Er will 100 Millionen Dollar, weil er durch ein Sex-Tape entblößt wurde - und muss dafür zahlreiche weitere Entblößungen aushalten.
Sex-Prozess: Hulk Hogans Entblößung
Hulk Hogan, das Wrestling-Denkmal, gegen Gawker, das Enthüllungsportal im wortwörtlichen Sinne: Durch diesen Gerichtsprozess, der per Livestream in die ganze Welt übertragen wird, kann die ganze Welt gerade mehr über das Intimleben des 62-Jährigen erfahren, als ihm lieb ist.
Im Oktober 2012 hatte Gawker ein schon vorher im Netz kursierendes Sex-Video Hogans in Auszügen veröffentlicht: eine Minute und 41 Sekunden lang, etwa neun Sekunden Vollzug.
Der 62-Jährige fordert Schadenersatz für die Verletzung seiner Privatsphäre, Gawker beruft sich auf das öffentliche Interesse - und beide Seiten glauben, den entscheidenden argumentativen Clou für sich zu haben.
Das Wrestling-Denkmal fühlt sich ruiniert
Auf dem Tape ist zu sehen, wie Hogan mit Heather Clem, der Frau seines ehemals besten Freundes schläft, aufgenommen wurde das nach Hogans Darstellung ohne sein Wissen und gegen seinen Willen.
Die Veröffentlichung des Tapes habe sein Leben ruiniert, berichtete Hogan im Gerichtssaal in Florida: "Es macht mich noch immer fertig. Mein Leben ist nicht mehr dasselbe."
Die Gegenseite will das nicht gelten lassen. Durch die Tatsache, dass Hogan öffentlich abstritt, mit Clem geschlafen zu haben, sei ein öffentliches Interesse an dem Tape gegeben gewesen. Gawker beruft sich auf den ersten Zusatz der US-Verfassung, auf die Pressefreiheit, die in diesem Fall den Persönlichkeitsschutz aussteche - auch deshalb, weil dem Hulkster der Schutz seiner Persönlichkeit sonst auch kein großes Anliegen sei.
Als Beleg dafür, dass Hogan seine Privatsphäre so wichtig nicht sein könne, präsentierte Gawker diverse Dokumente, in denen Hogan offen und sehr explizit über sein Sexleben plauderte: Auszüge aus einer Autobiographe, Interviews mit TMZ, Howard Stern und auch Bubba Clem - Heather Clems damaligem Ehemann.
Hulk Hogan ist nicht gleich Hulk Hogan
Hogans Reaktion: Er betonte, dass er in diesen Situationen als Hulk Hogan gesprochen habe, als Kunstfigur, in einer Rolle. Dass er im realen Leben aber Terry Bollea heiße und dass er als solcher ein Anrecht auf Privatsphäre habe, das durch die Tape-Veröffentlichung verletzt worden sei. Im Zuge dessen musste der vereidigte Terry Bollea etwa auch zugeben, dass sein bestes Stück nicht ganz so groß ist wie der, mit dem die Kunstfigur Hulk Hogan in ihren Interviews prahlte.
Ein unveröffentlichter Teil des Tapes hat übrigens einen Skandal im Skandal ausgelöst: Weil dort zu hören ist, wie Hogan rassistische Tiraden äußert, hat er seine Anstellung bei der WWE verloren.
Gut möglich, dass Hogan zumindest diesen Tiefpunkt bald überwunden hat: WWE-Vizechef Jean-Paul Levesque (Triple H) zeigt sich inzwischen offen für eine Rückkehr Hogans, die meisten Szenebeobachter rechnen damit, dass sie passieren wird - wenn Hogan den Prozess ohne weitere Skandale übersteht.
Hulk Hogan, die Kunstfigur, ist auf jeden Fall sicher, dass sein Darsteller den Prozess gewinnen wird: "Zeit, den nächsten Giganten zu slammen", twitterte er vor Prozessbeginn: "Whatcha Gonna Do Gawker? Gerechtigkeit, Brother!"