Eine spektakuläre Darts-WM mit großen Sensationen bekommt ihren würdigen Abschluss: das hochbrisante Finale von "Bad Boy" Gerwyn Price gegen den zweimaligen Weltmeister Gary Anderson!
Final-Kracher mit kurzer Zündschnur
Zwischen dem Waliser und dem Schotten waren schon beim Endspiel im Grand Slam of Darts 2018 ordentlich die Giftpfeile geflogen. Jetzt gehen die Streithähne im WM-Finale in die nächste Runde. (Darts-WM 2021: Das Finale mit Countdown ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM und LIVETICKER)
"Die Wahrscheinlichkeit, dass sie erneut aneinandergeraten, ist relativ hoch", sagt der deutsche WM-Starter und SPORT1-Experte Max Hopp, "denn die Zündschnur bei Gary Anderson ist relativ kurz. Ihn haben ja schon ein paar taktische Spielchen von Mensur Suljovic ein bisschen aus der Bahn geworfen. Man stelle sich jetzt nur mal vor, Price lässt ihn so zappeln und jubelt dann auch noch auf seine Art und Weise - das wird Gary zur Weißglut treiben!"
Zoff zwischen Anderson und Price
Zur Erinnerung: Im Duell 2018 provozierte der "Iceman" Gegner Anderson immer wieder, der ehemalige Rugby-Spieler pumpte sich bei seinem berüchtigten Jubel demonstrativ vor dem Schotten auf, der ihn dann sogar wegschubste.
Der "Flying Scotsman", beim Stand von 11:8 vermeintlich schon auf der Siegerstraße, verlor das Grand-Slam-Finale noch mit 13:16 und verweigerte dem Gewinner hinterher sogar den Handshake - absolut ungewöhnlich im Darts.
Price legte im Sieger-Interview nach und verhöhnte ihn auch noch. "Ich wusste, dass Gary Anderson unter dem Druck zusammenbricht. Und so ist es auch gekommen", sagte der Waliser. "Pech für ihn. Er jammert immer, dabei soll er sich auf sein eigenes Spiel konzentrieren."
Anderson sauer auf Suljovic
Und wie von Hopp bereits angesprochen: Auch bei dieser WM ließ sich Anderson bereits provozieren - beinahe folgenschwer.
Nach seiner Drittrunden-Partie gegen Mensur Suljovic kündigte der Schotte komplett genervt sogar an, "lieber Golf spielen" zu wollen, sollte er häufiger gegen so langsam werfende Gegner antreten müssen. Zudem schoss er gegen Sky-Experte Wayne Mardle.
Suljovic hatte sich unter anderem nach seinem Walk-On nicht an den ihm zugelosten Tisch gestellt, sondern an den für Anderson vorgesehen - und so dessen Konzentration gestört.
Der Schotte kämpfte sich zwar mit 4:3 durch, verweigerte danach aber das obligatorische Siegerinterview, erst später schimpfte er los.
Provoziert Price und nutzt Andersons Schwäche?
Nun trifft Anderson im finalen WM-Showdown ausgerechnet auf den Mann, der genau diese Schwachstelle genüsslich attackieren könnte.
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"Definitiv", nehme sich Price solche Aktionen vor, meint SPORT1-Experte Hopp: "Er wird es bewusst gegen Anderson verwenden, weil er natürlich auch die WM verfolgt hat, gerade dass es Gary gegen Suljovic echt Probleme bereitet hat und er selbst gar nicht sein bestes Darts spielen konnte. Und dann macht er das mit Absicht."
Wie Price schon nach dem Grand-Slam-Eklat freimütig zugab: Ihm ist für den Sieg jedes Mittel recht. "Wenn ich der Typ sein muss, der diesen Weg geht, um zu gewinnen, dann bin ich das", sagte der Waliser damals. Seine Chancen steigen auf jeden Fall, je mehr er den zweimaligen Weltmeister aus dem Konzept bringen kann.
"Derjenige, der damit nicht so gut umgehen kann, ist Anderson", erklärt Hopp: "Price kommt damit gut klar, auch wenn der Gegner ihn so ein bisschen provoziert. Das nimmt er mit einem Schmunzeln hin und reagiert dann eben entsprechend mit seinen Emotionen darauf."
Anderson dagegen brachte im Nerv-Duell mit Suljovic nur ganze 14 von 47 Checkout-Versuchen im Doppelfeld unter, eine Quote von 29,79 Prozent. Im direkten Vergleich mit Price hat der Schotte mit acht zu sechs Siegen zwar die Nase vorn - das letzte Duell verlor er im August in der Premier League aber krachend mit 1:7.
Ex-Weltmeister Raymond van Barneveld warnt Anderson bei SPORT1: "Man darf sich nicht auf den Anderen fokussieren und muss auf sich schauen. Es gibt keine Regeln von der PDC, die lautes Schreien oder langsames Spielen verbieten. Spiel dein eigenes Spiel."
Price-Provokationen "noch im Bereich des Erlaubten"
Unbestritten ist, dass sich der ehemalige Rugby-Profi Price mit seinem extremen Verhalten am Rande der Legalität bewegt.
"Ich finde, es ist noch im Bereich des Erlaubten", meint Hopp dazu: "Ich persönlich finde das sehr gut, dass sich Price pusht und sich immer wieder motiviert, auch wenn andere sagen, es ist drüber."
Für den Deutschen "verkörpert das enorme Willenskraft" und die Gier nach Erfolg: "Price verdeutlicht einfach nur, dass er gewinnen möchte und sich auch diesen WM-Titel holen will."
Hopp tippt auf Weltmeister Price
Weltmeister-Tipp des SPORT1-Experten ist auch deshalb der Waliser: "Das habe ich schon vor der WM gesagt, und dabei bleibe ich."
Aber ein zweites Herz schlägt auch für Anderson, verrät Hopp. "Ich würde es ihm gönnen. Wenn der 'Flying Scotsman' seinen dritten Titel holt, würde ich mich genauso freuen."
Der Schotte habe sich "in dieses Turnier reingekämpft und gerade in den letzten Runden nochmal verdeutlicht, warum er Gary Anderson ist. Da waren Averages von über 100 Punkten dabei, da war eine sehr, sehr souveräne Performance gegen Devon Petersen, den er mit einem Whitewash nach Hause geschickt hat. Man muss mit Gary Anderson immer rechnen."
Der Vorteil des "Flying Scotsman" ist zudem, "dass er schon zwei WM-Finals für sich entscheiden konnte. Er weiß ganz genau, wie so ein Finale abläuft. Für Price ist das noch Neuland."
Für Andersons dritten Titel müssen im brisanten Showdown aber neben den Giftpfeilen zwischen den Gegnern auch die eigenen Darts oft genug im richtigen Doppel landen.