„Der beste Spieler gewinnt nicht mehr immer. Der Sport ist ruiniert. Gut gemacht.“ (NEWS: Alles Wichtige zum Darts)
Fan-Ärger im Darts - was tun?
Es waren saftige Worte, die Gerwyn Price in seiner Instagram-Story nach seiner Niederlage gegen Jonny Clayton bei der Cazoo Premier League in Rotterdam wählte.
Da er von so manchem in der Folge als schlechter Verlierer tituliert worden sei, fügte er hinzu: „Ich habe nicht von meinem eigenen Spiel oder von gestern Abend gesprochen, sondern ganz allgemein. Der beste Spieler gewinnt nicht mehr immer, weil der Sport von falschen Fans ruiniert wird.“
Bezug genommen haben dürfte der Waliser dabei auf das zuvor stattgefundene Match zwischen Michael Smith und Michael van Gerwen. Als der „Bully Boy“ bereits mit 5:3 führte, griff das Publikum in Rotterdam ein.
Mehrfach wurde Smith von den Fans durch laute Rufe und Pfiffe mitten in der Ausholbewegung gestört, ein Besucher warf sogar einen Gegenstand auf die Bühne. Smith verfehlte in der Folge sein angepeiltes Feld und verlor im Anschluss die Partie.
Huybrechts beschwert sich über Darts-Fans
Nicht der erste Vorfall in der letzten Zeit. Auch die European Tour in Riesa wurde vom Verhalten einiger Zuschauer überschattet. (PDC Order of Merit: Aktuelle Weltrangliste im Darts)
So beschwerte sich unter anderem der Belgier Kim Huybrechts über Unsportlichkeiten einiger deutscher Zuschauer während seiner Partie gegen Florian Hempel. „Da sind einige unschöne Beleidigungen aus dem hinteren Teil der Halle gefallen. Ich spreche ein bisschen Deutsch, ich habe die Worte verstanden“, erklärte er ernüchtert.
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Um einen Einzelfall handelte es sich dabei aber mitnichten. So wurde die Unterstützung für die deutschen Teilnehmer nicht nur in Form von Anfeuerungsrufen ausgedrückt.
Vielmehr feierten einige Anhänger Fehlwürfe der gegnerischen Spieler und versuchten zu stören. Fragwürdige Schlachtrufe wie „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ sind da noch gar nicht inbegriffen.
Wright kritisiert Zuschauer beim Darts
Selbst Publikumsliebling Peter Wright war wenig angetan und richtete nach seinem Match kritische Worte an die Zuschauer, die mehrfach von dem jeweils zuständigen Caller zur Räson gerufen werden mussten.
Hat der Darts-Sport ein Fan-Problem?
Geht es nach Robert Marijanovic, ist dieser Eindruck nur bedingt richtig. So empfindet der Profi-Spieler und SPORT1-Experte die Aussage von Price, der Sport sei ruiniert, als „übertrieben. In meinen Augen war es aus der Emotion heraus, wie viele andere seiner Posts zuvor auch. Manche hat er in der Vergangenheit auch gleich wieder gelöscht oder klargestellt. Der Sport ist sicher nicht ruiniert“, erklärte der 41-Jährige im SPORT1-Interview.
Marijanovic sieht kein Fan-Problem im Dartssport
Buhrufe und Pfiffe würden sich aber dennoch häufen: „Es ist definitiv mehr geworden. Es liegt aber daran, dass das Interesse an dem Sport über die Jahre immer größer geworden ist. Wenn du wie beispielsweise in Rotterdam mehr als 10.000 Menschen in die Halle lässt, dann kannst du nicht verhindern, dass fünf Idioten dabei sind. Das kann keiner kontrollieren, das wird auch nie jemand kontrollieren können.“
Und weiter: „Man kann immer nur an die Zuschauer und Darts-Fans appellieren, dass sie sich benehmen sollen. Aber es sind eben nicht nur reine Darts-Fans, sondern auch Event-Fans mit dabei. Bei den Zuschauern gehört häufig das ein oder andere Bier dazu, so entstehen solche Situationen. Es ist aber wirklich eine ganz kleine Minderheit der Fans, die so ist.“
Doch auch kleine Minderheiten können für den Verlauf eines Spiels entscheidend sein. Als Ausrede will Marijanovic das aber nicht gelten lassen. „Es sind immer mal wieder Partien dabei, wo die Spieler argumentieren können, dass sie in entscheidenden Momenten gestört wurden und der Spielverlauf beeinflusst wurde. Das passiert. Wichtig ist, dass die Spieler versuchen müssen, sich noch mehr auf ihr Spiel zu konzentrieren. Sie müssen immer mehr versuchen, das Publikum auszublenden. Die meisten schaffen das auch“, ist sich der mehrmalige WM-Teilnehmer sicher.
Alkoholverbot als Lösung?
Für den „Robstar“ sind sich daneben benehmende Fans ob der Entwicklung des Darts-Sports nur folgerichtig.
„Spieler, Medien und Verbände wollten ja, dass Darts immer größer und immer populärer wird. Wir wollten der Außenwelt zeigen, was es für ein toller Sport ist. Wenn du größer bist, wird der Sport aber natürlich auch anders wahrgenommen, es passieren auch unschöne Dinge. Man wird wahrscheinlich damit leben müssen und es wird einem nichts anderes übrig bleiben, als an die Fans zu appellieren, es in Zukunft ein bisschen anders zu machen.“
Ein Alkoholverbot hält Marijanovic übrigens nicht unbedingt für die richtige Lösung. So gehöre ein Bier für viele Fans zur Feierstimmung in einer Darts-Arena dazu.
Viel wichtiger sei es dagegen, den unzähligen friedlichen Anhängern mit auf den Weg zu geben, sich einzumischen, wenn ein Nebenmann im Zuschauerbereich zum Problem wird.
„Wir müssen zusammenarbeiten, um die wenigen Störenfriede abzuhalten.“