Er hat über 200 Spiele in der NHL auf dem Konto, hat schon den Stanley Cup gewonnen - und trotzdem betritt er bei der Eishockey-WM nochmal Neuland.
Ein kurioses deutsches WM-Debüt
Mit 28 Jahren feiert Nico Sturm bei dem am Freitag beginnenden Turnier in Finnland und Lettland sein WM-Debüt für das deutsche Nationalteam. Vor den Vorbereitungspartien hatte er seit U20-Zeiten nicht mehr das Trikot mit dem deutschen Adler auf der Brust getragen (Deutschlands WM-Start gegen Schweden morgen ab 19 Uhr LIVE im TV und LIVESTREAM auf SPORT1).
Was auf den ersten Blick verwunderlich ist, lässt sich relativ einfach erklären: Der deutsche Top-Spieler befand sich zumeist in den USA und war für seine jeweiligen Mannschaften im Einsatz. Nun aber ist er umso heißer auf seine erste WM-Mission mit dem deutschen Team.
„Es war an der Zeit, dass ich endlich für die Nationalmannschaft spiele. Ich habe es mir schon lange auf die Liste geschrieben“, erklärt der Center der San Jose Sharks im SPORT1-Interview: „Ich bin ein Typ, der sagt, ich mach lieber eine Sache richtig und fokussiere mich da drauf, anstatt dass ich irgendwie zwei Sachen so halb mache.“
Nico Sturm: Stanley-Cup-Sieg als wichtige Erfahrung
Diese Mentalität war bislang von Erfolg gekrönt. So gewann er im vergangenen Jahr als erst fünfter deutscher Eishockey-Spieler - nach Uwe Krupp, Dennis Seidenberg, Tom Kühnhackl und Philipp Grubauer - die begehrte Stanley-Cup-Trophäe. Jene Trophäe, um die Superstar Leon Draisaitl aktuell noch kämpft und Bundestrainer Harold Kreis deswegen nicht zur Verfügung steht.
Auch wenn Sturms Rolle bei den Colorado Avalanche nicht mit der von Ausnahmespieler Draisaitl vergleichbar ist: Mit dieser „ganz speziellen Erfahrung“ im Rücken wird nun auch Sturm anders wahrgenommen. „Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich meinen Vertrag in San Jose bekommen habe. Wir schauen, dass wir wieder erfolgreich werden und dafür braucht es Spieler, die diese Erfahrung gemacht haben“, glaubt Sturm.
Davon will natürlich auch das DEB-Team profitieren. Schließlich träumt die Mannschaft davon, bei der Weltmeisterschaft endlich wieder eine Medaille zu gewinnen, auch wenn das offizielle Ziel „Viertelfinale und Olympia-Qualifikation“ lautet.
Sturm will seinen Anteil daran leisten und der Mannschaft helfen, auch wenn er in seinem ersten Spiel für Deutschland gegen Österreich „recht nervös“ gewesen sei - trotz seiner langjährigen Erfahrung auf dem internationalen Eis-Parkett.
Schon lange vor der NHL-Zeit in Amerika aktiv
Der gebürtige Augsburger Sturm - in der Jugendzeit für den Augsburger EV und den ESV Kaufbeuren aktiv - spielt bereits seit 2014 in Nordamerika, schon vor seinem NHL-Debüt vor vier Jahren.
Sturm agierte bei diversen Nachwuchs- und Collegeteams und machte dort schließlich die NHL-Entscheider auf sich aufmerksam. Unter anderem spielte er für die Clarkson University, wo er im Bundesstaat New York auch Wirtschaft studierte. Nicht ohne die Augsburger Heimat und den „Kuchen bei Oma“ zu vermissen.
Letztlich machte Sturm - mit Ex-Bundestrainer Marco Sturm nicht verwandt oder verschwägert - die NHL-Entscheider auf sich aufmerksam und kam als Free Agent bei den Minnesota Wild unter.
Bei der WM will er für den DEB Teamplayer sein
In der Nationalmannschaft will Sturm Teamplayer sein, für den Mannschaftserfolg möchte sich der Stürmer unterordnen und auch in der Defensive aushelfen. „Der Kern meines Spiels ist, defensiv gut zu stehen und im Bully-Spiel solide zu sein. So eine Shutdown-Rolle wie ich sie in San Jose bzw. in der NHL spiele, kann ich gut machen“, beschreibt er seine Rolle.
Im Turnierverlauf könnte sich das Anforderungsprofil des 1,91-Meter-Manns aber durchaus ändern. So erwarte er, in den ersten drei Spielen zunächst defensiver eingesetzt zu werden, in der Folge kann er sich jedoch eine offensivere Rolle durchaus vorstellen: „Aber ich mache mir da nicht den Druck, dass ich hier jetzt jedes Spiel auf dem Scoreboard stehen muss.“
Nico Sturm könnte sich im Lauf des Turniers zu einer wichtigen Allzweckwaffe für Kreis entwickeln.