Zwischen dem eigenen Anspruch, dem Selbstverständnis eines Athleten oder Teams und der tatsächlichen Realität liegen im Sport hin und wieder Welten. Bestes Beispiel für eine solche Diskrepanz ist das Abschneiden der US-Basketballer bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft.
Spektakulärer Racheplan der USA?
Was sollte für DIE Basketball-Nation schlechthin anderes rauskommen als der Titelgewinn? Nichts.
In kaum einer Sportart gibt es ein derartiges Anspruchsdenken über die Vorherrschaft. Umso demütigender, wenn der erwartete und eingeplante Erfolg ausbleibt. So geschehen vergangene Woche.
Erst setzte es im WM-Halbfinale eine bittere 111:113-Pleite gegen den späteren Champion Deutschland, dann ging zudem noch das Spiel um Platz 3 in der Overtime gegen Kanada verloren.
USA enttäuschen bei Basketball-WM
Gewiss, mit den Megastars der Szene war das US-Team nicht angereist, dennoch sind Spieler wie Jalen Brunson, Anthony Edwards, Tyrese Haliburton und Co. gestandene NBA-Profis, die als Favoriten galten.
„Schrecklich, schlicht und einfach“, fasste Brunson nach der bitteren Pleite gegen Deutschland seine eigene Leistung zusammen. Teamkollege Austin Reaves ergänzte: „Wir kannten die Aufgabe, die vor uns lag, nämlich zu gewinnen, und das haben wir nicht geschafft.“
Head Coach Steve Kerr fügte im Angesicht der US-Dominanz früherer Tage hinzu: „Das Spiel ist in den vergangenen 30 Jahren globalisiert worden. Solche Spiele sind schwierig. Wir sind nicht mehr im Jahr 1992.“ Dem Jahr, in dem das originale „Dream Team“ mit Michael Jordan, Magic Johnson und Co. Olympia-Gold in Barcelona holte und einen globalen Basketball-Boom befeuerte
„Die Spieler sind überall auf der Welt besser“, stellt Kerr nun fest: „Die Mannschaften sind besser. Es ist nicht einfach, eine Weltmeisterschaft oder die Olympischen Spiele zu gewinnen.“
LeBron James will wohl Superteam rekrutieren
Das unzufriedenstellende WM-Abschneiden hat in den USA Spuren hinterlassen. Bei den im kommenden Sommer anstehenden Olympischen Spielen in Paris soll sich eine derartige Enttäuschung nicht noch einmal wiederholen.
Mit LeBron James geht dabei nun einer der Megastars der USA voran. Laut The Athletic soll der Lakers-Profi einige der berühmtesten und besten Basketballer seines Landes rekrutieren, um in der französischen Hauptstadt ein Superteam zu bilden.
Demnach soll sich King James - der zum Zeitpunkt der Spiele 39 Jahre alt sein wird - um die Dienste von Stephen Curry, Kevin Durant, Jayson Tatum, Anthony Davis und Draymond Green bemühen. Als weitere Namen werden unter anderem Kyrie Irving, Damian Lillard, Devin Booker und De‘Aaron Fox gehandelt. Booker schrieb bereits bei X (früher Twitter), dass er sich zur Verfügung stellen würde.
Arenas kündigt Großes an
Dass die US-Pleite gegen Deutschland und das generelle Abschneiden bei der WM Spuren hinterlassen hat, machte kürzlich auch ein Video von Ex-NBA-Profi Gilbert Arenas deutlich.
In den sozialen Netzwerken sagte der dreimalige NBA-All-Star: „Ihr habt Scheiße gebaut! Jetzt kommt LeBron. Ihr habt euch zu früh gefreut. LeBron bringt ganz Amerika mit. Alle werden da sein. Paris, ihr seid nicht bereit für das, was da kommt.“
Dann richtete sich Gilbert direkt an den Weltmeister. „Deutschland, ihr bekommt den Arsch versohlt. Wir schlagen euch alle mit 50 Punkten“, so der Ex-Sportler weiter.
Nicht gut genug für Andi Obst?
In Schockstarre verfällt die Konkurrenz ob der Ankündigung derweil nicht. Der FC Bayern kommentierte die News auf X mit den Worten: „Wir fragen uns, ob das ausreicht, um Andi Obst zu stoppen.“
Der Guard der Münchner war im Halbfinale gegen die USA nicht aufzuhalten und war mit 24 Punkten der beste Scorer der Partie. „Es ist aber gut zu sehen, dass sie es versuchen“, schrieb der FCB süffisant.
Dream Team 2024 mit LeBron, Curry, Durant?
Sollte LeBron James tatsächlich in Paris auflaufen, wären es seine ersten Olympischen Spiele seit 2012, wo er in London zusammen mit Durant und dem tödlich verunglückten Kobe Bryant Gold holte. Für den inzwischen 35 Jahre alten Warriors-Superstar Steph Curry wäre es gar der erste Olympia-Auftritt und eine passende Abrundung seiner Hall-of-Fame-Karriere. Der bald ebenfalls 35 Jahre alte Durant wiederum könnte mit seiner vierten Goldmedaille in Folge zum alleinigen Rekord-Olympioniken der USA aufsteigen.
Ein erster gemeinsamer Olympia-Auftritt der alternden Granden würde definitiv „Dream-Team“-Gefühle wecken und jede Menge geldwerte Aufmerksamkeit auf das Turnier in Paris lenken.
Wie auch immer das Team am Ende aussehen wird: Gold ist der selbstverständliche Anspruch für die USA, die seit 1992 mit einer Ausnahme (2004 in Athen siegte Argentinien) jedes mal bei Olympia triumphiert haben.
Jedes andere Ergebnis ist nach amerikanischem Selbstverständnis eine Blamage - und eine umso größere, je prominenter die Mannschaft besetzt sein wird.