Darts-Wunderkind Luke Littler hat nach einem irrwitzigen Comeback weiter den nächsten Major-Sieg im Visier - aber der spektakuläre Achtelfinal-Triumph über Mike De Decker ist von einer Kontroverse überschattet worden.
Experte nimmt Littler in Schutz
Das Publikum beim Grand Slam of Darts in Wolverhampton (LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM) hatte sich im Match klar auf die Seite ihres Landsmannes Littler gestellt, diesen dann aber nicht nur angefeuert, sondern zudem auch versucht, mit Pfiffen Einfluss auf das Spiel von De Decker zu nehmen. Der zuvor furios aufspielende Belgier verlor komplett den Faden und letztendlich auch noch das Match.
De Decker attackierte deshalb Schiedsrichter Kirk Bevins, weil er nichts unternahm. Auch Littler selbst bekam in den sozialen Medien Unmut ab, weil er im Siegerinterview den Fans dankte, statt sie zu Fairness zu ermahnen.
Zu Recht? SPORT1-Experte Robert Marijanovic ist anderer Ansicht.
Marijanovic: „Kirk Bevins hat sehr gut reagiert“
„Kirk Bevins hat sehr gut reagiert, denn er hat verstanden, dass ein Engländer gegen einen Belgier in England spielt und wenn er etwas gesagt hätte, wäre die Stimmung noch schlimmer geworden“, sagt Marijanovic.
Mit demselben Argument hatte sich zuvor Bevins selbst bei X verteidigt: „Wenn Schiedsrichter sich einmischen, wird die Stimmung immer schlimmer. John McDonald (Master of Ceremonies, Anm. d. Red.) hatte in der Pause sogar einmal die Menge darauf angesprochen, und es wurde immer schlimmer.“
De Decker hatte Bevins zuvor persönlich in Mithaftung genommen: „Ich habe Kirk Bevins gebeten, mit den Fans zu sprechen, aber nicht einmal das wollte er. Warum ist er dann überhaupt da?“
Marijanovic sieht die Verantwortung dagegen eher beim unterlegenen Spieler selbst: „De Decker hat 8:4 geführt und einen Average von über 100 Punkten gespielt. Er muss es schaffen, irgendwie noch zwei Legs zu gewinnen. Die Zuschauer werden ruhiger, wenn ein Spieler sportlich überzeugt. Ihnen war aber auch klar, wenn Littler zwei Legs in Folge gewinnt, dann ist er wieder im Spiel.“
Fehlverhalten der Fans? „Sollte man präventiv gegen vorgehen“
Exakt so war es gekommen: Angetrieben von den Fans kämpfte sich Littler zurück ins Match und drehte das Spiel am Ende sogar noch. Nach dem Spiel bedankte er sich beim Publikum, wandte sich im Siegerinterview zweimal direkt an die Zuschauer und befand: „Die Leute hier waren Wahnsinn!“
Dafür, dass Littler das unter diesen Umständen tat, steckte auch er Social-Media-Kritik ein - aus Sicht von Marijanovic war das Lob von Littler an die Fans dagegen kein Problem: „Er hat sich mit einer Standardfloskel bei den Fans bedankt. Er weiß, dass der Sport und die Spieler ohne die Fans nichts wären. Alle sind froh, die Fans zu haben, ohne sie wäre das alles nicht möglich. Ich glaube nicht, dass er es extra gemacht hat.“
Der SPORT1-Experte zeigte aber auch durchaus Verständnis für den unterlegenen De Decker. Er könne dessen Ärger verstehen, auch wenn dieser mit diesem auf der Bühne hätte anders umgehen können: „Solche Situationen lassen sich nicht vermeiden und als Spieler musst du damit umgehen können. Es gibt immer zwei Dutzend Personen im Publikum, die das machen. Die PDC sollte Aufklärungsarbeit tätigen, damit solche Szenen nicht so häufig vorkommen.“
Für die Zukunft wünscht sich Marijanovic trotzdem, dass solche Situationen möglichst selten vorkommen. Dafür sieht er gerade die PDC in der Verantwortung, wünscht sich aber auch, dass die Fans bei Fehlverhalten auch selbst eingreifen
„Unter den Fans sollte es dann so sein, dass wenn einer ein unfaires Verhalten mitbekommt, dass man dem anderen sagt, er solle aufhören. Das soll nicht in einem Streit enden, die Personen müssen darauf aufmerksam gemacht werden“ findet Marijanovic: „90 oder 95 Prozent der Fans finden dieses Verhalten ja nicht okay. In der Halle muss eine Symbiose zwischen den Spielern und den Fans herrschen.“
Littler trifft im Viertelfinale heute Abend auf den Niederländer Jermaine Wattimena (ab 20.15 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM)