Toni Söderholm ist ein Mann, der zu nüchternen Einordnungen neigt - man darf also aufhorchen, wenn der Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft in Superlativen spricht.
„Unglaublich“: Deutscher Goalie gefeiert
„Das war vielleicht vom Tempo her auf dem höchsten Niveau, seit ich hier bin, es war wirklich schnell“, sagte Söderholm nach dem hart erkämpften 2:1 gegen den Olympia-Dritten Slowakei. (NEWS: Alles Wichtige zur Eishockey-WM)
Der deutsche Auftritt beim ersten Sieg im zweiten Spiel bei der Eishockey-WM in seiner Heimat Finnland sei „ziemlich nah“ an seiner Vorstellung eines Eishockeyspiels gewesen: „Es gab gute technische Akzente von vielen Spielern, in den Zweikämpfen wurde hart aber fair gearbeitet, beide Goalies haben stark gespielt. Da schon waren viele Elemente drin.“
Der deutsche Sieg gegen dieselbe Mannschaft, gegen die sie beim enttäuschenden Olympia-Turnier 2021 mit 0:4 untergegangen war, hat das Potenzial zu einem Schlüsselmoment - nachdem bereits bei der Auftaktniederlage gegen Kanada gute Ansätze zu sehen waren. Bei einer herausragenden, kampfstarken Mannschaftsleistung stach neben den Torschützen Matthias Plachta (22.) und Leo Pföderl (27.) vor allem einer hervor: Philipp Grubauer.
Philipp Grubauer mit „unglaublicher“ Leistung
Dass Kristian Pospisil (32.) am Samstag nach extrem intensiven 60 Minuten in der finnischen Hauptstadt der einzige slowakische Torschütze im Spielbericht war, lag in erster Linie an dem überragenden Goalie Philipp Grubauer, der zum Man of the Match gewählt wurde. In einer Online-Abstimmung des Weltverbands IIHF wurde er neben Finnlands Mikael Granlund auch zum Spieler des Tages gewählt.
„Er hat sehr, sehr stark gehalten“, meinte Söderholm. „Grubi war unglaublich heute“, verneigte sich auch NHL-Shootingstar Moritz Seider vor dem 30 Jahre alten Rosenheimer, der 2018 mit den Washington Capitals den Stanley Cup gewonnen hatte - und aktuell für die Seattle Kraken im Einsatz ist.
Die Erfahrung von 269 Einsätzen in der NHL war dem seit 2014 dort aktiven Grubauer anzumerken und sie tat dem Team gut: „Der Grubi strahlt unglaubliche Ruhe aus,
28 Saves trotz schwerer Bedingungen
Die 28 Paraden, mit denen Grubauer sich auszeichnete, waren dabei mit großer Anstrengung verbunden, wie Grubauer nach dem Spiel bei SPORT1 berichtete.
Er sei „kaputt“, die äußeren Bedingungen in der warmen Halle hätten ihn zusätzlich gefordert, erklärte er im Gespräch mit Moderatorin Jana Wosnitza und Experte Rick Goldmann: „Das Eis ist sehr weich und daher kannst du wenig sliden. Das ist für mich als Torhüter nochmal anstrengender“.
Obwohl Grubauer sichtlich durchgeschwitzt war, strahlte er auch vor dem TV-Mikrofon eine gesunde Mischung aus brennendem Ehrgeiz und niederbayerischer Gelassenheit aus: Bei einer WM sei nun mal jedes „Spui“ wie „ein Playoff-Spiel 7″ in der NHL: „Die nächsten werden auch nicht leichter.“
Grubauer sieht starkes Kollektiv zusammenwachsen
Der seit 2008, also seit seiner Jugendzeit in Nordamerika spielende Grubauer, ist mit seiner Routine auf Höchstniveau ein absolutes Pfund in diesem Turnier, in das Deutschland zwar ohne den mit Edmonton nach dem NHL-Titel greifenden Leon Draisaitl, aber mit hungrigen Shootingstars wie Seider und Tim Stützle zieht.
Er hoffe, der Mannschaft „weiter den Rückhalt geben zu können, den ich ihr heute gegeben habe“, meinte Grubauer nach dem Spiel bei SPORT1. Er habe das Gefühl, dass in der Vorbereitung ein schlagkräftiges Kollektiv gereift sei, „Wechsel für Wechsel ist da mehr zusammengewachsen“. Darauf, dass dieser Mannschaft nun ein erster wichtiger Sieg gelungen sei, könne man aufbauen - und auch auf der „überragend geilen“ Unterstützung der Fans vor Ort, die Deutschland ein „Heimspiel“ beschert hätten.
Nach dem spielfreien Sonntag trifft Deutschland am Montag auf Frankreich (19.20 Uhr live im Free-TV und Stream auf SPORT1), „dann geht der Spaß weiter“, sagt Grubauer. Nicht zuletzt wegen ihm könnte es für Eishockey-Deutschland noch ein großer werden.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)