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Darts-WM 2025: "Absolute Frechheit, dass manche sie aufs Tiefste beleidigen"

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Darts-WM 2025: "Absolute Frechheit, dass manche sie aufs Tiefste beleidigen"

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Kollege stützt Clemens und Schindler

Tim Wolters hat ein kompliziertes erstes Jahr auf der PDC Tour hinter sich. Bei SPORT1 berichtet der deutsche Darts-Spieler über seine Erfahrungen - und er bewertet die Auftritte seiner Landsleute bei der WM.
Gabriel "German Giant" Clemens verlässt die große Bühne. In der ersten Runde verliert der Deutsche, nach einer kurzfristigen Aufholjagd, das Match gegen Robert Owen. Damit ist der erste deutsche Darts Profi bei dieser WM raus.
Tim Wolters hat ein kompliziertes erstes Jahr auf der PDC Tour hinter sich. Bei SPORT1 berichtet der deutsche Darts-Spieler über seine Erfahrungen - und er bewertet die Auftritte seiner Landsleute bei der WM.

Tim Wolters hat wesentlich dazu beigetragen, dass das deutsche Profi-Darts weiter in neue Sphären vorstößt. Der 29-Jährige sicherte sich im Januar 2024 völlig überraschend die Tourkarte und schraubte so die Anzahl der deutschen Tour-Card-Holder auf dem PDC Circuit auf den Rekordwert von neun Spielern nach oben.

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Mit seinem Viertrundeneinzug bei den UK Open setzte Wolters auch gleich ein Ausrufezeichen. Doch ansonsten kam nicht mehr viel. In der zweiten Jahreshälfte nahm er kaum noch an Turnieren teil, auch auf die WM-Qualifikation verzichtete er. Im SPORT1-Interview erklärt Wolters seine Abwesenheit, die Erfahrungen des ersten Jahres auf der Tour und er verrät, ob er seine Tour Card behalten möchte. Zudem blickt er auf seine Landsleute bei der Weltmeisterschaft.

SPORT1: Wie bewerten Sie das Abschneiden der deutschen Spieler bei der WM?

Tim Wolters: Ich blicke mit gemischten Gefühlen darauf. Ein Erfolg ist auf jeden Fall, dass sich so viele Deutsche für den Ally Pally qualifiziert haben. Von Martin Schindler und Gabriel Clemens ist man schon ein wenig enttäuscht, weil man erhofft, dass sie weiter kommen, da sie in der Weltrangliste höher stehen. Aber man muss auch festhalten, dass bei der WM alle in der Lage sind, sehr gut Darts zu spielen und man sein erstes Spiel auch mal verlieren kann. Das passiert in unserem Sport. Ich glaube, sie ärgern sich beide, dass sie verloren haben, aber das gehört dazu. Was sie anschließend für Nachrichten bekommen, ist sehr schade. Das gehört sich nicht. Es ist eine absolute Frechheit, dass manche Leute sie aufs Tiefste beleidigen. Die beiden sind unsere Aushängeschilder und sie haben auch das Recht, mal einen schlechten Tag zu erwischen.

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Deutsche Lichtblicke bei der Darts-WM

SPORT1: Wer hat für Sie einen positiven Eindruck hinterlassen?

Wolters: Zu den Lichtblicken gehört für mich definitiv Ricardo Pietreczko. Er hat sehr gute Auftritte hingelegt. Ich hoffe, dass er noch möglichst weit kommt. Auch Niko Springer, Kai Gotthardt und Florian Hempel haben sich gut verkauft. Flo verliert sehr knapp gegen Daryl Gurney, das kann passieren. Auch Kai hat sich für sein Debüt wirklich gut angestellt. Wenn er den zweiten Satz gegen Stephen Bunting holt, hat er eine gute Möglichkeit, das Ding zu gewinnen.

SPORT1: Wie haben Sie Ihr erstes Jahr auf der Profi-Tour der PDC erlebt?

Wolters: Aus sportlicher Sicht war es durchwachsen, weil ich viele Niederlagen einstecken musste. Meistens bin ich schon in der ersten Runde gescheitert. Es ist immer ärgerlich, wenn man als Dartspieler viele Niederlagen kassiert, egal ob als Profi oder Amateur. Klar hatte ich auch Erfolgserlebnisse mit dem Viertrundeneinzug bei den UK Open oder einem Sieg gegen Ross Smith, damals Nummer zehn der Welt. Kleine Lichtblicke gab es also. Aber andererseits bin ich ein riesiger Darts-Fan und aus dieser Sicht ist es ein super Erlebnis, auf der Tour zu sein, die ganzen Stars zu sehen.

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„Damit hätte ich nicht gerechnet“

SPORT1: Hätten Sie es im Vorhinein sportlich so schwierig erwartet?

Wolters: Es war mir schon klar, dass es schwierig wird. Es hängt immer ein wenig von der Auslosung ab, ob man direkt in der ersten Runde einen dicken Brocken bekommt. Aber eigentlich spielt es keine Rolle, weil die alle Darts spielen können, das sind die Besten der Welt. Mir war bewusst, dass es hart wird, aber dass ich so viele Erstrundenspiele verliere, damit hätte ich nicht gerechnet. Letztlich ist das eine Konsequenz aus den Umständen. Ich bin voll berufstätig und habe zwei kleine Kinder zu Hause. Dadurch komme ich nicht so oft ans Practice Board wie die anderen Jungs. Das hat zur Folge, dass man mehr Spiele verliert. Das muss man akzeptieren und knallhart so sagen.

SPORT1: In der zweiten Jahreshälfte haben Sie sehr wenige Turniere auf der Tour gespielt. Welche Gründe hat das?

Wolters: Es hat definitiv keine Formgründe, selbst wenn ich schlecht drauf bin, würde ich alles mitspielen, was möglich ist und die Erlebnisse aufsagen. Ich habe schlichtweg aus Zeitgründen nicht so viel gespielt. Ich habe nur begrenzt Urlaubstage und Plusstunden auf der Arbeit. Oft haben auch familiäre oder persönliche Faktoren sowie gesundheitliche Probleme eine Rolle gespielt.

Wolters erklärt Verzicht auf WM-Qualifier

SPORT1: Warum haben Sie das WM-Qualifikationsturnier der Tour Card Holder nicht gespielt?

Wolters: Das ging aus privaten Gründen nicht. Es war sehr ärgerlich, dass ich dort nicht hinfliegen konnte. Aber – wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, wäre es ohnehin brutal schwer geworden, mich zu qualifizieren, da ich vorher nicht viel trainieren konnte.

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SPORT1: Hätten Sie die Super League gerne mitgespielt? Aufgrund der geänderten Kriterien haben Sie als Tour-Card-Holder keine Wildcard bekommen.

Wolters: Ich war frustriert, dass ich nicht dabei war. An der Super League nehmen die besten Dartspieler Deutschlands teil. Dazu zähle ich mich, wenn ich eine Tour Card habe. Darum wäre ich gerne dabei gewesen, auch um das Erlebnis zu haben, live im Free-TV zu spielen. Das Event wird von SPORT1 übertragen. Diese Erfahrung hätte ich gerne mitgenommen. Das hat die PDC Europe so entschieden, das muss man akzeptieren. Klar war ich darüber enttäuscht und konnte die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen. Dafür habe ich auch von vielen Verständnis erhalten.

SPORT1: Behalten Sie die Tour Card und greifen kommendes Jahr voll an?

Wolters: Ich behalte die Tour Card definitiv. Die habe ich mir in der Q-School verdient. Ich werde nicht alle Turniere mitnehmen können, aber die in Deutschland und den Niederlanden werde ich auf jeden Fall spielen. Viel mehr wird zeitlich schwierig, allein für diese zwölf Turniere brauche ich schon 19 Urlaubstage. Aber wer weiß, vielleicht gewinnt man mehr Spiele und gerät in eine Spirale, die es einem ermöglicht, weitere Turniere mitzuspielen.

PDC-WM im Ally Pally als Ziel

SPORT1: Wie schätzen Sie Ihre Erfolgsaussichten im zweiten Tour-Jahr ein?

Wolters: Ich bin schon optimistisch und weiß, wie gut ich Darts spielen kann. Das Problem ist einfach die Konstanz. Ich habe daheim im Training Phasen dabei, in denen ich unfassbar gut spiele. Damit könnte ich die besten Spieler der Welt schlagen. Aber kurze Zeit später spiele ich wieder nur einen 85er Average. Um die Konstanz reinzubringen, müsste man vermutlich noch mehr trainieren. Das macht hoffentlich irgendwann Klick und kommt von allein, dass man das Niveau über längere Phasen transportieren kann.

SPORT1: Haben Sie konkrete Ziele für 2025?

Wolters: Das größte Ziel ist, mich für den Ally Pally zu qualifizieren. Das ist ein Traum, da will vermutlich jeder Dartspieler mal spielen. Abgesehen davon denke ich in kleinen Schritten und möchte auf der ProTour öfter über die erste und zweite Runde hinauskommen. Langfristig ist es mein Ziel, mich auf der PDC-Tour zu etablieren. Momentan ist es aufgrund der Lebensumstände schwierig, aber möglicherweise sieht es in ein paar Jahren anders aus. Auch wenn ich die Tour Card verlieren sollte, würde ich nicht aufgeben und es später noch einmal versuchen. Da bin ich ganz relaxed und positiv gestimmt.