Drei Titel hat Chris Dobey im Jahr 2024 geholt. Auch wenn es „nur“ Triumphe bei Players Championships waren – lediglich ganz wenige Spieler auf der PDC-Tour können diesen Wert überbieten.
Eine „gewaltige, gewaltige Leistung“
Und trotzdem hatte den zurückhaltenden Engländer vor der Darts-WM (täglich LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM auf SPORT1.de und auf YouTube) wohl niemand wirklich als Favorit auf dem Zettel. So ergeht es Dobey eigentlich immer, er ist in gewisser Weise der ewig Unbeachtete.
„Lass sie sprechen, sie können reden, über wen sie wollen. Ich gehe einfach da rauf und spiele Darts“, reagierte Dobey bei der Pressekonferenz nach seinem 5:3-Sieg im Viertelfinale gegen Gerwyn Price darauf angesprochen, dass er stets unter dem Radar fliege.
Dobey klettert in der PDC Order of Merit
„Sie haben ihre Favoriten, sie haben ihre Außenseiter, aber das ist mir wirklich egal. Jeder kann jeden schlagen und wenn mein Spiel da ist, kann ich jeden bezwingen“, fügte „Hollywood“ unterstreichend hinzu.
Seit 2015 hat der Rechtshänder die Tour Card. Er etablierte sich relativ schnell und kam in wenigen Jahren an die Weltspitze heran. 2023 gewann er mit den Masters sein erstes und bis dato einziges Major. Doch auch das verhalf ihm nicht zum Durchbruch in die absolute Elite.
Der Halbfinaleinzug bei dieser Weltmeisterschaft könnte jedoch alles verändern. Erstmals steht Dobey im Liveranking unter den Top Zehn der Order of Merit. „Ich habe den nächsten Schritt in meiner Karriere genommen“, betonte er und bezeichnete es als „gewaltige, gewaltige Leistung“. Dobey fügte an: „Das bedeutet mir viel.“
Premier League nach Darts-WM?
Damit kommt der Mann aus Bedlington auch automatisch für die Premier League in Frage. Die Nominierung ist offen wie selten, da aus den Top Ten sechs Spieler nicht mehr im WM-Viertelfinale vertreten waren.
„Die Leute können so viel über die Premier League reden, wie sie wollen. Ich bin voll auf diesen Wettbewerb fokussiert. Es ist nicht der Zeitpunkt, um weiter nach vorne zu denken. Ich habe hier noch einen großen Job zu erledigen“, lässt Dobey dieses Thema allerdings nicht an sicher heran, gibt aber auf SPORT1-Nachfrage zu: „Wenn ich ausgewählt werde, dann freue ich mich, aber ich will einen großen Traum verwirklichen.“
Für diesen Traum fehlen Dobey nur noch zwei Siege. „Ich glaube wirklich daran, dass ich den ganzen Weg gehen kann, aber der Fokus liegt auf dem nächsten Spiel“, sagte der 34-Jährige. Im Halbfinale am Mittwoch wartet nun Michael van Gerwen auf ihn.
Schlechte WM-Erfahrung gegen van Gerwen
Das vergangene Aufeinandertreffen im Alexandra Palace vor zwei Jahren war eine Lehrstunde für „Hollywood“. Der Niederländer fertigte Dobey in dessen erstem Viertelfinale bei der WM mit 5:0 ab.
Doch der Brite untermauerte: „Ich bin jetzt ein besserer Spieler. Wie man an dem Doppel-Doppel-Finish gesehen habe, habe ich weiter daran geglaubt.“ Er beendete die Partie gegen Price mit zwei Würfen auf die Doppel-18.
Zwischenzeitlich schien ihn die Erfahrung von der WM 2024 wieder einzuholen. „In der Pause ist mir durch den Kopf gegangen: ‚Bitte nicht wieder‘“, verriet Dobey bei SPORT1. Am Neujahrstag vor einem Jahr hatte er nach einer 4:0-Führung in Sätzen noch 4:5 gegen Rob Cross verloren.
Nach fünf vergebenen Matchdarts gegen Price wurden viele daran erinnert, weil Dobey den sicher geglaubten sechsten Satz noch verlor. „Ich war noch nie so nervös bei Doppel-Darts zum Match wie in diesem Spiel, da werde ich nicht lügen“, gab er zu.
Doch der Umstand, dass er das Match doch noch gezogen hat, demonstriert, dass er an Reife und Erfahrung dazugewonnen hat. Dobey arbeitet fleißig daran, dass ihn bald jeder auf dem Radar hat.