Die Emotionen des Publikums ließen Leicesters Morningside Arena am späten Sonntagabend erbeben, denn der Engländer Luke Humphries, auch bekannt als “Cool Hand Luke”, triumphierte beim Darts World Grand Prix. Im Finale lieferte sich der 28 Jahre junge Rechtshänder ein packendes Duell mit dem favorisierten Waliser Gerwyn Price, den Humphries 5:2 besiegte.
Nächste Ziele? WM-Titel und Nummer 1
Danach ließ der hoch emotionale Humphries seine Freude raus, sprang auf der Bühne mit Siegesfaust in die Luft, sodass sogar sein Polohemd aufgewirbelt wurde und sprintete danach zu seiner Familie.
Bei Sky Sports UK sagte Humphries später im Siegerinterview: “Ich habe diesen Moment mein ganzes Leben lang erträumt. Unabhängig von allem, was ich bisher in meiner Karriere getan habe, war das das größte Spiel, das ich jemals gespielt habe.” Den 138er-Checkout, der ihm den Sieg sicherte, bezeichnete er als einen der besten Aktionen seiner Karriere.
Luke Humphries und Leeds United
Spötter könnten nun behaupten, dass ihm der Erfolg mit seinem Namen nicht gerade in die Wiege gelegt sei. Wie er im vergangenen Jahr in einem Interview verriet, steht sein Vorname Luke für „Leeds United King of Europe“. Beim FA-Cup-Finale 1972 musste sich dessen Vater damals zwischen Leeds United und dem FC Arsenal entscheiden. Danach wurde dieser so ein großer United-Fan, dass er seinem Sohn den Ehrennamen verpasste.
Die großen Erfolge des Vereins liegen jedoch eher in der Vergangenheit. Neben dem - bis heute einzigen - Pokalerfolg gab es die letzte von drei Meisterfeiern 1992. In den vergangenen Jahren hat sich der Verein eher zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt, die sich nach dem Abstieg in der abgelaufenen Saison aktuell wieder in der Zweitklassigkeit befindet.
Bei „Cool Hand Luke“ scheint die Tendenz jedoch in eine andere Richtung zu gehen. Vielmehr ist Humphries’ Sieg die Krönung einer steilen Entwicklung, die der 28-Jährige in den vergangenen Jahren hingelegt hat - auch abseits des Dartboards.
Darts-Star Luke Humphries kämpfte gegen Übergewicht
Vor zwei Jahren lag Humphries noch auf Platz 33 der PDC Order of Merit. Dann krempelte der Engländer seine Gesundheit komplett um. Er verlor gezielt viel Gewicht, um sich bei den großen Turnieren in Bestform zu zeigen. “Ich wurde am Ende langer Matches oft müde”, gestand er einmal gegenüber Online Darts.
In der Vergangenheit hatte die aktuelle Nummer vier der Welt auch offen über die mentalen Herausforderungen gesprochen, denen sich Darts-Spieler stellen müssen. “Viele Leute denken, es sei einfach, ein professioneller Dartspieler zu sein, aber das ist es nicht”, erzählte er. Die körperliche und mentale Last hat Humphries offenbar abgeschüttelt, genoss nun sichtlich die Liebe des Publikums in Leicester.
Sein Kontrahent Price zeigte im Finale ebenfalls eine bemerkenswerte Leistung und fand lobende Worte für Humphries. “Ich bin zutiefst enttäuscht, aber Luke spielte fantastisch und ist ein verdienter Sieger”, sagte Price.
Englands neuer Darts-Held beendet gleich zwei Durststrecken
Humphries’ Sieg ist der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere, denn mit seinem ersten Major-Titel ist der Mann aus Newbury endgültig in der Spitze der Dartswelt angekommen.
Und der Sieg war nicht nur für Humphries selbst eine Erlösung. Auch die Fans jubelten über den ersten Engländer, der seit dem legendären Phil Taylor im Jahr 2013 den Grand Prix gewinnen konnte. Zudem ist es für „Cool Hand Luke“ selbst das Ende einer persönlichen Durststrecke. Seinen ersten und bislang einzigen TV-Titel feierte er 2019, als er bei der PDC World Youth Championship triumphierte. Der Titel war ein Versprechen, das lange auf seine Einlösung warten musste.
Aber nun hat er auch bei den Senioren seinen ersten großen Titel errungen. Und weitere sollen folgen. “Das nächste Ziel für mich ist es, nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft die Nummer 1 der Welt zu werden”, sagte er in Leicester.
Einen sportlichen Niedergang wie Leeds United will der frische Major-Sieger auf jeden Fall verhindern.