Haben acht Mitglieder des Junioren-Weltmeisterteams eine Massenvergewaltigung begangen? Die schweren Vorwürfe, die das kanadische Eishockey und die NHL erschüttern, sind nun zur Anklage gekommen.
Verstörender Skandal erfasst NHL
Vier Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga sind wegen des Verdachts eines sexuellen Übergriffs im Jahr 2018 angeklagt worden. Es geht um Cal Foote - Sohn der NHL-Legende Adam Foote - und Michael MacLeod (beide New Jersey Devils), Goalie Carter Hart (Philadelphia Flyers) und Dillon Dube von den Calgary Flames. Die Anwälte aller beschuldigten Spieler teilten mit, dass ihre Mandanten die Vorwürfe zurückwiesen.
Auch der frühere NHL-Profis Alex Formenton, der jetzt beim HC Ambri-Piotta in der Schweiz spielt, gehört nach Angaben seiner Anwälte zu den insgesamt acht Beschuldigten. Auch Formenton - wie das NHL-Quartett 25 Jahre alt - beteuert seine Unschuld.
Kanadische NHL-Spieler schwer belastet
Den Spielern wird vorgeworfen, nach dem Gewinn der WM-Goldmedaille 2018 mit Kanadas Junioren-Nationalmannschaft eine Frau vergewaltigt zu haben. Der Vorfall soll sich am 19. Juni nach einer Ehrung der Mannschaft in der kanadischen Stadt London im Bundesstaat Ontario ereignet haben.
Gerichtsakten zufolge hat die Frau einen der Spieler in einer Bar kennengelernt und einvernehmlichen Sex mit ihm gehabt. Dann jedoch hätte dieser gegen ihren Willen andere Spieler in sein Zimmer geholt und es sei zu den Übergriffen gekommen.
Für den 5. Februar hat die kanadische Polizei eine Pressekonferenz zu dem Fall angekündigt.
Skandal wurde zum nationalen Politikum
Die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung war erst im Mai 2022 bekannt geworden, hatte für große Aufregung in Kanada gesorgt und den nationalen Eishockeyverband in eine Krise gestürzt. Damals war enthüllt worden, dass der Verband die Angelegenheit ohne öffentliches Aufsehen hatte abwickeln wollen - mit einer außergerichtlichen Millionenzahlung an das mutmaßliche Opfer, das Zivilklage gegen Hockey Canada, die Liga CHL und die acht Spieler eingereicht hatte.
Die Offenlegung der Vorgänge hatte in Kanada für große Empörung gesorgt und hatte auch eine parlamentarische Untersuchung zur Folge, weitere mutmaßliche Gruppenvergewaltigungen kamen ans Licht. Zudem wurde bekannt, dass der Dachverband in den vergangenen drei Jahrzehnten Millionen von Dollar an fast zwei Dutzend Kläger und Klägerinnen mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gezahlt hatte. Weiter verfügte Hockey Canada Medienberichten zufolge über zwei schwarze Kassen, um Zahlungen an Opfer sexueller Übergriffe zu begleichen.
Irritationen um die Anklage
Die offizielle Anklage führt nun zu neuen Irritationen: ESPN berichtet, dass einige der angeklagten Spieler von ihren Anwälten den Rat bekommen hätten, ihre jeweiligen Teams nicht über die heraufziehende Anklage zu informieren.
Die Flames hatten Dube bereits am 21. Januar eine persönliche Auszeit gewährt und damals erklärt, dass er diese in Anspruch nehme, um sich um seine „psychische Gesundheit“ zu kümmern. Nun erklärte die Franchise, das sie nichts von den Vorwürfen gewusst hätten.
Laut ESPN sind alle vier angeklagten NHL-Spieler im Moment in bezahltem Urlaub, ihnen droht nun allerdings auch Suspendierungen, Kündigungen oder Sperren.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)