Liebe Darts-Freunde,
Warum Darts in Deutschland boomt
am Freitag geht es endlich wieder los, die Darts-WM 2024 beginnt im Ally Pally! Rund 25 Prozent der Tickets für das Event in London gingen dabei nach Deutschland. Das ist die logische Konsequenz aus dem, was bei der letzten WM passiert ist. Am 2. Januar stand mit Gabriel Clemens schließlich ein Deutscher im Halbfinale.
Gabriel hat uns in Deutschland mit seinem Erfolg den „Gaga-Effekt“ beschert, wir haben Lust auf Darts, das ist einfach klasse!
Tausende von Leuten strömen hierzulande zu den Exhibitions, European-Tour-Events sind samstags und sonntags fast immer ausverkauft, die Einschaltquoten bei SPORT1 sind enorm gut und die Geschichten rund um den Sport machen einfach Spaß. Die Zuschauer machen aus den Veranstaltungen eine riesige Party, der Sport boomt bei uns in Deutschland.
„Die Qualität unserer deutschen Teilnehmer ist unbestritten“
Das hat natürlich auch sportliche Gründe. Im Ally Pally sind dieses Jahr fünf deutsche Spieler und damit so viele wie noch nie zuvor. Mit Gabriel Clemens und Martin Schindler haben wir sogar zwei Spieler aus dem Top-32-Ranking.
Für Martin könnte das Publikum gegen Fallon Sherrock natürlich eine Rolle spielen, sofern diese ihre erste Runde gegen Jermaine Wattimena übersteht. Trotzdem ist Martin aktuell in einer guten Form. Wenn er seine Leistung abrufen kann, dürften beide Gegner keine Hürde für ihn sein.
Er ist jemand, der oft nicht gegen den Gegner, sondern gegen sich selbst spielt. Bei seiner fünften WM-Teilnahme könnte der Knoten im Kopf nun endlich platzen, so wie bei „Gaga“ im letzten Jahr.
Zudem haben wir Ricardo Pietreczko, dem es dieses Jahr gelang, ein European-Tour-Event zu gewinnen und der als absoluter Favorit in die Partie gegen die Japanerin Mikuru Suzuki geht.
Die Erfahrung aus dem Tour-Triumph ist für „Pikachu“ dabei absolut unbezahlbar. In diesen Momenten erkennt er, wozu er alles fähig ist. Es hilft ihm, in schwierigen Momenten nicht an sich zu zweifeln, sondern einzig und allein seine Stärken auszunutzen.
Florian Hempel schaffte vor zwei Jahren bei der WM eine riesige Sensation, indem es ihm gelang, in der zweiten Runde Dimitri Van den Bergh zu schlagen und sich kürzlich unter höchstem Druck zu der WM zu qualifizieren.
Der einzige Deutsche ohne Tour-Card ist Dragutin Horvat, der allerdings auch ein sehr erfahrener und konstanter Spieler ist, den man kaum aus der Ruhe bringen kann.
In sieben bis zehn Jahren „zweistellige deutsche Teilnehmeranzahl“
Bereits im letzten Jahr habe ich gesagt, dass wir das beste deutsche Teilnehmerfeld aller Zeiten hatten. Dieses Jahr haben wir es allerdings noch einmal getoppt. Unsere deutschen Spieler werden es den Gegnern sicherlich sehr schwer machen.
Bis zu sieben Deutsche bei der diesjährigen WM wären sogar möglich gewesen. Das wäre natürlich der Wahnsinn gewesen, aber ich rechne fest damit, dass wir in sieben bis zehn Jahren wahrscheinlich sogar eine zweistellige Teilnehmeranzahl aus dem eigenen Land nach London schicken werden.
Zwei Spieler sind die großen Titelanwärter
Aus meiner Sicht gibt es zwei Favoriten auf den Titel. Zum einen natürlich Luke Humphries, der wahrscheinlich momentan beste Spieler der Welt. Der andere große Favorit ist in meinen Augen Michael van Gerwen.
Dann wird das Feld bereits etwas breiter. Hinter den beiden Stars reihen sich noch Spieler wie Michael Smith, Gerwyn Price und vielleicht auch noch Peter Wright ein.
Peter ist allerdings für mich ein Buch mit sieben Siegeln, den ich einfach nicht einschätzen kann. Er hat bereits gezeigt, dass er nach einer ganz schlechten Saison trotzdem in der Lage ist, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Auch wenn „Snakebite“ dieses Jahr teilweise unterirdische Spiele gezeigt hatte, darf man ihn niemals abschreiben.
Grundsätzlich ist es dieses Jahr aber sehr offen. Es gibt nicht diesen absoluten Topfavoriten, das macht es so interessant! Selbst bei den besten fünf Spielern sind Leute dabei, die immer wieder straucheln und andere Spieler dementsprechend bereitstehen würden. Auch einem James Wade, Rob Cross oder Gary Anderson ist dann alles zuzutrauen.
Die beste Darts-Spielerin darf nicht an der WM teilnehmen
Ein großer Name fehlt jedoch in London. Da Beau Greaves im Frauen-Finale der WDF spielte, um ihren WM-Titel dort zu verteidigen, wird die 19-Jährige nicht bei der PDC-Darts-WM an den Start gehen können. Eine Regel der PDC verbietet ihr durch die Teilnahme am WDF Lakeside-Finale die Teilnahme an der PDC-WM.
Ich kann völlig nachvollziehen, dass man als Weltmeisterin in einer Sportart den Titel verteidigen möchte. Es ist auch nicht so sinnvoll darüber zu diskutieren, warum sich Greaves gegen die PDC entschieden hat. Es gilt viel eher die Frage aufzuwerfen, warum die PDC diese Regelung, sich für eine der Weltmeisterschaften entscheiden zu müssen, jetzt auch unbedingt für die Damen einführen musste?
Mit Greaves hat die PDC eine Ausnahmespielerin auf der Women‘s Series. Der Verband hätte darüber nachdenken müssen, ob man sie überhaupt in diese Entscheidungs-Bredouille bringt, da die PDC solch einen Youngster in den eigenen Reihen haben möchte.
Der Verband hat aber so gehandelt, Greaves hat sich gegen ihn entschieden und damit hat die PDC meiner Meinung nach den Kürzeren gezogen.
Jetzt blicken wir aber zunächst einmal mit Freude auf die ersten Partien bei der Darts-WM und drücken natürlich vor allem unseren deutschen Teilnehmern die Daumen!
Bis demnächst, Game On!
Euer Robert Marijanovic
Robert Marijanovic, geboren am 6. Mai 1980, hatte von 2007 bis 2020 an Turnieren der PDC teilgenommen, darunter dreimal an der PDC-Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Seit der WM 2019 tritt der „Robstar“ auch als TV-Experte in Erscheinung. Für SPORT1 begleitet er die Darts-WM 2024 mit seinen Einschätzungen am Mikrofon.