Die Hoffnungen waren bei der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach der historisch guten Vorrunde groß. (NEWS: Alles Wichtige zur Eishockey-WM)
Das deutsche Problem beim WM-Aus
Tschechien holte beim 4:1-Sieg im Viertelfinale das Team aber auf den harten Boden der Tatsachen zurück. „Wir waren einfach nicht gut genug“, meinte daher Moritz Seider nach dem Spiel bei SPORT1. (DATEN: Spielplan der Eishockey-WM)
Ein ehrlicher Satz, mit dem der deutsche Youngster dem Nagel auf den Kopf trifft.
Das tschechische Team zeigte die Schwachstellen schonungslos auf und stellte Seider und Co. vor Aufgaben, die sie nicht zu lösen wussten.
Deutschland mit Problemen bei der Unterzahl
Das offensichtliche Problem war das Spiel mit einem Mann weniger. Aus drei solcher Situationen machte der deutsche Gegner drei Treffer - eine brutale Effektivität. (VIDEO: Alle Highlights der Eishockey-WM)
„Die Unterzahl war eigentlich spielentscheidend“, befand Keeper Philipp Grubauer im SPORT1-Interview. In dieselbe Kerbe schlug auch Teamkollege Korbinian Holzer bei SPORT1, der die „Special Teams“ als Unterschied bezeichnete.
Allgemein war das sogenannte Penalty Killing ein großes Problem im Turnierverlauf. Zwar kassierte das Team nur 17 Zeitstrafen, ließ in Unterzahl aber acht Tore so - nur Kasachstan hat eine noch schlechtere Quote.
Auch Bundestrainer Toni Söderholm gestand ein, dass das Team in Unterzahl „einiges hätte besser machen müssen“. Daher stellte er auch klar: „Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen.“
Defensive mit Luft nach oben
Zudem muss auch die Arbeit gegen die Scheibe im normalen Spielverlauf beleuchtet werden. In den vergangenen vier Spielen kassierte die Mannschaft ohne das Penalty-Schießen gegen die Schweiz 15 Tore, fünf davon in Unterzahl.
Alleine acht Gegentreffer mussten sie gegen vermeintlich leichte Gegner wie Kasachstan und Absteiger Italien hinnehmen - zu viel für ein Team, das gerne häufiger um das Halbfinale spielen will.
Bezeichnend dafür kann Korbinian Holzer genannt werden. Der langjährige NHL-Spieler blieb unter seinen Möglichkeiten.
Potenzial bei Deutschland ist groß
Trotz der Kritik am DEB-Team muss aber auch festgehalten werden, dass es sich nach dem frühen Aus bei Olympia rehabilitiert und ein insgesamt gutes Turnier gespielt hat.
So gelangen mit 16 Punkten in der Vorrunde so viele wie noch nie zuvor. Auch eine Serie von fünf Siegen in Folge gab es bisher auch noch nicht bei einer Weltmeisterschaft.
„Ich bin sehr stolz. Die Jungs haben vieles richtig gemacht“, erklärte daher auch Söderholm. Schließlich spielte sich einige Spieler in den Vordergrund, die Hoffnung machen.
So nahmen die beiden AHL-Profis Leon Gawanke und Lukas Reichel, die erst im Turnierverlauf dazugekommen sind, sofort wichtige Rollen im Team ein. Auch Verteidiger Kai Wissmann entpuppte sich als Glücksgriff. Und Stürmer Matthias Plachta überzeugte ebenso - wie auch Go-to-Guy Moritz Seider.
Teamgeist als Trumpf für die Zukunft?
Zudem lobten alle Verantwortlichen den Zusammenhalt in der Mannschaft. „Das war eine unglaubliche Truppe. Es hat sehr viel Spaß und es wird sehr spannend für die kommenden Jahre“, erläuterte Torhüter Grubauer, ein starker Rückhalt im Turnier.
Dann könnte Söderholm vielleicht auch auf den ein oder anderen Spieler zurückgreifen, der in Finnland gefehlt. Mit Dominik Kahun, Patrick Hager, Manuel Wiederer und Frederik Tiffels fehlten einige wichtige Stützen, zumal während des Turniers auch noch Tim Stützle verletzt ausfiel. Vielleicht wird auch Superstar Leon Draisaitl irgendwann wieder eine Option.
Sollten aus der Niederlage die richtigen Schlüsse gezogen werden, dann dürfte die Medaillen-Durststrecke bei der WM, die seit 69 Jahren besteht, schon bald Geschichte sein. Dafür macht die WM 2022 trotz des bitteren Endes Mut.