Ricardo Pietreczko steht mit seinem Namen für die Hoffnung der deutschen Darts-Fans. Er ist der einzig verbliebene von anfangs sechs Teilnehmern aus Deutschland bei der Darts-WM und nach Gabriel Clemens bei der WM 2023 der Erste, der mindestens das Achtelfinale erreicht. Die Medienaufmerksamkeit steigt, viele wollen plötzlich mit „Pikachu“ in Kontakt treten. Nur nicht sein kommender Gegner Nathan Aspinall.
Die neue alte Rivalität
Mit Nathan Aspinall und Ricardo Pietreczko treffen im Achtelfinale der Darts-WM nicht nur England und Deutschland, sondern auch enorme Gegensätze aufeinander. Auf der Bühne und auch abseits des Ally Pally.
Mit Nathan Aspinall und Ricardo Pietreczko treffen im Achtelfinale der Darts-WM nicht nur England und Deutschland, sondern auch enorme Gegensätze aufeinander. Auf der Bühne und auch abseits des Ally Pally.
„Ich habe noch nie mit ihm gesprochen“, offenbarte der Engländer auf der Pressekonferenz nach seinem Drittrundenerfolg. Dass nun die neue deutsche Nummer zwei auf ihn warten würde, weckte gemischte Gefühle in Aspinall, der über Pietreczko ausführte: „Er ist ein toller Darts-Spieler, aber als Mensch ich kenne ihn nicht gut. Er scheint ein ungewöhnlicher Charakter zu sein.“
Tatsächlich, die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein. Auf der einen Seite der extrovertierte Aspinall, der beim Walk-on zu ‚Mr. Brightside‘ die Darts-Hallen der Welt einheizt. Auf der anderen der in sich gekehrte Pietreczko, der zwar das Scheinwerferlicht auf der Darts-Bühne genießt und laut eigener Aussage „den Fans etwas bieten will“, sonst aber nicht im Mittelpunkt stehen muss.
So weilt Pietreczko während der Weltmeisterschaft etwa nicht im Spielerhotel, sondern hat sich mit Freundin Lena in einer Unterkunft etwas außerhalb einquartiert. Er genieße das Leben abseits des Trubels, selbst der Kontakt zu den anderen deutschen Spielern halte sich in Grenzen.
Zwar habe Pietreczko in Andrew Gilding und dessen Frau indes Bezugspersonen auf der Tour gefunden, gar den Abend nach seinem Achtelfinaleinzug gemeinsam verbracht – und doch treffen gegen Aspinall nun private Welten aufeinander. Auf der Bühne des Ally Pally entscheiden aber die Darts. Da wiederum scheint das Aufeinandertreffen schon enger beieinanderzuliegen.
Darts-WM: Aspinall gegen Pietreczko - wer zieht ins Viertelfinale ein?
Auf SPORT1-Nachfrage auf der Pressekonferenz musste Aspinall lange überlegen, bevor er von sich gab: „Es ist mir egal, was für ein Charakter er ist, es geht darum, ihn am Dartsboard zu schlagen und das werde ich.“ Eine Kampfansage, um „Pikachu“ zu verunsichern? Eine Demonstration des eigenen Selbstbewusstseins? Aspinall weiß immerhin auch, dass sich ihm durch den Turnierbaum eine Chance auftut, mindestens das Viertelfinale zu erreichen. Aber eben auch, dass „Pikachu“ ihm ernsthaft gefährlich werden kann.
Beide Spieler brillieren bei der WM bis dato auf die Doppel, spielen die höchsten Quoten des gesamten Teilnehmerfeldes. „The Asp“ sagte im SPORT1-Studio: „Ich weiß, dass ich voll auf der Höhe sein muss. Er ist sehr unterschätzt. In Deutschland spricht jeder über Gabriel Clemens und Martin Schindler. Früher warst du es (an Hopp gerichtet, alle lachen; Anm. d. Red.). Aber ich denke, er ist ein fantastischer Dartspieler.“
Und die Fans haben auch noch ein Wörtchen mitzureden! „Es wird elektrisierend. Es wird ein bisschen wie Fußball im Darts, England gegen Deutschland“, freute sich Aspinall schon am Samstag auf das Aufeinandertreffen. Eine alte Nationen-Rivalität neu entflammt auf der Darts-Bühne, die beiden zahlenmäßig stärksten Fanlager der gesamten WM treffen aufeinander, nicht wenige erwarten ein stimmungsmäßiges Feuerwerk am Tag vor Silvester.
„Das ist es, was man in England will. Die deutschen Fans lieben den Dartsport und sie kommen rüber und werden natürlich hinter ihrem Jungen stehen“, konkludierte Aspinall: „Es wird toll, weil die deutschen Fans großartige Stimmung machen.“