„Der erste Satz war schrecklich, ich weiß nicht, was da passiert ist.“
Der Mann für die große Bühne
Florian Hempel war selbst ein wenig schockiert über seinen Auftakt in die Darts-WM 2024 (Alle Spiele der Darts-WM LIVE bei SPORT1). Gut 73 Punkte pro Aufnahme hatte der Deutsche im ersten Satz zu Buche stehen, mit 1:3 gab er den Durchgang an Dylan Slevin ab.
Doch dank einer starken kämpferischen Leistung, gutem Timing und ein wenig Glück drehte der Wahlkölner auf und entschied die Erstrundenpartie noch mit 3:1 in Sätzen für sich. Er hob seinen Average auf 91,06 Punkte an - angesichts des ersten Satzes ein hervorragender Wert.
„Ich bin ein Mann für die große Bühne“, bilanzierte Hempel auf der anschließenden Pressekonferenz. Dass ihm insbesondere die Ally-Pally-Stage liegt, bewies er einmal mehr. Noch nie hat er dort sein erstes Match verloren bei drei Auftritten.
Hempel kämpft um seine Tourkarte
Dabei spielte Hempel eine schlechte erste Jahreshälfte auf der PDC-Tour, gewann kaum ein Match auf Floor-Turnieren. Erst im Sommer schaffte er die Wende und steigerte seine Leistung, feierte immer mehr Erfolge.
Zur WM reichte es dennoch erst im allerletzten Versuch beim Qualifier der Tour-Card-Holder. Um auch nach dem Jahreswechsel zu diesen zu gehören, benötigt der frühere Handballer vermutlich noch einen Sieg. Zu unsicher ist sein aktueller Platz unter den 64 im Tour-Card-Race.
Um seinen fünften Erfolg im siebten Match im Alexandra Palace einzufahren, muss Hempel „lediglich“ seinen Coup von der Weltmeisterschaft 2022 wiederholen. Damals nahm der bis dahin noch weitgehend unbekannte Newcomer sensationell in Dimitri Van den Bergh die Nummer fünf der Setzliste raus.
Van den Bergh wartet in der 2. Runde
Der Belgier wartet am Freitag in der dritten Runde erneut auf Hempel. „Er war leicht erfolgreicher in den letzten zwei Jahren, das kann man klipp und klar so sagen“, hielt der Deutsche über die unterschiedliche Ausgangslage fest.
Was aber auch festzuhalten ist: Hempels Selbstvertrauen dürfte durch die gestiegenen Leistungen in den vergangenen Monaten und nach dem Auftaktsieg gegen Slevin stark ausgeprägt sein.
Dies trifft auf Van den Bergh womöglich nicht derart zu. Der „Dreammaker“, der vergangene WM noch im Halbfinale stand, verzeichnete seit seinem Einzug ins Semifinale der UK Open im März keine nennenswerten Erfolge mehr.
Dennoch betonte Hempel: „Dimi entscheidet eher als ich, wie das Spiel ausgehen wird.“ Schließlich ist er der gesetzte Spieler und der Deutsche kämpft noch um seine Tourkarte.
Anreise mit Martin Schindler?
Am Montag tritt Hempel die Heimreise nach Köln mit dem Auto an. Wie er genau die Vorbereitung auf die Partie am 22. Dezember angeht, wusste er am Sonntagabend noch nicht.
„Es wird viele Trainingssessions allein geben, es werden aber auch Kumpels vorbeikommen. Vielleicht werde ich mit Martin schreiben, wie wir es mit der Anreise machen. Ich werde die Kommunikation suchen“, verriet Hempel auf SPORT1-Nachfrage. Martin Schindler hat am selben Tag die Partie nach seinem Landsmann, ebenfalls in der dritten Runde gegen den Niederländer Jermaine Wattimena, der Fallon Sherrock aus dem Turnier warf.
Einstellen wird sich Hempel bis dahin auch auf die hohen Temperaturen im Ally Pally, die für ihn eine unangenehme Überraschung waren. „Darauf war ich nicht vorbereitet“, gab er zu, er hätte mit schwitzigen Händen zu kämpfen gehabt.
Warum Hempel noch immer keinen Spitznamen hat
In der Vergangenheit war die Bühne in dem Palast im Norden Londons nicht für Hitze bekannt, in Folge von Luftzug war es einigen Spielern sogar eher zu kalt.
So kam Hempels Handtuch, das er als einer von wenigen Darts-Stars an der Hüfte trägt, mehr als sonst zur Geltung.
Wobei der Super-League-Champion von 2022 ebenfalls zur Minderheit gehört, ist der Verzicht auf einen Spitznamen. Dies wird auch erst einmal so bleiben.
„Florian Hempel ist mittlerweile ganz gut bekannt. Jetzt habe ich ein neues Logo für nächstes Jahr entworfen, das kann ich nicht über den Haufen werfen“, meinte er auf SPORT1-Nachfrage, schränkte aber grinsend ein: „Außer es kommt jetzt die neue brillante Idee, aber die kam seit drei Jahren nicht.“