Deutsches Drama im WM-Finale
In einem dramatischen WM-Finale von Tampere unterlag das DEB-Team um Bundestrainer Harold Kreis dem Favoriten aus Kanada mit 2:5 (1:1, 1:1, 0:3). Einer zweimaligen Führung Deutschlands konnte Kanada je unmittelbar ein Tor entgegensetzen, ehe sich die Nordamerikaner im Finaldrittel zwingender zeigten.
Deutschland verpasste zwar den ersten WM-Titel in der nationalen Historie und doch dürfen sich die 25 Spieler, Bundestrainer Harold Kreis und das gesamte Betreuerteam über die erste WM-Medaille seit 70 Jahren freuen. Neben Olympia-Silber 2018 ist es der größte Eishockey-Erfolg Deutschlands in jüngerer Vergangenheit.
Deutschlands Kapitän Moritz Müller sagte nach dem Spiel bei SPORT1: „Wir haben Unglaubliches erreicht! Wir hatten schnell das Gefühl eine tolle Truppe zusammenzuhaben. Wir können stolz auf die Kameradschaft und Bruderschaft sein.“
Niederberger: „Ein Wahnsinns-Turnier“
Auch Goalie Mathias Niederberger war zwar sichtlich enttäuscht und konnte trotzdem seinen Stolz am SPORT1-Mikrofon zeigen: „Wir haben herausragend gespielt, ein Wahnsinns-Turnier!“ Coach Harold Kreis fasste den Abend zusammen: „Wir haben etwas gewonnen und nichts verloren!“
NHL-Stürmer John-Jason Peterka (8.) und der Düsseldorfer Daniel Fischbuch (34.) brachten vor 10.470 Zuschauern in der Nokia Arena die Auswahl zweimal in Front, Moritz Müller wurde zum besten deutschen Spieler des Finals ausgezeichnet, JJ Peterka gar zum besten Stürmer des Turniers.
„Die Deutschen sind über das gesamte Turnier hinweg über das Kollektiv gekommen“, lobte SPORT1-Experte Rick Goldmann den gesamten Kader, „keiner ist abgefallen!“
Doch Samuel Blais (11., 45.), Lawson Crouse (38.), Tyler Toffoli (52.) und Scott Laughton (59.) krönten Kanada zum 28. Mal zum Weltmeister. Die Ahornblätter sind nun der alleinige Rekordtitelträger des Weltturniers, alleine seit 1992 stand Kanada 16-mal im WM-Finale.
DEB-Sensation lag früh in der Luft
Im Anfangsdrittel machte sich umgehend Sensationsluft in der Halle in Tampere bereit: Nach kampfbetonten Anfangsminuten fand Moritz Seider den deutschen Top-Scorer John-Jason Peterka, der den Puck halbhoch ins lange Eck legte (8.).
Zwar ließen die Kanadier mit dem Videobeweis das Tor auf Abseits überprüfen – doch der Call der Schiedsrichter stand! Deutschland führte im WM-Finale. Doch die Kanadier bestraften unmittelbar einen deutschen Fehler an der blauen Linie, kamen nur drei Minuten später zum Ausgleich durch Blais (11.), der damit in jedem K.-o.-Spiel Kanadas traf.
In der ersten Drittelpause analysierte SPORT1-Experte Rick Goldmann selbstbewusst: „Deutschland kann spielerisch nicht nur mithalten, sie sind spielerisch besser!“
Dennoch wurde das WM-Finale zum erwarteten Fight! Im Mitteldrittel dämmten die Kanadier das deutsche Tempospiel ein und wurden selbst zwingender. Doch als Abbild des gesamten Turnierverlaufs ließ sich das DEB-Team auch davon nicht verunsichern. Und wer durfte jubeln? Die deutschen Fans in Tampere.
Einen abgefälschten Pass von Maxi Kastner konnte die kanadische Hintermannschaft nicht klären, Fischbuch kam an die Scheibe, zog ab und überwand nahezu aus dem Nichts Montembeault (34.). Das Drama bahnte sich alsbald an, denn Kanada stellte - analog zum ersten Ausgleichstreffer - erneut schnell auf Remis (38.).
Deutsche Führung - doch Kanada gleicht schnell aus
Wieder sollte es mit einem ausgeglichenen Spielstand in die Drittelpause gehen. Erst 1:1, dann 2:2. „Wir haben die beste Chance, wenn wir unseren Stiefel weiter stoisch runterspielen. Das gibt uns die beste Chance“, bemeinte Deutschlands NHL-Star der San Jose Sharks, Nico Sturm, in der finalen Drittelpause am SPORT1-Mikrofon.
Doch es folgte eher der Schock: Mit 15 Restminuten auf der Uhr vertendelte Maksymilian Szuber den Puck hinter dem eigenen Tor, die Zuordnung stimmte nicht und Mathias Niederberger musste den Abschluss - erneut von Blais - passieren lassen (45.).
SPORT1-Experte Rick Goldmann leitete die Schlussphase ein: „Es muss über den Willen gehen!“
Doch das WM-Wunder blieb aus. Marcel Noebels verlor die Scheibe in fataler Manier, Kanada bestrafte die deutsche Mannschaft eiskalt und stellte auf 4:2 (52.). Deutschland musste „all in“ gehen - der Empty Netter setzte in der 58. Minute dem Finale den Deckel auf.