Die rauchige Stimme des Darts ist verstummt. Russ Bray hat zwar noch Großes vor mit seinem Sport, als Botschafter will er den Hype künftig gar auf die „ganze Welt“ ausweiten. Die Professional Darts Corporation (PDC) werde „nach Südamerika weiterziehen“ und „die Turniere in Südafrika auf den großen Kontinent“ bringen, sagte Bray zuletzt dem englischen Boulevardblatt The Sun. Nur sein Geschrei, das wird künftig eben nicht mehr durch die Hallen schallen.
Die Stimme des Darts bleibt stumm
Die WM, die am Wochenende im Londoner Alexandra Palace beginnt, muss in diesem Jahr zum ersten Mal ohne „The Voice“ auskommen. Im Januar 2024 gab die Caller-Legende dort ihr letztes „Ooonehundredandeeeeeightyyy“ zum Besten.
Brays Stimme, von PDC-Geschäftsführer Matthew Porter als „Synonym des Sports“ bezeichnet, hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Sportart in den vergangenen Jahrzehnten vom Kneipensport zum hallenfüllenden Spektakel wurde - nun hinterlässt er eine große Lücke.
Die Stimme des Darts
Ab 1996 stand Bray für die PDC als Schiedsrichter neben dem Board, seine berühmten Ansagen waren der Soundtrack zu den großen Momenten des Sports. Etwa das legendäre WM-Finale 2007 zwischen Phil Taylor und Raymond van Barneveld, Taylors erster Neun-Darter vor TV-Kameras 2002 oder Michael van Gerwens 17 perfekte Darts. Seinen letzten Auftritt hatte Bray beim vergangenen WM-Finale, als Luke Humphries das Darts-Wunderkind Luke Littler bezwang.
Die Fans haben sich über die Jahre aber ohnehin einen reichhaltigen Schatz an Brays Hundertachtzigern gesichert. In Form von Audio-Aufnahmen: Klingeltöne, Ansagen in elektrischen Dartboards oder Zähl-Apps für Smartphones. „The Voice“ ist unsterblich.
Russ Bray mit außergewöhnlicher Stimme
Das Reibeisen in seiner Kehle wurde übrigens nicht von Whiskey und Zigaretten geformt, sagt er selbst - gibt aber zu, dass er schon als Zehnjähriger mit dem Rauchen angefangen habe, „das war sehr angesagt damals“. Seit 2010 habe er nun jedoch „keine Zigarette mehr angefasst.“
Und was bringt die Zukunft? Technologie werde „immer mehr Einzug in den Darts-Sport erhalten“ und „Schiedsrichter dadurch vielleicht nicht mehr benötigt“, glaubt er. Bis das jedoch passiert, werden erst einmal jüngere Caller wie Charlie Costorphine (29), der als jüngster Schiedsrichter auf großer Bühne gilt, übernehmen.
Der hatte zuletzt bei den Players Championship Finals das Endspiel zwischen Luke Humphries und Luke Littler gecalled. Ersetzen wird auch er die Legende allerdings nicht.