Im Moment seines größten Triumphs dachte Paolo Nebrida an seinen Kumpel. Der 29-jährige Nebrida hatte gerade philippinische Darts-Geschichte geschrieben und war als erster Vertreter seines Landes in die dritte Runde der PDC-WM (LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM) eingezogen.
Eine bittersüße Sensation
Seinen Erfolg widmete der Überraschungsmann seinem Landsmann Sandro Eric Sosing. Sein philippinischer Teamkollege befindet sich derzeit in einem Londoner Krankenhaus und wird nach der Diagnose Guillain-Barré-Syndrom näher untersucht.
„Ich werde ihn besuchen. Das ist für ihn“, versprach Nebrida bei der Pressekonferenz nach seinem sensationellen 3:0-Erfolg in der zweiten Runde gegen den an Nummer 19 gesetzten Engländer Ross Smith auf SPORT1-Nachfrage.
Nebrida: „Es ist emotional“
„Hoffentlich geht es ihm gut. Er ist mein Freund, wir sind zusammen hergekommen“, erzählte der Rechtshänder aus der Stadt Subic: „Es ist emotional. Auf der Bühne ist es hart, man denkt an seine Freunde.“
Auch bei seiner Frau und seinen drei Kindern war Nebrida in Gedanken und wird es auch in den kommenden Tagen intensiv sein. Denn Weihnachten müssen sie diesmal jeweils ohneeinander auskommen. „Ich bin das erste Mal über Weihnachten in London. Ich bin glücklich“, sagte der Darts-Profi mit dem Spitznamen „Pow“. Die Familie wird jedoch auf den Philippinen bleiben: „Meine Familie ist weit weg, aber das ist mein Job.“
Für Nebrida geht es am 27., 28. oder 29. Dezember in der dritten Runde weiter gegen Jeffrey de Graaf, eine weitere Überraschung des Turniers. Der Schwede beförderte unmittelbar nach Nebrida den Mitfavoriten und Geburtstagskind Gary Anderson mit 3:0 aus dem Turnier. Anhand der bisherigen Turnierleistungen scheint das Duell völlig offen zu sein.
Auch der 30. Geburtstag bei der Darts-WM?
Sollte Nebrida gar noch zwei Partien gewinnen und ins Viertelfinale einziehen, wäre er nicht einmal bis zu seinem 30. Geburtstag an Silvester im Kreise seiner Liebsten. „Ja klar, alles ist möglich“, unterstrich der Philippiner, dass er auch an weitere Siege glaubt.
Doch schon mit dem Erreichten hat er bei der PDC-Weltmeisterschaft mehr geschafft als alle seiner Landsleute zuvor. Im dritten Versuch – 2023 und 2024 kassierte er jeweils eine 2:3-Erstrundenniederlage – überstand Nebrida gleich zwei Hürden.
„Das ist etwas Besonderes. Schon die zweite Runde hat mir viel bedeutet“, freute sich „Pow“: „Es fühlt sich großartig an.“ Auch für seine Landsleute habe er diesen Sieg geholt.
Nach wie vor tun sich asiatische Akteure schwer im Alexandra Palace. „Für Spieler aus diesen Ländern ist es hart, hier zu sein und auf der Bühne zu spielen“, so der 29-Jährige, der sich von Paul Lim, der es einmal ins Achtelfinale der PDC-WM schaffte, Lourence Ilagan (einmal 2. Runde bei neun Anläufen) und Co. inspirieren ließ.
Nebrida denkt über Q-School nach
Seit 2012 spielt Nebrida Darts. Durch seinen Vater ist er zu dem Sport gekommen. Auf der PDC Asian Tour entwickelte er sich Stück für Stück zum Topspieler.
Angesichts seines Erfolgs erwägt er sogar einen noch größeren Schritt: Wie Nebrida auf SPORT1-Nachfrage sagte, denke er über die Teilnahme an der Qualifying School im Januar nach.
Festgelegt hat er sich noch nicht. Doch würde er tatsächlich die Tour Card für zwei Jahre gewinnen, wäre er vermutlich noch viel öfter von seiner Familie getrennt.
Zumindest kann er Weihnachten zum Teil mit seinem Freund Sosing verbringen – wenn auch aus einem traurigen Anlass.