Beinahe wäre es nichts gewesen mit dem perfekten Spiel. Niko Springer ließ bei der PDC Europe Super League (live bei SPORT1 im TV und Stream) nach acht perfekten Darts den neunten Pfeil zu Boden fallen.
Deutsche Darts-Hoffnung brilliert
Das Missgeschick war der deutschen Darts-Hoffnung sichtlich peinlich. Doch er sammelte sich schnell wieder und setzte zum entscheidenden Wurf an. Traumwandlerisch sicher traf er in die Doppel-12 und konnte sich über den gelungen Neun Darter und damit den Erfolg über Manfred Bilderl freuen.
Es war eines der großen Highlights seiner noch jungen Karriere, in der der gebürtige Mainzer auch schon den ein oder anderen großen Namen geschlagen hat.
Deutsche Darts-Hoffnung schockt Star
Den eindrucksvollsten Sieg zeigte er vor wenigen Monaten in Riesa - und damit dem Ort, bei dem er erstmals auf der European Tour zu begutachten war.
Nach seinem Auftakterfolg über Scott Williams wartete in der zweiten Runde Dimitri Van den Bergh. Doch statt in Ehrfurcht zu erstarren, spielte der „Meenzer Bub“ befreit auf und ließ dem Belgier kaum Luft zum Atmen. Beim 6:1-Triumph gelang ihm einen Average von 92,04 Punkte.
Der Sieg war für ihn in doppelter Hinsicht emotional. „Heute ist der Jahrestag, an dem meine Oma verstorben ist. Ich habe Dimi auch gerade gesagt, dass ich für meine Oma gespielt habe. Ich hoffe, ihr geht es gut da oben“, sagte er mit Tränen in den Augen nach der Partie.
Zwar scheiterte ihr Enkel im Achtelfinale mit 3:6 gegen Damon Heta, dennoch dürfte sie sehr stolz auf die Leistung ihres Nachkommens gewesen sein.
Springer überzeugt bei Q-School
Seit mittlerweile 2016 spielt Springer regelmäßig Turniere. Jahrelang lag sein Fokus zunächst auf regionalen Veranstaltungen, ehe er 2019 erstmals auf der PDC Development Tour sein Können unter Beweis stellte.
Erste Erfolge stellten sich schnell ein. Dank eines starken Auftritts bei der Q-School 2021, bei der er vier Partie in der Finals Stage gewann, sicherte er sich einen Platz für die Super League. Dort spielte er sich bis ins Viertelfinale, Martin Schindler erwies sich aber als zu stark.
Doch der 23-Jährige hatte Blut geleckt und sicherte sich bei der Development Tour erstmals ein WM-Ticket für die Junioren-Weltmeisterschaft. In Minehead gewann er allerdings nur einen von drei Auftritten und schied somit bereits in der Gruppenphase aus.
Deutsche Darts-Hoffnung verpasst WM 2022 knapp
Durch das frühe WM-Aus ließ er sich in der Folge aber nicht aus der Ruhe bringen. Der große Fan von Mainz 05 bezwang bei seinem Tour-Debüt bei den International Darts Open direkt die deutlich erfahreneren Jermaine Wattimena und Brendan Dolan. Erst im Achtelfinale entpuppte sich Ex-Weltmeister Peter Wright als zu stark.
„In erster Linie ist es ein Traum, jemals auf einer solchen Bühne zu spielen. Natürlich war ich überglücklich, konnte das Ganze direkt danach noch nicht fassen. Aber jetzt realisiere ich langsam, was da eigentlich passiert ist“, sagte Springer nach dem Turnier im SPORT1-Interview.
Im Anschluss durfte Springer mit den UK Open gar sein erstes Major spielen, verlor dort zum Auftakt allerdings knapp mit 5:6 gegen Danny Lauby.
Deutlich besser verlief es für die aktuelle 141 der PDC Order of Merit hingegen bei der PDC Europe Super League. Mit einem Turnier-Average von 91,60 Punkten und 73 geworfenen 180er kam er bis Endspiel. In einem Duell auf Augenhöhe verlor er allerdings knapp mit 8:10 gegen Florian Hempel, der somit zur WM fahren durfte.
Nicht Taylor oder Barney: Deutsche Hoffnung mit dem etwas anderen Vorbild
Trotz der Erfolge spielte die deutsche Darts-Hoffnung in diesem Jahr nicht mehr Turniere. „Meine Ausbildung steht aktuell im Vordergrund“, erklärte er bei SPORT1.
Am Oberlandesgericht in Frankfurt absolviert er eine Ausbildung als Justizfachwirt, die er Ende dieses Jahres abschließen wird. Daher musste er bisher Sonderurlaub nehmen, um zu Turnieren zu reisen.
Für seinen „Plan B“ ließ er gar seine gute Position in der Q-School in diesem Jahr sausen. Statt seinen gesetzten Platz zum Vorteil zu nutzen, spielte er nur einen Tag und verzichtete somit auf seine Chance auf ein Tour-Ticket. Doch damit könnte im nächsten Jahr Schluss sein. „Natürlich wäre das ein Traum, irgendwann mal das Hobby zum Beruf zu machen“, gestand er.
Dann könnte er vielleicht auch erstmals gegen sein großes Vorbild spielen. „Der erste Dartsspieler, der mich gefesselt hat, war Jelle Klaasen bei der WM. Mir ist auch ziemlich egal, wie seine Leistung ist und dass er die Tour Card verloren hat - er ist und bleibt mein Lieblingsspieler“, erläuterte der „Meenzer Bub“.
Nun liegt der Fokus voll auf einer möglichen WM-Teilnahme. Mit neun Siegen in zehn Partien bei der European Super League befindet er sich auf einem guten Weg. Ein Weg, der noch längst nicht zu Ende scheint.