„Thousands joining us live and millions joining us around the world. It’s tiiiime to meet the players!“
Die Stimme des Ally Pally
95 Mal schallt diese voller Inbrunst vorgetragene Ansage in der Regel rund um Weihnachten und den Jahreswechsel durch den Alexandra Palace. Wenn Darts-Zuschauer diese Sätze hören, dann steigt die Spannung und sie wissen: Die Spieler sind zum Walk-on bereit, das nächste Match der Weltmeisterschaft geht gleich los.
Seit 17 Jahren übernimmt jedes dieser 95 Male derselbe Mann die anheizende Anmoderation auf der Bühne: John McDonald, Master of Ceremonies (MC), Stimme und Gesicht der großen TV-Turniere der PDC.
Was ist dieser ergraute Herr mit der einmaligen Stimme für ein Typ?
McDonald ist Fußballfan
McDonald wurde am 7. August 1960 in London geboren. Zuhause ist er in Fulham, für den FC schlägt auch sein Fußballherz. Der Engländer ist verheiratet und hat vier Söhne und ist auch schon Großvater.
John, einer seiner Söhne, kickte in der Fulham-Jugend erfolgreich, schaffte den Sprung zu den Profis jedoch nicht. Zwei seiner Enkel versuchen ihr Glück aktuell in der Akademie des FC Chelsea. „Ich liebe es, meine Kinder und Enkelkinder beim Sport zu verfolgen“, verrät der stolze Vater und Opa im Gespräch mit SPORT1.
Der Sport prägt McDonalds Leben in vielen Facetten. Nachdem ein Unfall ihn zur Beendigung seiner Tätigkeit als Fallschirmjäger in der britischen Armee zwang, arbeitete er als Fotograf, ehe er zu seiner Berufung als professioneller Announcer kam.
Barry Hearn bringt MC groß raus
Barry Hearn, britischer Sportmogul, brachte McDonald als MC in verschiedenen Sportarten groß raus. Zunächst wurde er unter anderem im Boxen, Snooker und Tischtennis einem größeren Publikum bekannt. Seit 2007 ist der Mann mit dem außergewöhnlichen Stimmorgan auch im Darts aktiv, seit 2016 ausschließlich.
„Die Leidenschaft für Darts ist in mir gewachsen, ich bin nun ein großer Fan“, betont McDonald, er finde Darts inzwischen besser als Boxen. Er nimmt auch selbst hin und wieder die Pfeile in die Hand, bezeichnet sich aber nicht als Naturtalent.
Sein Kapital ist ohnehin die Stimme. Der raue Klang ist ihm von Natur aus gegeben. Er macht nichts Besonderes, um sie zu pflegen. „Man muss sich zwischen den Matches erholen. Pause ist wichtig. Wenn ich älter werde, wird es schwieriger“, meint McDonald nur.
„Manchmal ein sehr harter Job“
Anders als viele womöglich annehmen, erklärt der Brite, dass sein Job anstrengend sei. Viele Reisen wie etwa nach Amerika, Bahrain oder Australien, lange Tage, der Druck, fehlerfreie Auftritte vor einem Millionenpublikum hinzulegen.
„Es ist ein Job, wie viele andere. Viele Leute denken, es wäre ein sehr guter Job, aber sie sehen nur das Endprodukt. Sie sehen die Stunden an Arbeit davor nicht, die Reisen, die Vorbereitung. Manchmal ist es ein sehr harter Job“, gibt McDonald zu.
Er nennt noch weitere Aspekte: „Ich bin eine der wenigen Mitarbeiter, die hier alles mitmachen, jedes Match. Aber wenn ich ihn nicht lieben würde, würde ich den Job nicht machen. Ich würde ihn aber anderen Leuten nicht empfehlen, er bedarf sehr viel Zeit. Man muss sich dem ganz verschreiben, man darf nie krank sein.“
Sein Beruf ist aber nicht nur deshalb außergewöhnlich. „Es gibt heutzutage nicht viele gute Announcer, ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht ist es schwierig, in dieses Business reinzukommen“, vermutet McDonald.
Nachfolger? Das sagt die Darts-Legende
Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat der MC noch keinen Plan für sein Karriereende. „Ich möchte das nicht für immer machen. Ich möchte das nicht mehr machen, wenn ich Fehler mache.“
Sollte es irgendwann so weit sein, hat er schon einen potenziellen Nachfolger im Kopf: „Philip Brzezinski macht das sehr gut in Deutschland. Er wird selbstbewusster und dadurch immer besser.“
Schließlich entlockte SPORT1 der lebenden Legende auch noch ein paar Geheimnisse. Beispielsweise verrät McDonald, welche Kommunikation zum Ende der Walk-ons mit den Spielern stattfindet.
Mit einigen ihm gut bekannten Stars scherzt der Master of Ceremonies oder betreibt Smalltalk mit ihnen. Sätze wie „Ach, du schon wieder hier“ fallen dann.
Price? „Sie buhen mich aus“
„Wenn Gerwyn Price beispielsweise ausgebuht wird, sage ich ihm immer: ‚Es ist okay, sie buhen mich aus‘“, enthüllt McDonald außerdem.
Unerfahreneren Spielern spricht er immer Mut zu und fordert sie auf, locker zu sein. „Ich will ihnen einen positiven Impuls mitgeben, weil ich der letzte bin, mit dem sie sprechen, bevor sie spielen. Ich will, dass sie sich zuhause fühlen“, erläutert der 64-Jährige.
Auch wenn McDonald bei allen Einläufen hautnah dabei ist, hat er keinen Lieblings-Walk-on-Song, aber ihm gefällt der Mix. Mit einigen der Technoliedern der Niederländer kann er nichts anfangen, eher mit den Songs, die alle Leute abfeiern. Aber auch Florian Hempels Lied „Kölsche Jung“ mag er, weil er etwas Außergewöhnliches habe.
So wird sein Job jedenfalls nie langweilig, auch wenn McDonald 95 Mal innerhalb von drei Wochen denselben Satz rufen muss – und in einem Jahr nahezu unzählige Male.