Einst lag ihm die Dartswelt zu Füßen. Doch so rasch wie der Aufstieg von „Boom Boom“ Leighton Bennett war, so stürmisch scheint sich nun auch sein Absturz zu gestalten. Vom Ausraster auf der Nachwuchstour der PDC zu Beginn des Jahres über einen Vertragsbruch bei seinem Management bis hin zum jüngsten Verdacht der Wettmanipulation – Bennetts Karriere steht auf der Kippe.
Wunderkind am Tiefpunkt angelangt
Dabei ist der Engländer aus Lincoln erst 18 Jahre alt und hat doch bereits eine bewegte Geschichte im Darts hinter sich. Über fünf Jahre sind schon vergangenen, seit er erstmals für Aufsehen sorgte.
Am 19. März 2019, bei einem Showmatch im Tower of London, schnupperte der damals 13-Jährige am Sensationscoup gegen Rekordweltmeister Phil „The Power“ Taylor. Drei Monate später, bei einem Showturnier in Frankfurt, gelang Bennett tatsächlich die Sensation und er besiegte Taylor mit 4:1.
Konsequenterweise verdiente er sich den Ruf, die Zukunft des Darts zu sein. „Er ist der wohl beste 13-Jährige, den ich seit Eric (Bristow, Anm.d.Red.) gesehen habe“, staunte Taylor nach dem ersten Duell: „Wenn irgendjemand Erics Rekord als jüngster Weltmeister knacken kann, dann dieser Junge.“
Jugendweltmeister mit 13 Jahren - doch der richtige Durchbruch blieb aus
Die Vorzeichen waren zweifellos vielversprechend: 2019 krönte sich Bennett zum Jugendweltmeister der inzwischen abgeschafften BDO, ein Jahr später avancierte er mit 14 Jahren und 34 Tagen zum jüngsten Teilnehmer in der Geschichte der BDO-Weltmeisterschaft. Dieser Bestwert ist sogar im Guinness-Buch der Rekorde verewigt.
Doch der endgültige Durchbruch auf professioneller Ebene ist bis heute ausgeblieben. Zwar verdiente sich Bennett im Januar 2024 auf der Q-School die begehrte PDC-Tourkarte, doch mit Luke Littler hat inzwischen eine noch größere Teenie-Sensation die Bühne betreten.
Während Littler bei seinem WM-Debüt direkt das Finale im Ally Pally erreichte, ist der ein Jahr ältere Bennett von der Weltspitze noch weit entfernt. Derzeit liegt er auf Rang 109 der PDC Order of Merit.
Bennetts größter Erfolg stellt das Erreichen des Achtelfinals bei der Players Championship 6 im Februar dar. Dort spielte er gegen Lukas Wenig als jüngster Spieler auf der Pro Tour einen 9-Darter. Doch nur 53 Minuten später wurde ihm dieser Rekord von Littler entrissen.
Leighton Bennett: Ausraster und Vertragsbruch
Größere Aufmerksamkeit erregte Bennett zuletzt aus nicht sportlichen Gründen. Nach einem verlorenen Match auf der Development-Tour geriet er völlig aus der Fassung, als er wutentbrannt seine Tasche nahm und dadurch seine Pfeile bis zum Nachbar-Board und an die Wand schleuderte.
Anfang Juni gab das Mach Darts Management die sofortige Trennung von dem jungen Darts-Spieler öffentlich bekannt. Seit Oktober 2022 hatte Bennett bei der Agentur unter Vertrag gestanden.
Nach Angaben des Unternehmens soll der Engländer Vertragsbruch begangenen haben. Es seien mehrere Versuche von der Bennett-Seite unternommen worden, „die Beziehungen abzubrechen, ohne Rücksicht auf unsere Beiträge und Verpflichtungen“, erklärte das Management bei Dartsnieuws.com.
Doch damit nicht genug: „Es wurden Versuche unternommen, den Ruf unserer Marke zu schädigen“, warf ihm das Unternehmen vor. Daher kündigte Mach Darts Management an, rechtliche Schritte einleiten zu wollen.
Wettmanipulation? Darts-Talent am Pranger
Zwei Monate später folgte nun der vorläufige Tiefpunkt in Bennetts Darts-Karriere: Die Darts Regulation Authority (DRA) suspendierte den Teenager. Im Raum steht der Verdacht der Wettmanipulation in mehreren Fällen.
Wie die DRA am Dienstag mitteilte, seien am 8. September vier Partien der MODUS Super Series 2023 mit Bennett-Beteiligung als verdächtig gemeldet worden. Unterstützt von der „Gambling Commission Sports Betting Intelligence Unit“ wurde eine umfassende Untersuchung der Vorwürfe durchgeführt. Das Ergebnis: Bennett muss sich „wegen einer Reihe von schwerwiegenden Verstößen gegen die DRA-Regeln verantworten“.
Tatsächlich zeigen Videoaufnahmen der besagten Partien in auffälliger Häufigkeit ungewöhnliche Fehlwürfe des 18-Jährigen. So visierte er einmal ein 164er-Checkout an. Nach Treffern auf Triple-20 und Triple-18 bricht Bennett kurz ab, bevor er seinen dritten Wurf weit abseits des benötigten Bullseyes platziert.
Trotz der gravierenden Vorwürfe wird Bennett die Möglichkeit eingeräumt, Einspruch zu erheben. Eine formelle Anhörung ist noch nicht terminiert. So droht dem einstigen Wunderkind im schlimmsten Fall ein abruptes und skandalöses Ende seiner noch jungen Darts-Karriere.