Das mussten die Amerikaner dann neidlos anerkennen - und waren sich auch nicht zu schade, sich in folgenden Wortspielen und Witzeleien zu ergehen.
Plötzlich spricht die Welt von Andi Obst
„Andi who? Andi Obst!“, textete das Online-Portal tellerreport.com - um dem eigenen unterlegenen Team dann tadelnd noch einen spöttischen Kommentar mit auf den Weg zu geben: „Eat your fruits, USA!“
Zu deutsch quasi: Hätten die allesamt sonst in der NBA agierenden hochfavorisierten Basketball-Superstars ihre Hausaufgaben gemacht, so müssten sie die Verlierer-Suppe nun auch nicht auslöffeln, die sie sich da eingebrockt haben.
Oder besser gesagt: Sich haben einbrocken lassen angesichts dieses sensationellen Siegs (113:111) dieser unglaublich agierenden deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Nicht zuletzt eben dank dieses gewissen Andi Obst.
„Alle wollen herausfinden, wer Andreas Obst ist“, schrieb der bekannte Basketball-Experte Bill Simmons aus den USA bei X (ehemals Twitter) - und wunderte sich auch über die Leistungen der anderen deutschen Stars. Doch im Vordergrund aller Lobeshymnen stand Obst.
Basketball-WM: Obst und der magische Moment fürs Finale
Es war ein magischer Moment, mit dem der Shooting Guard des FC Bayern das Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) zum ersten Mal in ein Endspiel bei einer Weltmeisterschaft führte und damit Geschichte schreiben ließ.
Rückblende: 1:18 Minuten sind noch zu spielen, Deutschland führt mit 108:107 - das Duell steht auf des Messers Schneide. Dann findet Starspieler Dennis Schröder an der Dreierlinie Andreas „Andi“ Obst. Der lässt zunächst Tyrese Haliburton (Indiana Pacers) mit einer Wurffinte vorbeirutschen, um dann eiskalt zu versenken. Die Entscheidung, der vorweggenommene sportliche Todesstoß, auch wenn die USA kurz darauf noch einmal auf zwei Punkte verkürzen, ehe Schröder nochmal eiskalt zuschlug.
Obst wird schließlich auch zum Mann des Spiels, begleitet von MVP-Rufen deutscher Fans und Mitspieler, er kommt insgesamt auf 24 Punkte (Topwert) und sechs Assists, bringt dabei vier von acht möglichen Dreiern im Ziel unter.
„Es war das geilste, das wichtigste Spiel“
„Ich habe es immer gesagt, Andi Obst ist einer der besten Shooter in der FIBA. Wenn nicht gar DER Beste. Er hatte ein unglaubliches Spiel und zudem sogar sechs Assists“, schwärmte Headcoach Gordon Herbert nach dem Spiel bei Magenta. Johannes Voigtmann meinte gar, Obst sei „der beste Werfer des Planeten“.
Der Center ergänze: „Er ist unglaublich, er kann aus allen Lagen treffen. Dieser Wurf am Ende war so entscheidend für uns.“ US-Coach Steve Kerr: „Obst war der Schlüssel zum Sieg Deutschlands.“ Einige Basketball-Fans bei X fragten sich gar, warum Obst nicht in einem NBA-Kader stehe.
Und die FIBA, der Basketball-Weltverband, widmete den Reaktionen aus den sozialen Kanälen auf die Obst-Gala gar einen eigenen Artikel, schrieb in einem anderen Stück, Obst habe „das Internet zum Kochen gebracht. Er war wohl der beste Spieler in einem Spiel, das vielleicht als das beste Spiel in die Geschichte der FIBA eingehen wird.“
In der Tat war es für Obst das Spiel seines Lebens: Der Dreier-Spezialist versenkte wie gewohnt hochprozentig von außen, zog sogar dreimal bei einem Dreierversuch ein Foul.
Doch vor allem blieb der 27-Jährige stets aktiv, attackierte regelmäßig die Zone und setzte unter Druck seine Mitspieler glänzend in Szene. „Es war das geilste, das wichtigste Spiel, das ich gespielt habe. Ich bin noch ein bisschen sprachlos“, erklärte der MVP hinterher freudestrahlend bei Magenta.
Was Obst an diesem historischen Freitagmittag dabei zweifelsohne auch in die Karten spielte: Daniel Theis zeigte mit 21 Punkten und wichtigen Defensivaktionen ebenso sein bislang wohl bestes Länderspiel im DBB-Dress - überdies übernahmen Franz Wagner und Schröder in wichtigen Situationen die Kontrolle.
Nicht nur Schröder und Theis adeln Obst
Am Ende hielten sich bei allen Protagonisten Euphorie und Adrenalin die Waage: „Was willst du da hören? Wir sind einfach eine verdammt geile Truppe! Mit so einer Truppe gehst du in jedes Spiel rein. In jedes Turnier“, sprudelte es aus Obst nur so heraus. „Wenn du solche Jungs im Rücken hast, so einen Staff, so eine Familie im Rücken hast, dann kann nichts schief gehen. Egal, ob man gewinnt oder verliert, man kämpft bis zum Ende und dann wird etwas Gutes passieren. Boah, es hat gereicht!“
Auch Theis bezeichnete Obsts Leistung als „unglaublich“ - und hatte auch eine Idee, warum es für den Shooter gegen die USA so hervorragend lief: „Ich weiß nicht, ob sie ihn nicht genug respektiert haben. Es waren nicht nur die Dreier, er ist zum Korb gegangen, hat viele Plays und Lay-Ups kreiert. Es war unglaublich.“
Schröder konnte sich dem nur anschließen. „Ich weiß noch vor vier oder fünf Jahren, er konnte werfen, aber hatte keine Moves. Was er sich mittlerweile für ein Package angeeignet hat, ist unglaublich. Wir freuen uns alle für ihn, dass er MVP geworden ist. Respekt vor ihm, er hat so hart gearbeitet.“
„Sie müssen ihm eine Statue bauen“
Johannes Thiemann erklärte: „Ich spiele mit ihm, seit ich 16 bin, also weiß ich, was er kann. Und sie müssen ihm eine Statue bauen.“
Wagner wiederum meinte: „Ich bin ein bisschen überwältigt. Das passiert nicht von heute auf morgen. Es muss Sch***zeiten geben, damit so was passieren kann.“
Der vierte der deutschen NBA-Legionäre unterstrich: „Es ist ja nicht nur ein Sieg. Es bedeutet mehr für den Basketball und die deutsche Sportkultur. Es ist einfach geil.“
Bester Dopingtest in Obsts Lebens
Das leuchtete im Moment des Triumphs auch Deutschlands Basketball-Ikone Dirk Nowitzki ein. Der NBA-Champion von 2011 mit den Dallas Mavericks, der nie in einem WM-Finale gestanden hatte, mit Bronze 2002 in Indianapolis den bisher größten Erfolg einer deutschen Mannschaft im Weltvergleich geschafft hatte, jubelte auf Social Media mit, als er von seinen Erben übertroffen worden war.
Dass Obst, der nun auch im Finale zum deutschen Gold-Faktor mutieren soll, selbst noch bei der Dopingkontrolle der Auserwählte war und im Rampenlicht stand, passte nur allzu gut ins Bild: „Bester Dopingtest meines Lebens“, scherzte der Matchwinner hinterher auf X (ehemals Twitter).
Nach dem nun mit Hochspannung erwarteten WM-Endspiel am Sonntag gegen Serbien (ab 14.40 Uhr im Liveticker auf SPORT1) darf sich all das gern wiederholen. Damit dann auch die Gazetten des Balkanlandes über Obst zu geistreichen Schlagzeilen anheben.