Ricardo Pietreczko war der Emporkömmling 2024 der deutschen Darts-Szene. Bei seinem WM-Debüt im vergangenen Jahr hatte „Pikachu“ den späteren Weltmeister Luke Humphries am Rande einer Niederlage - jetzt greift er wieder an!
„Ich kann Humphries schlagen“
Im Interview mit SPORT1 vor der Darts-WM (ab 15. Dezember LIVE bei SPORT1) spricht der 30-Jährige über seinen Umgang mit dem Hype, das Duell mit Humphries und die Erfüllung seines Traumes.
SPORT1: Herr Pietreczko, Sie sind dieses Jahr zu Ihrer Freundin nach Hannover gezogen - was hat sich dadurch verändert?
Ricardo Pietreczko: Es war tatsächlich eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, zu ihr zu ziehen. Gerade für mich ist es weniger Stress mit der Reiserei. Sonst wäre ich ja immer zu ihr nach Hannover gefahren, hätte aber von Nürnberg aus alles geplant. Jetzt ist es einfach besser.
Pietreczko: „Das ist schwierig bei mir“
SPORT1: Wie steht es um ihre Flugangst?
Pietreczko: Ich würde noch nicht mal sagen, dass das wirklich Flugangst ist. Ich mag dieses Abheben vom Boden nicht. Wenn wir dann in der Luft sind, dann ist das eigentlich gar kein Problem. Ich habe das im Griff, mit Kopfhörern und Spielen auf dem Handy, um mich abzulenken. Jetzt hatte ich auch schon öfter den Moment, wo ich dachte: Ach schau, wir sind schon oben.
SPORT1: Ganz ohne Flieger wäre es für Sie auch schwierig.
Pietreczko: Das ist richtig, vor allem nach England. Jedes Mal mit dem Zug - das wäre doof.
SPORT1: Sie hatten in der Vergangenheit keine Scheu, sich auch sehr deutlich zu äußern - haben Sie sich da mit der Zeit geändert?
Pietreczko: Eher nicht. Wenn ich eine Meinung habe, dann ändere ich die sehr, sehr selten. Das ist schwierig bei mir.
Darts-WM: Das sagt Pikachu zum Duell mit Humphries
SPORT1: Bei der WM letztes Jahr hatten Sie den späteren Weltmeister Luke Humphries am Rande einer Niederlage. Wie oft haben Sie noch daran gedacht?
Pietreczko: Tatsächlich gar nicht so oft. Ich werde immer wieder dran erinnert, aber ich selbst denke eigentlich selten daran. Auch bei den letzten Duellen beim Grand Prix oder dem Matchplay nicht, als wir gegeneinander gespielt haben. Ich würde nicht sagen, ich bin chancenlos - aber im Moment ist er halt noch konstanter. Ich kann ihn schlagen, das habe ich bei der European Tour auch schon gesehen.
SPORT1: Wenn man Sie googelt, dann kommt ein Bild von Luke Humphries - was ist da los?
Pietreczko (lacht): Ja, das habe ich auch gesehen. Warum? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich geht es im ersten Artikel, der kommt, um ihm - und irgendwo werde ich auch erwähnt.
SPORT1: Aber es gibt ja schlimmere Personen, mit denen man verwechselt werden könnte.
Pietreczko: Auf jeden Fall. Und schlimmere Fotos. (lacht)
SPORT1: Sie haben über das letzte Jahr viel erlebt, große Bühnen gespielt, viel mehr Medienarbeit. Was hat sich für Sie verändert?
Pietreczko: Ich habe viel Erfahrung gesammelt. Und durch die ganzen Interviews würde ich auch sagen, dass ich sogar besser Englisch sprechen kann als vorher. Ich bin auch ein bisschen gereift, lasse mir auf jeden Fall nicht mehr alles gefallen. Es macht schon was mit dir, wenn du so viele Interviews gibst und ein Jahr lang so in den Medien gehypt wirst. Ja, es ist schwierig, aber ich habe kein Problem damit.
„Alles was jetzt kommt, ist Bonus“
SPORT1: Wie nah sind Sie an ihrem Traumleben als Darts-Spieler? Sie spielen jetzt einfach so die großen Bühnen.
Pietreczko: Ja, das ist richtig. Ich spiele auf den großen Bühnen - allerdings ist es auch sehr viel Stress. Ich war zwischendurch fünf Wochen nur unterwegs, nicht einen Tag zu Hause. Teils auch mir selbst geschuldet, aber meistens bin ich nur gependelt zwischen European Tour und Players Championship, die ganze Zeit hin und her reisen... Das ist schwierig auf Dauer, aber es macht Spaß. Ich mag das Herumreisen - aber ab und zu mal zu Hause sein, wäre nicht schlecht.
SPORT1: Als WM-Debütant haben Sie letztes Jahr einen Lauf hingelegt, von dem viele Neulinge träumen würden. Wie gehen Sie es dieses Jahr an?
Pietreczko: Ich werde es wieder so wie letztes Jahr einfach auf mich zukommen lassen. Mein Lebensziel war es tatsächlich, nur einmal da oben auf der Bühne zu stehen. Alles, was jetzt kommt, ist Bonus. Natürlich ist es schön, wenn man in den Top 32 steht. Aber als Kind habe ich tatsächlich immer gesagt: Einmal da oben stehen! Seitdem ich das erste Mal die WM geschaut habe, wollte ich einmal da oben stehen. Das habe ich geschafft.