Eis-Märchen ohne Happy End!
DEB-Team geht im Bronze-Duell unter
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft verpasst bei der WM 2021 in Riga die historische Bronzemedaille mit einer klaren 1:6-Pleite gegen die USA.
Bereits nach sechs Minuten geriet das Team von Bundestrainer Toni Söderholm durch den Treffer von Christian Wolanin in Rückstand. Besonders bitter: Es war der erste Torschuss der US-Boys im Spiel, der auch noch in Unterzahl fiel. (Das Spiel zum Nachlesen im SPORT1-Ticker)
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Zwar setzten die Deutschen den Gegner auch in der Folge ständig unter Druck und hatten ihre Chancen, die Tore machten aber weiter die Amerikaner.
Debakel im Mitteldrittel
Allein im Mitteldrittel musste Deutschland gleich vier Gegentreffer hinnehmen. Erst erhöhte Conor Garland (27.) auf 2:0. Dann stellte Jack Drury (29.) auf 3:0. Jason Robertson machte mit dem 4:0 (32.) den Sack zu. Das 5:0 durch Trevor Moore war die endgültige Entscheidung.
Zumindest belohnte sich das deutsche Team für ihren aufopferungsvollen Kampf mit dem Ehrentreffer durch Dominik Bittner (50.), der aber umgehend von den US-Boys in Person von Ryan Donato (50.) gekontert wurde.
Die restliche Spielzeit brachte keine Tore mehr, sondern war von mehreren Rangeleien auf dem Eis geprägt.
Nach dem Spiel war die Trauer im deutschen Team groß. Korbinian Holzer fand es direkt nach dem Match schwer, Worte zu finden, wie er bei SPORT1 gestand. Es "wird eine Weile dauern, bis wir realisiert haben, was wir geschafft haben. Es tut grade einfach brutal weh."
Zumal nach Holzers Ansicht nicht mehr viel bis zur Weltspitze fehlt, wie bereits das Halbfinale gezeigt hat: "Es haben Kleinigkeiten gefehlt. Gegen eine Mannschaft wie Finnland, die nicht viele Tore abgegeben hat, muss man die Chancen nutzen. Das sind vielleicht die kleinen Details, die noch zur Weltspitze fehlen, um den nächsten großen Schritt zu machen. Wir waren verdamm nah dran.
Toni Söderholm: "Eine Mannschaft von feinen Menschen"
Auch Mannschaftskollege Marcel Noebels, der das DEB-Team im Viertelfinale gegen die Schweiz mit seinem Zauber-Penalty ins Halbfinale geschossen hatte, suchte nach Worten: "Das ist schwer zu verkraften gerade. Man kennt das Gefühl, wenn man an der Medaille vorbeiläuft und blöde da steht."
Allerdings herrschte auch Stolz über das Geleistete vor. Bundestrainer Toni Söderholm war voll des Lobes für seine Spieler. "Ich bin einfach stolz. Es war ein sehr, sehr starkes Turnier. Es war eine unglaubliche Zeit mit einer Mannschaft von ganz, ganz feinen Menschen."
Zudem sieht der Finne das deutsche Eishockey für die Zukunft bestens gerüstet. "Wir können spielerisch viel mitnehmen. Wir haben gesehen, wo die Topmannschaften sind und dass wir auch gegen die Top vier sehr gut gespielt haben." Zudem haben sich in dem Turnier "neue Gesichter in der Nationalmannschaft auf diesem Level" gezeigt.
Korbinian Holzer lobt Söderholm für den Fortschritt
Neben den vielen neuen Gesichtern im DEB-Team nimmt Söderholm auch eine Erkenntnis mit aus dem Turnier: "Ich denke, wir haben ein Stück DNA für das deutsche Eishockey gefunden. Wie leidenschaftlich man arbeiten muss und welchen Willen man zeigen muss, wenn wir erfolgreich sein wollen."
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Auch Holzer sieht die Zukunft der Nationalmannschaft positiv und sieht dabei den Staff um den Bundestrainer als Hauptverantwortlichen für diese Entwicklung: "Das ist ein riesen Schritt, wo man Toni (Söderholm, Anm. d. Red.) einen großen Anteil gegeben muss, was die da aufgebaut haben. Was wir mittlerweile für Spielermaterial haben, auch in der Breite."
Umso bitterer sei es, dass man sich nicht mit Edelmetall belohnt habe, denn "es hat sich jeder – auf gut deutsch gesagt – den Arsch aufgerissen – wochenlang. Es war eine geile Mannschaft, eine geile Einheit."
Müller als Sinnbild für das DEB-Team
Doppelter Pechvogel im deutschen Team war Moritz Müller. Der Verteidiger warf sich in einen Schlagschuss und verlor dabei seinen Handschuh. Direkt im Anschluss warf er sich in einen zweiten Schlagschuss und bekam den Puck genau auf das Handgelenk. Danach musste er verletzt raus, war aber in Zivil schon wieder bei der Medaillenshow zugegen.
"Alle sind unglaublich traurig", sagte Müller, "in der Kabine ist kein Auge trocken geblieben. Nicht so oft kommen solche Teams zusammen, das haben alle gespürt. Auch wenn wir uns nicht belohnt haben, die Erinnerungen werden bleiben."Die Medaille habe das Team aber eher im Halbfinale verspielt als gegen die USA: "Wir waren besser als Finnland. Am Finale waren wir näher dran. Heute haben wir es vom Kopf nicht mehr hinbekommen."
Damit sind die Titelkämpfe von 2021 ein Spiegelbild der Heim-WM 2010. Auch damals scheiterte das DEB-Team im Halbfinale nach einem 1:2 gegen Russland und verpasste gegen Schweden (1:3) Bronze.
Deutschland wartet damit weiter auf die erste WM-Medaille seit 68 Jahren. Zuletzt gelang es einer deutschen Auswahl 1953 WM-Edelmetall zu gewinnen. Damals holte man hinter Schweden Silber.
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Mit Sport Informationsdienst (SID)