Bei der Darts-WM 2024 kam Luke Littler wie Phönix aus der Asche und stieß als 16-Jähriger bis ins Finale vor. In diesem unterlag Littler Luke Humphries.
Littler: „Jeder wusste, wo ich wohne“
Danach zeigte Littler, dass er kein One-Hit-Wonder ist: „The Nuke“ schlug ein wie eine Bombe und ließ weitere Erfolge, unter anderem den Sieg in der Premier League, beim Grand Slam of Darts und bei der World Series of Darts Finals, folgen.
Bei der kommenden WM gilt der 17-Jährige als einer der Topfavoriten. Im SPORT1-Interview spricht er über seinen kometenhaften Aufstieg, den aufkommenden Druck und sein Verhältnis zu seinem Rivalen Humphries.
SPORT1: Herr Littler, Sie werden das erste Mal nach ihrer erfolgreichen ersten WM in den Alexandra Palace zurückkehren. Spüren sie einen speziellen Druck?
Luke Littler: Ich denke nicht, dass ich besonders unter Druck stehe, aber von mir werden bestimmt große Dinge erwartet. Bei der letzten WM habe ich nicht erwartet, dass ich es bis ins Finale schaffe. Aber natürlich möchte ich jedes Jahr ins Finale kommen und das Turnier so oft wie möglich gewinnen. Und in diesem Jahr will ich natürlich noch einen Schritt weiter gehen als letztes Jahr und gewinnen.
Littlers überrascht mit persönlichem Highlight
SPORT1: In diesem Jahr hat sich für Sie offensichtlich eine Menge verändert. Was waren denn die interessantesten Leute, die Sie durch Ihre Erfolge kennenlernen durften?
Littler: Es war toll, das Trainingsgelände von Manchester United zu besuchen, alle Spieler zu treffen, ihnen zuzuschauen, wie sie trainieren. Das war mein persönliches Highlight. Es war aber auch cool, Gast in verschiedenen TV-Sendungen, wie zum Beispiel der Jonathan Ross Show, zu sein. Aber am besten hat mir der Besuch bei Manchester United gefallen, gerade weil ich auch zu einigen Spielen gehen konnte.
SPORT1: Haben Sie einige der Spieler von Manchester United besser kennengelernt und sogar Freundschaften geschlossen?
Littler: Ich kannte sie natürlich alle und habe sie dann nach dem Training getroffen. Da haben sie zu mir gesagt: „Gut gemacht.“ Erik ten Haag (Anm. d. Red.; damals noch Trainer von Manchester United) kam dann sogar zu mir und meinte: „Das war wirklich unglaublich, was du geleistet hast.“
WM ohne Finale „wahrscheinlich schon eine Enttäuschung“
SPORT1: Zurück zur WM. Wäre alles andere als das Finale eine Enttäuschung?
Littler: Für mich selbst wäre es wahrscheinlich schon eine Enttäuschung. Mein Ziel ist es, dieses Jahr den ganzen Weg zu gehen und das Turnier zu gewinnen. Letztes Jahr wollte ich zunächst mein erstes Spiel gewinnen. Als dann aber plötzlich James Wade, Gerwyn Price und Gary Anderson auf meiner Turnier-Hälfte ausgeschieden sind, habe ich mir recht schnell gute Chancen ausgerechnet. Ich werde erst mal ein Spiel spielen, dann über Weihnachten nach Hause fliegen und dann wieder zurück nach London kommen und dann hoffentlich das Turnier gewinnen.
SPORT1: Im letzten Jahr ging es für Sie eigentlich fast nur bergauf. Gab es trotzdem Momente, die für Sie hart waren?
Littler: Es war eigentlich das ganze Jahr über sehr hart. Vor allem während der Premier League. Dort wird immer am Donnerstag gespielt und gerade am Anfang des Jahres musste ich auf der European Tour oft am Freitag schon am Mittag oder Vormittag spielen (Anm. d. Red.: Er war bei den meisten Turnieren nicht gesetzt). Deshalb musste ich oft schon um 4.00 oder 5.00 Uhr morgens aufstehen, um meinen Flug zu bekommen und dann ohne große Ruhepause direkt beim nächsten Turnier spielen.
SPORT1: Eine Menge Dinge haben sich geändert. Sie sind mit Ihrer Familie in ein größeres Haus mit Pool umgezogen. Das Haus soll etwa 6.000 Pfund im Monat kosten...
Littler: Na ja. Das ist zumindest das, was die Leute herausgefunden haben.
SPORT1: Das ist ziemlich viel Geld. Haben Sie daran gedacht, etwas zu kaufen?
Littler: Es ging einfach darum, aus der Gegend wegzuziehen, in der wir gewohnt haben, gerade weil jeder wusste, wo ich wohne. Das haben dann auch die Zeitungen herausgefunden. Jetzt haben leider auch die Zeitungen herausgefunden, wo mein neues Haus ist. So ein Haus ist aber auch etwas, wofür ich hart gearbeitet habe. Das habe ich mir verdient, genau wie meine Eltern. Wahrscheinlich werde ich in der Zukunft Immobilien kaufen und sie auch weitervermieten.
Little über Humphries: Gewisse Rivalität
SPORT1: Sie haben für so viele Highlights in diesem Jahr gesorgt. Welches war Ihr liebstes?
Littler: Ich glaube, jeder kennt den Neun-Darter gegen Luke Humphries. Natürlich habe ich da jetzt nicht allzu sehr gefeiert, weil es nur das erste Leg nach der zweiten Pause war. Und dann musste ich mich auch wieder konzentrieren. Dann habe ich meinen Job erledigt und die Premier League gewonnen.
SPORT1: Dieses Jahr war eh so ein bisschen das Jahr der Lukes. Wie ist eigentlich Ihre Beziehung zu Luke Humphries?
Littler: Sie war immer gut. Wenn man sich mit den richtigen Leuten gut versteht, hilft das, auch weil sie dich dann auch respektieren. Wir reisen manchmal mit dem gleichen Flugzeug an und sitzen dann auch am Flughafen zusammen, unterhalten uns und chillen einfach.
SPORT1: Gibt es eine Rivalität zwischen Ihnen beiden?
Littler: Am Darts-Board gibt es natürlich eine gewisse Rivalität, aber auch nur am Board. Abseits des Darts sind wir einfach Freunde. Am Board ist es dann aber natürlich unser Job, das Spiel zu gewinnen.