Erneuter Wirbel um Transfrau Noa-Lynn van Leuven: Die Dartsspielerin hätte am Wochenende im Zuge des WDF-Turniers in Dänemark gegen Deta Hedman gespielt. Allerdings weigerte sich Hedman, gegen van Leuven anzutreten.
Streit um van Leuven: Neuer Ärger
Die beiden Spielerinnen hätten sich bei den WDF Denmark Open im Viertelfinale gegenübergestanden, doch Hedman trat nicht an und zog sich aus dem Turnier zurück. Die 64 Jahre alte Jamaikanerin ist erklärte und entschiedene Gegnerin der Zulassung von Transgender-Spielerinnen bei Frauenturnieren. Mit ihrer Aktion wollte sie ihre Haltung nochmals unterstreichen. Hedman bestätigte den Grund für ihren Rückzug bei X.
Deta Hedman gegen Transfrauen bei Frauen-Turnieren
Bereits in der Vergangenheit forderte Hedman die Darts-Verbände PDC und WDF auf, van Leuven den Zugang zu Frauenturnieren zu verwehren. Hedman, dreimalige Finalistin bei der BDO-WM der Frauen, schrieb auf X: „Ich habe immer gesagt, dass ich aufhören werde, wenn der Spaß an diesem Sport verschwunden ist. Mit den aktuellen Problemen im Frauendartssport rückt dieser Moment immer näher.“
Nach ihrem Turnier-Rückzug in Dänemark schoss Hedman erneut und bekundete ihre Ansicht, dass van Leuven für sie weiter ein „Mann“ sei (“Ich spiele bei einem Frauen-Event gegen keinen Mann“) - unter dem Applaus zahlreicher gleichgesinnter Fans, die Hedman für ihren Rückzug feiern, teils mit beleidigenden und transfeindlichen Bemerkungen. Die Stimmung ist merklich aufgeheizt.
Seit ihrem Sieg Mitte März beim PDC-Turnier der Frauen in Hildesheim prasselt auf van Leuven, die bis 2014 ein Mann war, sich samt Hormontherapie umoperieren ließ und nun bei Frauen-Turnieren antritt, viel ein.
Nach ihrem Erfolg schlug die Stimmung um, ihre niederländischen Teamkolleginnen Aileen de Graaf und Anca Zijlstra zogen sich aus Protest aus dem Nationalteam zurück. „In dem Moment, in dem man sich schämt, für die niederländische Mannschaft zu spielen, weil ein biologischer Mann im Frauenteam spielt, ist es Zeit zu gehen“, schrieb die 50 Jahre alte Zijlstra als Begründung bei Facebook. De Graaf äußerte sich weniger scharf als Hedman und Zijlstra und appellierte für menschlich respektvollen Umgang mit van Leuven, auch sie vertritt allerdings die Meinung, dass van Leuven wegen ihrer biologischen Voraussetzungen einen unfairen Wettbewerbsvorteil hätte.
Frauen-Darts in zwei Lager gespalten
Ob das tatsächlich so ist, ist umstritten: Die frühere Darts-Weltranglistenerste Linda Duffy forscht mittlerweile an der Universität zum Thema und vertritt auf Grundlage dessen die Ansicht, dass Männer bei Wurfsportarten aus biologischen Gründen gegenüber Frauen im Vorteil sind. Daher sei geboten, dass Frauen - neben offenen Wettbewerben wie der PDC-WM im Ally Pally, an der 2021 auch Hedman schon teilgenommen hatte - eine eigene Kategorisierung im Darts behielten.
Die Zulassung von Transfrauen in Frauenwettbewerben hat auch Duffy schon polemisch kritisiert, zuletzt äußerte sie sich in einem Interview mit der Sendung Talk TV zurückhaltender: Im Einzelfall sei schwer zu beurteilen, ob Transfrauen wie van Leuven wirklich unfaire Vorteile gegenüber anderen Frauen hätten, „dazu müsste ich ihr Testosteron-Level kennen“.
WM-Star Sherrock bedauert Spaltung
Gewiss ist: Die Debatte um van Leuven und andere Transfrauen im Frauen-Darts berührt Grundsatzfragen und führt zu hoch- und überkochenden Reaktionen. Kritikerinnen wie Zijlstra und Hedman - oder auch Tennis-Ikone Martina Navratilova, die sich ebenfalls in das Thema eingeschaltet hat - wirken unversöhnlich, umgekehrt sehen sie sich dem Vorwurf der Transphobie ausgesetzt.
Im vergangenen Monat hatte sich auch der weibliche Topstar Fallon Sherrock zu Wort gemeldet, von einer menschlich bedauerlichen Spaltung des Frauen-Darts in zwei Lager gesprochen und den „schwer erträglichen“ Umgang mit van Leuven kritisiert.
Van Leuven war zuletzt schon anzumerken, dass der Trubel um sie nicht spurlos an ihr vorübergeht. „Das ist ätzend, aber ich versuche, mir das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen“, sagte sie im Gespräch mit dem Portal Dartsnews: „Ich denke, das Einzige, was ich an diesem Thema bedauere, ist, dass viele Leute vergessen, dass ich auch ein Mensch bin.“