Max Hopp ist zwar nicht als Spieler bei der am Donnerstag beginnenden Darts-WM am Start, dafür aber als SPORT1-Experte. (Darts-WM 2023 vom 15. Dezember bis 3. Januar LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM und LIVETICKER)
Hopp: „Wird ein bisschen aufgebauscht“
Die frühere deutsche Nummer 1 begleitet nach Weihnachten die SPORT1-Übertragungen vor Ort aus London an der Seite von Moderatorin Jana Wosnitza.
Im Interview mit SPORT1 spricht Hopp über sein knapp verpasstes WM-Ticket, seine aktuelle Situation und seine Expertenrolle.
SPORT1: Herr Hopp, wer sind Ihre Favoriten bei der Darts-WM?
Max Hopp: Für mich gibt es einen ganz klaren Favoriten, der heißt Michael van Gerwen. Das wird viele Zuschauer und Experten sicherlich nicht überraschen. Er hat bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaft einfach überzeugt, hat das Turnier souverän gewonnen. Er hat im Finale einen 9-Darter gespielt und hatte sogar die Chance, drei 9-Darter zu werfen. Auch die ganzen Statistiken über das Jahr gesehen sprechen für MvG. Allerdings sehe ich auch einige andere Spieler, die ihn ärgern, beziehungsweise zum Stolperstein für ihn werden können. Das sind Michael Smith, der im November den Grand Slam gewonnen hat, Jonny Clayton und mein Geheimfavorit auf den Titel: Dirk van Duijvenbode. Der würde im Achtelfinale eventuell auf van Gerwen treffen und könnte ihn da aus dem Turnier nehmen. (Alle Spiele der Darts-WM LIVE bei SPORT1)
SPORT1: Wie sind die Chancen der Deutschen? (NEWS: Alles Wichtige zum Darts)
Hopp: Durchweg gut. Ich finde, da ist bei keinem deutschen Teilnehmer ein Hammerlos dabei. Das gilt übrigens auch für die deutschsprachigen Spieler. Ich traue auch dem jungen Österreicher Rowby-John Rodriguez viel zu. Der spielt ein tolles Jahr. Ich glaube, dass es für alle drei Deutschen in Runde drei gehen könnte. Das wäre dann ein Stück weit deutsche Darts-Geschichte - denn drei deutsche Spieler in Runde drei, das hatten wir noch nicht. In diesem Jahr ist das aber durchaus realistisch.
„Eine 18-Jährige, die die Darts-Welt auf den Kopf stellt“
SPORT1: Erstmals sind im Ally Pally drei Frauen vertreten. Wie stehen ihre Chancen?
Hopp: Da bin ich sehr gespannt. Gerade bei der jungen Beau Greavens will ich wissen, wie sie mit dem Ally Pally zurechtkommt. Sie hat noch nie vor so einem großen Publikum gespielt. Natürlich wird der Fokus enorm auf ihrer Person liegen. Es ist eine 18-jährige Frau, die die ganze Darts-Welt ein bisschen auf den Kopf stellt. Natürlich ist sie auch eine potenzielle Zweitrundengegnerin von Gabriel Clemens. Auf sie wird der volle Fokus gerichtet sein. Und natürlich auf Fallon Sherrock, sie kennt das Spiel. Für sie könnte es auch bei der WM wieder ein, zwei Runden weit gehen. (DATEN: Spielplan der Darts WM 2023)
SPORT1: Nun zu Ihrer persönlichen Situation. Sie haben das WM-Ticket auf äußerst bittere Art und Weise verpasst. Sind sie schon darüber hinweg?
Hopp: Es war am Ende tatsächlich schade, dass ich bei dem PDC West Europa Championship Qualifier nur ein Spiel entfernt war. Diese Finalniederlage hat schon sehr geschmerzt und tut es immer noch. Aber gut, so eine Qualifikation wird letztlich nicht mit einem Turnier entschieden, sondern mit einer ganzen Saison. Aber trotzdem irgendwie schade, wenn man ein Spiel vom Ally Pally entfernt war. Dass ich das nicht gewinnen konnte, ist sicherlich eine der schmerzhaftesten Niederlagen.
Hopp: „Das wird immer ein bisschen aufgebauscht“
SPORT1: Sie haben die Tourkarte und damit die Spielberechtigung für die meisten PDC-Events verpasst. Wie schätzen Sie Ihre sportliche Situation aktuell ein?
Hopp: Das mit der Spielberechtigung habe ich jetzt schon mehrfach in Interviews gehört - das würde ich so nicht formulieren. Ich bin trotzdem spielberechtigt, an jeder Qualifikation und jedem Turnier teilzunehmen. Ich kann mir die Lizenz, das Tour-School-Ticket, im Januar schon zurückholen. Das heißt, im Worst-Case-Szenario ist das Ticket gerade einmal vier Wochen weg. Das wird immer so ein bisschen aufgebauscht. Aber natürlich war das etwas, das sich abgezeichnet hat. Die Form war einfach zu schwankend. Ich nehme aber alles hin, wie es kommt. Das schöne ist ja, dass ich trotzdem sämtliche Turniere weiterhin spielen kann. Nur, das ist die Konsequenz, muss ich mich für die meisten Events qualifizieren. Ich kann trotzdem weiter Darts spielen, meiner Leidenschaft folgen und das ist das, was für mich zählt. (NEWS: Alles Wichtige zum Darts)
SPORT1: In der Weltrangliste sind Sie viele Plätze abgerutscht, zudem waren sie nur bei einem von neun Majors dabei. Wie gehen Sie mit Ihrem Leistungsabfall im Jahr 2022 um? (Das sind die wichtigsten Regeln im Darts)
Hopp: Das war dieses Jahr schon besser als im vergangenen Jahr. Natürlich spiele ich die zurückliegenden zwei Jahre nicht das, was ich früher gezeigt habe. Aber da kommen wir auch von einem sehr hohen Niveau. Meine Karriere ist relativ schnell sehr steil nach oben verlaufen. Ich habe es auf Platz 22 der Weltrangliste geschafft. Für meine schwächeren Leistungen gab es viele Gründe: Ich habe mich verletzt, habe den Erwartungsdruck hier und da nicht erfüllen können und dann hat die Leistung abgenommen. Nichtsdestotrotz konnte ich auch in diesem Jahr Siege über Peter Wright, Rob Cross, Raymond van Barneveld und Luke Humphries feiern. Das sind alles sehr namhafte Spieler. Insgesamt war das zu wenig, aber dennoch ist dieses Jahr deutlich besser verlaufen als das vorherige.
Hopp will „ähnliche Figur abgeben wie Schweinsteiger“
SPORT1: Sie werden nun die Darts-WM als Experte für SPORT1 begleiten. Wie sehen Sie dieser Erfahrung entgegen?
Hopp: Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe, die ich jetzt als SPORT1 Experte vor Ort habe. Ich bin der Meinung, es wird die spielstärkste WM, die wir je gesehen haben. Ich hoffe, dass Jana (Wosnitza, Anm. d. Red.) und ich eine ähnlich gute Figur abgeben werden wie Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger bei der Fußball-WM. Da habe ich mir schon ein bisschen was abgeschaut. Ich werde sportspezifische Fragen an die Spieler stellen und damit hoffentlich auch den ein oder anderen ein bisschen aus der Reserve locken. (PDC Order of Merit: Aktuelle Weltrangliste im Darts)
SPORT1: Wie gut kennen Sie Ihre Experten-Kollegin Ann-Kathrin Wigmann?
Hopp: Ich erinnere mich noch gut an Ann-Kathrin. Wir haben die ganze Jugend über zusammen Darts gespielt und dabei Deutschland des Öfteren auch als Mixed-Kombi repräsentiert, unter anderem auch gegen Fallon Sherrock und Jake Jones. Es ist toll, dass sie jetzt die Gelegenheit bekommt, für Frauen-Darts in Deutschland zu sprechen.