Gabriel Clemens - dieser Name sorgt bei deutschen Darts-Fans längst für Euphorie.
So tickt Deutschlands Darts-Gigant
Lange Zeit war es an Max Hopp und Martin Schindler, die deutschen Farben in der PDC zu vertreten, doch seit 2018 hat sich der Mann aus Saarlouis beständig nach oben gespielt und ist längst ein fester Bestandteil der größten Darts-Show der Welt.
Mittlerweile ist er als aktuelle Nummer 25 der PDC Order of Merit der beste deutsche Pfeilewerfer und bei Großereignissen wie der Darts-WM im Ally Pally (alle Spiele LIVE auf SPORT1) nicht mehr wegzudenken und steht nach seinem Darts-Krimi gegen Jim Williams um zweiten Mal in seiner Karriere in einem WM-Achtelfinale.
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Clemens ist aus der Darts-Welt also nicht mehr wegzudenken. Das war jedoch nicht immer so.
Zu Beginn seiner Karriere erlebte man den Saarländer auf der Bühne aufgrund seiner ruhigen Art eher als schlafenden Riesen denn als emotionalen Vulkan. Die Tour lebt jedoch vom Event und dementsprechend fallen zuerst die extrovertierten Typen auf. Ein Peter Wright bringt schon bei seinem Einlauf die Halle zum Kochen, Michael van Gerwen beeindruckt mit seiner schlafwandlerischen Sicherheit am Oche und Gerwyn Price polarisiert wie kein anderer durch seine selbstsichere, oft provokante Art.
Clemens ist in der PDC angekommen
Der „German Giant“ kam aber eher nach Spielern wie Mensur Suljovic. Seine ruhige, oftmals schüchtern wirkende Art ließ ihn in der Darts-Show anfangs fast schon fehl am Platze wirken. Nur selten gelang ihm die Interaktion mit dem Publikum. Doch das änderte sich. „Gaga“ lernte ständig dazu und steigerte sein Selbstbewusstsein durch Erfolge.
Zum ersten Mal zeigte er den Fans beim Grand Slam of Darts 2019, dass er auch anders kann. Im Gruppenmatch gegen Daryl Gurney checkte er 106 Punkte zur 3:2-Führung aus und da brach es fast schon aus ihm heraus. Er drehte sich zum Publikum, ballte die Faust und schrie seinen Jubel förmlich heraus. Eine Aktion, die das Publikum freudig aufnahm und ihn sofort mit Applaus belohnte.
Dies bewies: Clemens Gabriel war angekommen auf der PDC Tour und die Fans honorierten das.
2001: Die ersten Schritte im Darts
Eine Tatsache, mit der der Saarländer lange Zeit nicht rechnen konnte. Zwar spielt er bereits seit 2001 Darts, zu Beginn jedoch nur hobbymäßig mit Freunden. Das Talent war dort allerdings schon zu erkennen. "Man merkt ja selbst, dass man vielleicht nicht ganz so schlecht ist und hat sich somit auch an die Turniere gewagt, um sich mit anderen zu messen", beschreibt er diese Zeit im Rückblick.
Bei den Wettkämpfen blieben die Erfolge aber lange Zeit aus, weswegen er sich von großen Events fernhielt. Auf Vereinsebene sah das allerdings anders aus. Mit dem DV Kaiserslautern feierte er 2014 und 2017 die Deutsche Meisterschaft, 2015 verewigte er sich in der Siegerliste des DDV-Pokals.
2016: Erste Erfolge auf der Tour
In diese Phase - genauer im Jahr 2016 - fiel auch der Moment des großen Umdenkens bei Gabriel. Er nahm wieder an großen Turnieren teil und zog bei den Luxembourg Open 2016 auch direkt ins Finale ein. Dazu qualifizierte er sich 2017 für sein zweites European Tour Event. Nachdem er im Jahr zuvor den European Darts Grand Prix erreichte - dort scheiterte er bereits in Runde eins - feierte er bei seinem zweiten Auftritt auf der European Tour Siege gegen Dragutin Horvath und Andree Welge.
Ab diesem Zeitpunkt ging es in der Karriere des „German Giants“ stetig bergauf. Beim BDO-Event World Masters 2017 erreichte er als erster Deutscher überhaupt das Halbfinale. Als er 2018 dann auch noch die Tour Card für die PDC ergattern konnte, hatte er endgültig die große Darts-Welt betreten.
Bei den UK Open 2018 führte er sich direkt mit einem 6:0-Whitewash gegen Andrew Gilding ein und verpasste anschließend in einem Krimi gegen Kim Huybrechts nur knapp die nächste Runde. Dazu erreichte er in diesem Jahr sein erstes Pro-Tour-Finale. Beim Players Championship Turnier in Milton Keynes musste er sich im Endspiel aber Altmeister Gary Anderson mit 5:6 geschlagen geben.
2019: Clemens feiert seinen Durchbruch
2019 begann direkt mit seinem zweiten Finale bei einem Pro Tour Event, diesmal unterlag er aber Price mit 4:8. Beim German Darts Masters stieß er ebenfalls sensationell bis ins Finale vor, aber auch hier war ihm das Glück wieder nicht hold. Diesmal war es an Wright, der mit einem 8:6-Sieg den ersten "Gaga"-Triumph verhinderte.
Aber auf dem Weg ins Finale hatte er große Namen wie Raymond van Barneveld, Rob Cross und Suljovic ausgeschaltet. Jetzt war Gabriel endgültig in der Riege der Spieler angekommen, mit dem sich auch die Kontrahenten beschäftigen.
Trotz all dieser starken Ergebnisse war der damals 36 Jahre alte Saarländer nicht vollauf zufrieden mit dem Jahr 2019. „Ich würde mir eine 3+ geben. Es ist immer noch Luft nach oben. Das Spiel muss immer konstanter werden, dieser Prozess dauert einfach relativ lange. Grundsätzlich kann ich das gleiche wie die ganz großen Namen auf der Tour, nur sie können es halt öfter“, gab sich Clemens bei SPORT1 bescheiden.
Der "Giant" entscheidet sich für die Profi-Karriere
Um dieses Ergebnis zu toppen, verschrieb sich der Saarländer voll und ganz dem Darts.
Clemens arbeitete jahrelang als Industriemechaniker und entschied sich 2019, voll auf die Karte Darts zu setzen. Er gab den Freistellungsantrag ab und tauschte damit die Arbeitsmontur endgültig gegen das schwarze Polo-Shirt, das er - abwechselnd mit einem roten - auf der Bühne trägt.
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Durch den Wegfall der Doppelbelastung steigerte er seinen Average merklich. Für einen Darts-Profi ist dies das A und O.
Clemens erreichte als erster Deutscher ein WM-Achtelfinale
Tatsächlich feierte Clemens schon bei der PDC World Darts Championship 2021 seinen größten Erfolg. Da er in der PDC Order of Merit Rang 31 belegte, war er direkt für die zweite Runde gesetzt.
Dort kam es gegen Nico Kurz ausgerechnet zum Aufeinandertreffen zweier deutscher Spieler, das Clemens mit 3:1 gewann. In der dritten Runde gelang ihm dann ein Coup gegen den damals amtierenden Weltmeister Peter Wright (4:3), weshalb er als erster Deutscher ein WM-Achtelfinale erreichte.
Erst in diesem Krimi-Match war gegen den Polen Krzysztof Ratajski Schluss (3:4), nachdem sein Gegner zehn und er selbst sieben Matchdarts hatte.
Beim Players Championship 20 im Juni 2021 spielte Clemens gegen Jelle Klaasen seinen ersten Neun-Darter bei einem PDC-Event.
Clemens ging als Nummer 25 der Welt in die PDC World Darts Championship 2022. Dort traf er zunächst auf Lewis Williams, gegen den er ohne Satzverlust siegte. Gegen Jonny Clayton in Runde drei konnte er sich allerdings nicht durchsetzen.
Bei der WM 2023 stieg er wie direkt in Runde zwei ein. Nach einem starken 3:0-auftaktsieg gegen William O‘Connor überstand er gegen Jim Williams einen echten Darts-Krimi mit Match-Dart gegen sich. Aber „Gaga“ zeigte starke Nerven, drehte das Spiel und nutzte seinen ersten Match-Dart auf das Bullseye. Damit hat er seinen Erfolg von der WM 2021 wiederholen können.
Gabriel Clemens - der deutsche Darts-Gigant
- Geboren: 16. August 1983, Saarlouis (Deutschland)
- Familienstand: in einer Beziehung
- Spitzname: German Giant, oft verkürzt zu „Gaga“
- Wurfhand: rechts
- Einlaufmusik: „Wonderwall“ von Oasis
Größte Karriereerfolge
PDC
Jahr | Organisation | Erfolge |
---|---|---|
2022 | PDC | European Championships Runde der letzten 32
Players Championship 18 Finale
World Cup of Darts Halbfinale mit Martin Schindler |
2021 | PDC | UK Open Achtelfinale
Players Championship 25 Finale |
2020 | PDC | World Cup of Darts Halbfinale mit Max Hopp
World Matchplay Achtelfinale
World Grand Prix Achtelfinale
UK Open Achtelfinale
WM Achtelfinale |
2019 | PDC | Players Championship 5 Finale
Players Championship 10 Finale
Players Championship Finals Achtelfinale
German Darts Masters Finale |
2018 | PDC | Players Championship 11 Finale
Players Championship Finals Achtelfinale |
2017 | BDO | World Masters Halbfinale |