Liebe Darts-Freunde,
„Der Hype um Littler ist Wahnsinn“
die Darts-Stars legen endlich wieder los: Nach dreitägiger Weihnachtspause biegt die WM im Ally Pally mit der dritten Runde so richtig in die heiße Phase ein.
Mit Ricardo Pietreczko ist nach Weihnachten auch noch immerhin ein Deutscher am Start. Ihm traue ich bei der WM noch einiges zu. Schon im vergangenen Jahr hat er gezeigt, was er draufhat, als er den späteren Weltmeister Luke Humphries am Rande der Niederlage hatte. Sein Sieg in der zweiten Runde gegen einen starken Gian van Veen war sehr überzeugend. Wenn bei ihm alles passt, kann er auf der Bühne unglaublich gefährlich sein. Und aktuell scheint sehr viel zu passen.
Trotzdem ist es natürlich sehr schade, dass unsere fünf anderen Deutschen trotz ansprechender Leistungen schon ausgeschieden sind. Schade war gerade das frühe Aus von Martin Schindler, der mit zwei Titeln eigentlich so ein starkes Jahr gespielt hatte. Gerade deshalb hatten wir uns alle etwas mehr erwartet.
Trotz der Niederlage hat er aber gezeigt, dass es nicht unbedingt etwas mit seiner Performance zu tun hatte, sondern, dass auf die Doppel eben einfach der entscheidende Millimeter gefehlt hat. Gleiches gilt für Gabriel Clemens, der aktuell eine Phase erlebt, in der die Zahlen stimmen, allerdings die entsprechenden Ergebnisse fehlen. Ich bin mir aber sicher, dass er sich aus dieser Phase kämpfen wird. Seine Zeit ist definitiv noch nicht vorbei. Ganz im Gegenteil: Seine beste Zeit wird noch kommen.
Deutsches Rekordjahr, das Hoffnung macht
Trotz der kleinen Enttäuschung war es aber ein Rekordjahr für das deutsche Darts mit sechs Teilnehmern bei der WM. Alle haben gezeigt, dass sie gute Darts-Spieler sind. Das macht Hoffnung auf mehr. Das deutsche Darts ist so gut aufgestellt wie noch nie.
Die Darts-WM ist bisher ein Turnier der großen Überraschungen. 14 gesetzte Spieler sind schon raus. Das empfinde ich persönlich als unglaublich ungewöhnlich. Eigentlich sind wir es gewohnt, dass die gesetzten Spieler souverän ihre ersten Aufgaben überstehen. Bei der WM zeigt sich, dass der Druck auf die Spieler rund um die Weltmeisterschaft noch einmal höher ist. Die Aufmerksamkeit, auch in den Medien, ist viel größer und auch die Fans erwarten mehr.
Es ist gerade für die Favoriten einfach sehr viel los. Der Hype ist groß und es scheint so, als wenn der ein oder andere Spieler damit einfach nicht umgehen konnte oder seinen Gegner unterschätzt hat. Vor allem wird immer deutlicher, dass die Pro-Tour-Qualifikanten sehr nah am Niveau der Top-32-Spieler sind.
Darts-WM: Littlers Tränen sprechen Bände
Den unfassbaren Hype bekam auch Top-Favorit Luke Littler zu spüren. Sein Kampf mit den Tränen nach seinem Auftaktsieg gegen Ryan Meikle verdeutlichte, unter was für einem unglaublichen Druck Littler steht.
Auch wenn sein Gegner sicher nicht der Maßstab für den Rest der WM ist, hat er das Spiel trotz kleiner Probleme gerockt. Littlers Emotionen nach dem Spiel unterstreichen, dass uns allen gar nicht bewusst war, wie groß der Druck auf den noch immer erst 17-Jährigen ist. Der Hype um ihn ist der Wahnsinn. Jeder möchte ihn sehen und viele erwarten von ihm den WM-Titel. Mehr Druck geht im Profisport fast gar nicht.
Trotz des enormen Drucks bleibt Littler für mich aber weiterhin einer der beiden Top-Favoriten - neben Humphries. Daran hat sich durch die ersten beiden Runden nichts geändert.
Dazu müssen wir auch auf Michael van Gerwen schauen. Für MvG wird es wichtig, dass er es schafft, sein Niveau konstant hochzuhalten. Vorteil für ihn: In seiner Turnierhälfte sind schon sehr viele gesetzte Spieler ausgeschieden. Deshalb glaube ich, dass er sehr gute Chancen auf das WM-Finale hat.
Bis demnächst, Game On!
Euer Robert Marijanovic
Robert Marijanovic, geboren am 6. Mai 1980, hatte von 2007 bis 2020 an Turnieren der PDC teilgenommen, darunter dreimal an der PDC-Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Seit der WM 2019 tritt der „Robstar“ auch als TV-Experte in Erscheinung. Für SPORT1 begleitet er die Darts-WM 2025 mit seinen Einschätzungen am Mikrofon.