15 Jahre ist es nun her. Im Sommer 2004 hätte das Leben von Laura Ludwig fast einen anderen Weg eingeschlagen. Sie wäre vielleicht nicht Olympiasiegerin und Weltmeisterin geworden, sondern ein Mensch, der lebenslang auf Hilfe angewiesen ist.
Laura Ludwig - Die Beach-Königin
Beim Strandtraining mit ihrer damaligen Partnerin Sara Goller und Coach Olaf Kortmann erlitt die 18-jährige Ludwig einen Schlaganfall. Die Diagnose, die sie im Krankenhaus bekam, war "ein Schock, ein Schlag, ich war wie von Sinnen", wie sie rückblickend sagt.
Aber schon damals zeigte sich eine Eigenschaft, die ein Markenzeichen ihrer ganzen Karriere werden sollte - absoluter Kampfgeist. "Alles wird gut, habe ich mir gesagt, und ich werde alles dafür tun", verpasste sie sich selbst das Motto für die Rückkehr in den Spitzensport.
2003 - frühe Erfolge und Titel
Bis zu diesem Zeitpunkt war sie auf dem besen Weg, sich im Beachvolleyball zu etablieren und einen Namen zu machen. Sie wurde U18-Weltmeisterin und U18-Europameisterin (beides 2003). Dazu wurde sie 2004 EM-Dritte bei den U23-Wettbewerben und bildete mit ihrer neuen Partnerin Goller das jüngste Team, das je ein Turnier der nationalen Beachserie gewinnen konnte.
Aber so makaber es klingt, der Schlaganfall war nur ein Startschuss zu einer Karriere, die im Beachvolleyball fast schon einzigartig ist. In den kommenden Jahren mauserte sich das Duo Ludwig/Goller zur nationalen Nummer eins und konnte diese Dominanz mit zahlreichen Deutschen Meisterschaften und dem EM-Titel 2008 untermauern.
Neben den Teamerfolgen konnte Ludwig auch mehrere Einzelerfolge feiern. Sie wurde insgesamt neun Mal in Folge zur Beachvolleyballerin des Jahres gewählt. Dazu verlieh ihr der Weltverband FIVB 2011 den Titel "Best Offensive Player". So erfolgreich sie aber national und in Europa war, für die ganz große Konkurrenz aus Nord- und Südamerika reichte es noch nicht.
Kein Glück bei den großen Events
Bei den Olympischen Spielen 2008 musste sie sich mit ihrer Partnerin dem österreichischen Duo Doris und Stefanie Schwaiger geschlagen geben. Vier Jahre später in London war im Viertelfinale gegen die Brasilianerinnen Larissa/Juliana Schluss. Auch bei der Weltmeisterschaft 2011 in Rom musste sie nach dem Achtelfinale gegen May-Treanor/Walsh (USA) die Koffer packen.
Nach einem weiteren enttäuschenden Jahr 2012 beendete Sara Goller ihre Karriere und Ludwig brauchte eine neue Partnerin. Sie entschied sich für Kira Walkenhorst und damit für die Partnerin, mit der sie ihre größten Erfolge feiern sollte. Nach einigen guten Ergebnissen 2013 kam im folgenden Jahr der Durchbruch. Beim Grand Slam in Shanghai feierte das Duo Ludwig/Walkenhorst den ersten Triumph eines deutschen Teams bei einem Grand Slam.
2013 - Mit Walkenhorst zum Durchbruch
Wegen einer Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber von Walkenhorst musste Ludwig das Jahr zwar mit Julia Sude beenden. Aber 2015 fand sich das spätere Erfolgsduo wieder zusammen und feierte gleich wieder Erfolge. Sie holten sich den zweiten gemeinsamen Titel bei Deutschen Meisterschaften und gewannen das Open-Turnier in Puerto Vallarta.
Damit waren die beiden in der Weltspitze angekommen. Im Mai 2016 holte sie sich ihren insgesamt vierten Europameistertitel und triumphierte eine Woche später beim Major-Turnier in Hamburg. Mit dem Erfolg beim anschließenden Grand Slam in Olsztyn kletterte das Duo erstmals auf Platz eins der Weltrangliste.
2016 - Der Höhepunkt in Rio
Vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro waren sie plötzlich einer der Topfavoriten auf den Titel. Dem Druck hielt Ludwig und ihre Partnerin stand. Ohne Satzverlust in den K.o.-Runden holten sie sich als erstes europäischen Frauen-Team den Titel. Ausgerechnet an der Copacabana, dem Heiligtum des brasilianischen Beachvolleyballs, feierte Ludwig ihren größten Triumph.
Das nächste große Ziel war nun die Weltmeisterschaft 2017 in Wien. Allerdings warf sie eine Schulterverletzung zu Jahresbeginn zurück. Aber mal wieder zeigte sie ihren Kampfgeist und Leidenschaft für den Sport. Sie quälte sich durch die Reha und meldete sich mit Walkenhorst per Sieg beim Smart Cup in Münster auf der World Tour zurück.
2017 - Weltmeistertitel in Wien
In Wien setzte sie ihrer bis dahin schon einmaligen Karriere die Krone auf. Als erste Deutsch feierte sie mit Walkenhorst den Weltmeistertitel. Damit hatte sie den Gipfel des Beachvolleyballs endgültig erklommen.
Danach setzte sie aber erstmal andere Prioritäten. In der Weihnachtszeit 2017 verkündete sie ihre Schwangerschaft und die damit verbundene Auszeit vom Beachvolleyball. Doch wer nun denkt, dass es jetzt ruhiger um die Berlinern wird, liegt falsch. Die Herausforderung, als Mutter wieder auf die Tour zurückzukommen und neue Erfolge zu erringen, ist ihr nächstes Ziel.
2019 - Comeback als Mutter
"Als Mami auf Tour erfolgreich zu sein, ist auf jeden Fall eine neue und spannende Herausforderung. Das gibt mir vielleicht noch mal eine andere Motivation", sagte sie im Vorfeld vor dem Weltmeisterschaft 2019 - ihrem ersten großen Turnier als Mutter.
Dabei muss sie allerdings auf ihre Gold-Partnerin Walkenhorst verzichten. Die hat während ihrer Schwangerschaftspause die Karriere beendet. Daher hat sie sich nun mit Margareta Kozuch zusammengetan. Die hat im Hallenvolleyball bereits zahlreiche Erfolge gefeiert und will sich nun auch im Sand nochmal beweisen.
Allerdings ist das Duo noch weiter in der Findungsphase. Das langfristige Ziel sind die Olympischen spiele 2020 in Tokio. Bei der WM 2019 in Hamburg war für das Ludwig bereits in der ersten K.o.-Runde Schluss. Doch am Ende der Saison wachsen die beiden über sich hinaus und gewinnen das Finale der World Tour.