Martin Schindler ist der Emporkömmling der deutschen Darts-Szene. Mit gerade einmal 22 Jahren hat er schon zahlreiche internationale Erfolge vorzuweisen und sich in der erweiterten Weltspitze etabliert.
Schindler über Taylor und Ziele
So qualifizierte er sich 2018 erstmals für die WM im Ally Pally, erreichte 2017 und 2018 jeweils mit Max Hopp das Viertelfinale beim World Cup of Darts und schaffte jüngst den Sprung in das Finale der Junioren-WM.
Die Qualifikation für die WM 2019 hat er bereits in der Tasche. Dazu ist er erstmals beim Grand Slam of Darts (ab Samstag LIVE im TV auf SPORT1) dabei.
Unmittelbar vor dem Turnier in Wolverhampton sprach Schindler mit SPORT1 über das anstehende Major-Event, seine Erwartungen an seine zweite WM-Teilnahme und auch über seinen Tagesablauf als Darts-Profi. Dazu erklärt er, wie es der Darts-Szene ohne Phil Taylor ergeht.
SPORT1: Herr Schindler, wie lautet Ihre Zielsetzung für den Grand Slam of Darts?
Martin Schindler: Die Gruppe will ich überstehen. Dann spiele ich Runde für Runde weiter. Aber mit dem Viertelfinale würde ich mich zufrieden geben.
SPORT1: Wie schätzen Sie ihre Gruppengegner Mensur Suljovic, Stephen Bunting und Scott Mitchell ein? (Spielplan des Grand Slam of Darts)
Schindler: Es ist keine einfache Gruppe. Mensur ist der Topgesetzte, von ihm erwarten alle, dass er gewinnt. Er wird sich aber selbst unter Druck setzen, dass er Erster in dieser Gruppe wird. Bunting und Mitchell sind sehr erfahrene Spieler und haben schon einiges erreicht. Gerade Bunting ist viel in der PDC unterwegs. Das sind auch keine einfachen Lose. Ich muss definitiv mein Bestes geben und auf die guten Momente hoffen.
SPORT1: Für diejenigen, die nicht wissen, was es damit auf sich hat: Was macht den Wettbewerb so besonders?
Schindler: Generell das Spielsystem. Es ist das einzige Turnier bei der PDC, bei dem Round Robin - also in Gruppen - gespielt wird. Das heißt, man kann sich auch mal einen Fehltritt erlauben und hat trotzdem noch die Chance auf das Weiterkommen. Außerdem die Tatsache, dass BDO-Spieler, die eigentlich nicht bei der PDC vertreten sind, an den Start gehen und für eine Überraschung sorgen können.
Van Gerwen ist immer Topfavorit
SPORT1: Bei den letzten Turnieren ist Michael van Gerwen für seine Verhältnisse früh ausgeschieden. Ist er für den Grand Slam of Darts und für die anschließende WM dennoch ein Topfavorit?
Schindler: Van Gerwen muss man immer als Topfavoriten handeln, an ihm führt kein Weg vorbei. Es macht sich bemerkbar, wenn solche Jungs von Woche zu Woche unterwegs sind. Dann fehlt auch mal die Kraft. Das war bei van Gerwen ein paar Mal der Fall. Aber in wichtigen Phasen wird er garantiert wieder angreifen.
SPORT1: Wer kann ihm am ehesten gefährlich werden? Wer sind die Favoriten?
Schindler: Gary Anderson und Peter Wright muss man immer auf dem Schirm haben. Bei Rob Cross weiß ich nicht genau, wie er sich präsentieren wird. Also van Gerwen, Wright und Anderson sind die Leute, an denen kein Weg vorbei führt.
SPORT1: Wie schätzen Sie die Chancen der anderen Deutschen Teilnehmer beim Grand Slam, Max Hopp und Michael Unterbuchner, ein?
Schindler: Max hat durchaus eine Chance, seine Gruppe zu überstehen. Er hat eine sehr gute European Darts Championship gespielt. Bei Unterbuchner weiß ich nicht genau, wie er sich oben auf der Bühne präsentieren wird. Er hat schon Erfahrungen gesammelt, aber die Gegner sind keine Leichten. Das zeichnet jedes Fernsehturnier aus. Er hat eine Chance, aber es hängt davon ab, wie er sich selbst präsentieren kann.
Schindler profitiert von starkem Hopp
SPORT1: Hopp hatte eine sehr erfolgreiche Saison – gibt Ihnen das auch einen Schub?
Schindler: Ja. Max zeigt damit, dass es möglich ist, Turniere zu gewinnen. Er jagt anderen Spielern damit auch Angst ein, wenn sie gegen Deutsche ranmüssen. Der Respekt vor uns steigt. Man merkt, dass wir ein aufstrebendes Land sind.
SPORT1: Bald startet auch die Darts-WM. SPORT1 wird wieder LIVE übertragen. Was versprechen Sie sich von dem Turnier im Ally Pally?
Schindler: Ich hoffe auf eine super Atmosphäre. Ich freue mich, dass ich mit meiner Familie und meiner Freundin hinfahren kann. Es ist von der Kulisse her riesig. Und ich hoffe, mich gut präsentieren zu können. Ich möchte nicht in der ersten Runde gleich rausfliegen. Also zweite Runde und - je nach Los - auch die dritte Runde sind mein Ziel. Der Weg ist lang und definitiv nicht einfach, aber es wird eine klasse WM werden.
SPORT1: Wie sieht ihr Tagesablauf aus? Spielen Sie von früh bis spät nur Darts? Haben Sie noch einen anderen Job?
Schindler: Nein, ich habe keinen anderen Job. Aber das heißt auch nicht, dass ich den ganzen Tag nur Darts spiele. Für mich ist Darts meine Arbeit und wenn ich meine Arbeit noch mit nach Hause nehmen würde, würde ich daran versauern. Pro Tag spiele ich mindestens eine Stunde, aber wenn ich einen Tag nicht dazu komme, ist es auch nicht schlimm. In erster Linie kommt es auch auf Kopfarbeit an, das kann man sich nicht antrainieren. Das ist eine Sache der Erfahrung.
Hohes Niveau in der BILD Superleague Darts
SPORT1: Im Rahmen der BILD Super League Darts wird der letzte deutsche WM-Teilnehmer ermittelt. Wer von den übrigen Startern hat die Chance auf die WM? (BILD Superleague Darts Germany: 18. November, ab 13 Uhr LIVE im TV auf SPORT1)
Schindler: Das Niveau der Super League ist sehr hoch, da hat jeder die Qualität, sich durchzusetzen. Vorreiter werden Maik Langendorf und Robert Marijanovic sein. Der Rest ist sehr unerfahren auf der Bühne.
SPORT1: Was halten Sie von dem Format?
Schindler: Es ist eine sehr gute und super umgesetzte Erfindung, weil man gegen die besten anderen deutschen Spieler antritt. Man kann sich austauschen und man spielt bei der Qualifikation zur European Tour genau gegen diese Leute. Wenn man bei der Super League schon das Gefühl bekommt, dass man sie schlagen kann, hat man es auch bei solchen Turnieren einfacher. Es ist außerdem ein hervorragendes Training mit 15 Spielen an einem Wochenende.
SPORT1: Phil Taylor hat seine Karriere beendet. Hat das den Darts-Sport verändert?
Schindler: Nicht wirklich. Phil Taylor hat generell den Darts-Sport verändert. Aber mittlerweile ist das Niveau höher. Michael van Gerwen, Peter Wright und Gary Anderson, die am Ende auch vor Phil Taylor standen, sind nachgekommen. Also vom spielerischen Level fehlt nichts.
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