei Olympia 2018 und der WM 2023 - sicherte sich der DEB am Ende die Silbermedaille.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)