Was für ein Drama! Gerwyn Price hat ein unglaubliches Drittrunden-Spiel bei der Darts-WM für sich entschieden und den Einzug ins Achtelfinale gefeiert. Der Waliser gewann mit 4:3 gegen den Engländer Joe Cullen, nachdem er bereits 3:0 in Sätzen geführt hatte.
Price übersteht irrwitziges Drama
Cullen kam jedoch zurück und stellte zwischenzeitlich auf 3:3 in Sätzen. Im entscheidenden Satz hagelte es ein Break-Festival, die Partie musste im elften und entscheidenden Sudden-Death-Leg entschieden werden. Dort zog Cullen den Kürzeren und Price ließ seinen Emotionen freien Lauf. „Hut ab vor beiden Spielern. Das war die Show des Turniers. Grandios!“, fasste SPORT1-Experte Robert Marijanovic zusammen.
Im Achtelfinale wartet am Montagabend Landsmann Jonny Clayton auf Price, der nach dem Spiel spannende Details zugab. Auf die Frage, wie der das entscheidende letzte Leg überstanden haben, antwortete „The Iceman“ ehrlich: „Ich habe keine Ahnung. Ich wusste nicht einmal, dass es das letzte Leg war. Ich habe einfach weitergemacht. Dann hat er (Caller Charlie Corstorphine, Anm. d. Red.) ‚Game, shot and match‘ geschrien – und ich dachte, es wäre noch ein Leg zu spielen.“
Price stellt auf 3:0
Price und Cullen fanden von Beginn an ihr Scoring, vor allem der Waliser lag Mitte des ersten Satzes teilweise auf Kurs eines Averages über 110 Punkten. Allein im ersten Satz warfen beide Akteure fünf 180er, Price sicherte sich den Durchgang per Break zum 3:2 in Legs und zur 1:0-Satzführung.
Auch der zweite Satz ging in ein fünftes Leg - und wieder jubelte Price über einen Satzgewinn. „The Iceman“ checkte 82 Punkte über 20, Triple-12 und Doppel-13 und krönte einen starken Durchgang, in dem er mit drei Pfeilen durchschnittlich 108,80 Punkte warf. Auch Cullen lieferte ab, spielte 109,10 Punkte im Average und verlor dennoch den Satz.
Im dritten Satz waren erstmals keine fünf Legs nötig, um den Sieger des Durchgangs zu ermitteln. Price agierte souverän und stellte nach einem 3:1 in Legs auf eine komfortable 3:0-Satzführung.
Cullen kommt nach 0:3 zurück
In Satz vier wurden erneut vier Legs gespielt, diesmal sicherte sich aber Cullen den Satzgewinn. Der Engländer verkürzte über Doppel-10 zum 1:3.
Der fünfte Satz ging ebenfalls an Cullen, plötzlich stand es nur noch 2:3 aus Sicht des 35-Jährigen. Cullen profitierte dabei auch von Scoring-Problemen seines Gegners, der nur 85 Punkte im Average erzielte.
Im sechsten Satz ging für Price erneut wenig, dieses Mal machten ihm große Probleme auf die Doppelfelder einen Strich durch die Rechnung. Der Waliser brachte einen einzigen von 17 (!) Versuchen im Doppel unter, Cullen selbst brillierte mit 3/13 Versuchen auch nicht wirklich. Dennoch ging auch Satz 6 an Cullen, es stand 3:3.
Break-Festival im siebten Satz
Den entscheidenden siebten Satz eröffnete Price mit einem Ausrufezeichen: Der Waliser breakte Cullen mit einem 140er-Finish zum 1:0 in Legs, anschließend sah man Price zwei Mal „Wow“ ins Publikum sagen.
Cullen blieb unbeeindruckt und schlug mit einem Break über die Doppel-4 zurück. Beide Akteure brachten anschließend ihre Anwürfe durch, Cullen ließ auf die Doppel-5 sogar einen Matchdart liegen.
Es griff die Two-clear-Leg-Regel - und Price legte mit einem Break vor. Beim Stand von 3:2 in Legs ließ Price einen Matchdart auf Doppel-20 liegen, Cullen checkte 82 Punkte und glich zum 3:3 in Legs aus.
Und die Breaks nahmen kein Ende: erst Price, dann Cullen und wieder Price gewannen die Anwürfe des Gegners. Beim Stand von 5:4 in Legs ließ Price zwei weitere Matchdarts liegen - und Cullen stellte mit einem 170er-Finish auf 5:5.
Im Sudden-Death-Leg zog Price seinen Kopf aus der Schlinge und ließ mit dem vierten Matchdart das nächste Break zum Sieg folgen. Insgesamt neun Breaks hielt der entscheidende Satz für die Zuschauer bereit, im gesamten Spiel waren es sogar 20 Breaks.
„Price geht hier in einem unglaublichen, irgendwie fantastischen, aber gar nicht zu beschreibenden Spiel als Sieger von der Bühne. Dieses Spiel hat jeden in die Knie gezwungen, mental; emotional und auch physisch“, fasste SPORT1-Kommentator Basti Schwele die dramatische Begegnung zusammen.
Wie viel das Match allein beim Zusehen abverlangt hat, war nach dem Match auch Prices Ehefrau Bethan anzumerken, die den Sieg ihres Mannes zitternd, mit den Tränen kämpfend und emotional völlig aufgelöst zur Kenntnis nahm.